Auf Bewährung
ein ziemlich beeindruckendes Haus, was Sie hier haben«, bemerkte Roy, während er die Tasse auf dem Unterteller balancierte und in einen Blaubeerscone biss.
»Natürlich ist es inzwischen viel zu groß für mich, aber ich habe jede Menge Enkel, und ich finde es schön, wenn sie mich an so einem Ort besuchen können. Außerdem lege ich großen Wert auf meine Privatsphäre.«
»Beth hat gesagt, du hättest einen Job für mich«, sagte Mace.
Altman schaute sie ernst an. »Ja. Und ich muss sagen, dass ich nie wiedergutmachen kann, was du für mich getan hast.«
Verlegen senkte Mace den Blick. »Okay.«
Altman schaute zu Roy. »Diese Frau hat mir das Leben gerettet«, erklärte er. »Haben Sie das gewusst?«
»Nein, aber das fällt mir leicht zu glauben.«
»Es war die HF-12-Gang«, erklärte Altman, »wirklich üble Burschen.«
»HF-12?«, fragte Roy.
»Heroin Forever«, antwortete Mace. »Sie hatten ein Dutzend Mitglieder, alles richtig harte Jungs, aber nicht sonderlich kreativ, was Namen betrifft. Die Hälfte von ihnen sitzt jetzt hinter Gittern.«
»Und die anderen sechs?«, hakte Roy nach.
»Tot.«
»Ich wollte dich mehrmals besuchen«, sagte Altman, »aber sie haben mich nicht ins Gefängnis gelassen.«
»Warum?«
»Mein Ruf eilt mir voraus. Die Justizvollzugsanstalten von West Virginia haben meinen Zorn schon mehrmals zu spüren bekommen.«
»Du hättest mit Beth reden sollen. Sie hätte dich schon reinbekommen.«
»Ich wollte deine Schwester nicht noch zusätzlich belasten. Sie hatte auch so schon Druck genug.« Er blickte zu Roy. »Es gibt da eine Bundesanwältin, die Mace und ihre gefeierte Schwester aufs Korn genommen hat.«
»Mona Danforth«, sagte Roy.
»Genau.« Altman drehte sich wieder zu Mace um. »Vor einem Jahr gab es sogar Gerüchte, dass Beth abgesetzt werden sollte.«
Mace stellte ihre Tasse ab. »Das habe ich nicht gewusst. Sie hat nie ein Wort gesagt.«
»Deine Schwester regelt gerne alles intern, doch manchmal übertreibt sie es damit.« Er schaute Mace scharf an. »Und ich glaube, du bist ihr in dieser Hinsicht ähnlich. Glücklicherweise hat der Bürgermeister allem Gerede über Beths Entlassung ein Ende bereitet.«
»Was genau machen Sie eigentlich, Professor?«, fragte Roy.
»Ich mache die Welt oder zumindest die Hauptstadt dieses Landes zu einem sichereren Ort, indem ich ihre Probleme analysiere und an der Wurzel packe.«
Roy nickte. »Bildung, Präventivmaßnahmen und so Sachen?«
»Ich meine damit, dass man den Menschen eine echte Wahl zwischen Gut und Böse geben muss, zwischen Recht und Unrecht. Meiner Erfahrung nach wählt nahezu jeder den rechten Weg, wenn man ihm eine echte Wahl anbietet.«
»Womit wir beim Grund meines Hierseins wären«, sagte Mace.
»Ja. Das Projekt, an dem ich gerade arbeite, basiert auf einem Forschungsstipendium, das ich bekommen habe.«
»Beth hat gesagt, dazu müsse man in einige der übelsten Gegenden von D. C.«
»Stimmt. In Gebiete, in denen du gearbeitet hast, als du noch bei der Polizei warst.«
»Und nach was genau suchst du da?«, fragte Mace.
»Nach Hoffnung.«
»Die ist da ziemlich schwer zu finden.«
»Genau deshalb habe ich mir diese Viertel ja ausgesucht.«
»Und was genau wäre meine Aufgabe?«
»Ich möchte, dass du dich mit bestimmten Leuten in diesen Vierteln triffst«, antwortete Altman. »Ich habe mit Hilfe des Sozialamtes zehn potenzielle Kandidaten ausgesucht. Ich möchte, dass du mit ihnen sprichst und ihnen meinen Vorschlag erklärst. Wenn sie akzeptieren, machen wir gemeinsam weiter.«
»Mace soll also den Kontakt herstellen, korrekt?«, fragte Roy.
»Genau.« Altman schaute zu Mace. »Vertritt er dich?«
»So was in der Art. Was genau soll ich diesen Leuten anbieten?«, fragte Mace.
»Ein Praktikum ... oder zumindest nenne ich es gerne so. Wir werden die Menschen aus ihrer gegenwärtigen Umgebung herausholen, sie in ein vollkommen anderes Umfeld verpflanzen und sie einem strengen Bildungs- und Sozialisierungsprogramm unterziehen. Wir werden ihre Interessen und Ziele ausloten und ihnen dabei helfen, diese Ziele zu verwirklichen. Wir werden ihnen Möglichkeiten bieten, die sie ansonsten nie gehabt hätten.«
»Das klingt ein wenig nach My Fair Lady «, bemerkte Roy.
»Mit einem entscheidenden Unterschied«, erwiderte Abe. »Die Verbindung zu ihrer jetzigen Welt wird nicht abgebrochen. Sie werden nach wie vor Kontakt dazu haben, und tatsächlich werden wir diesen Kontakt sogar fördern. Das Ziel des
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