Auf Bewährung
eines Schädel-Hirn-Traumas aussetzen wollte, wenn er ohne Helm auf Mace’ Ducati fuhr.
»Dann müssen Sie sich eben einen besorgen, wenn Sie mit mir fahren wollen«, hatte sie zu ihm gesagt.
»Ich werde darüber nachdenken«, hatte er erwidert.
»Über den Helm?«
»Nein, ob ich noch einmal mit Ihnen fahren will.«
Sie fuhren eine gewundene, asphaltierte Straße hinauf. Der Besitz lag hoch in dem, was man in D. C. »Berge« nennt, obwohl Leute, die wirklich aus den Bergen kommen, es wohl eher als »Erdhaufen« bezeichnen würden.
Mace schaute aus dem Fenster. »Ich wusste gar nicht, dass in Nord-Virginia jemand so viel Land besitzt.«
»Das scheint mir eine ganze Anlage zu sein«, sagte Roy. Er deutete auf ein großes Gebäude, dessen Dach mindestens dreißig Fuß hoch war. »Ich frage mich, was da drin ist.«
Sie fuhren durch eine Kurve, und das Herrenhaus kam in Sicht.
»Ach du ...!«, keuchten beide.
»Das sieht wie die Gebäude auf dem Campus von Georgetown aus«, bemerkte Roy.
»Nur größer«, fügte Mace hinzu.
Roy und Mace hielten neben einem schweren Bentley und einem alten, verbeulten Honda, einem wahrhaft ungleichen Paar. Sie stiegen aus und gingen zu einer riesigen Doppeltür hinauf, die auch gut in den Buckingham Palace gepasst hätte. Bevor Roy klingeln konnte, wurde die Tür geöffnet.
»Immer herein in die gute Stube«, sagte der Mann.
Abraham Altman war von durchschnittlicher Größe, nur wenig größer als Mace, und er hatte weißes Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, sowie ein glattrasiertes Gesicht. Er trug eine ausgeblichene Jeans und ein langärmeliges Hemd, das am Kragen offen war, sodass man ein paar Büschel grauer Brusthaare erkennen konnte. Seine Augen waren blau und lebhaft. Er war schon über siebzig, schien aber die Energie eines weit jüngeren Mannes zu besitzen.
Altman schüttelte Mace kraftvoll die Hand, vergaß dann alle Formalität, schloss sie in die Arme und hob sie vor lauter Überschwang sogar hoch.
Es sprudelte förmlich aus ihm hervor, als er sagte: »Es ist einfach wunderbar, dich wiederzusehen, Mace. Deine Schwester hat mir erzählt, was passiert ist. Leider war ich zu dem Zeitpunkt gerade in Asien, aber wäre ich hier gewesen, ich wäre sofort als Leumundszeuge für dich eingesprungen. Was für eine Ungerechtigkeit. Gott sei Dank bist du ohne größere Schäden da rausgekommen.«
Plötzlich wirbelte er herum und streckte Roy die Hand entgegen. »Ich bin Abraham Altman. Bitte nennen Sie mich Abe.«
»Roy Kingman. Ich kenne Ihren Sohn, Bill.«
»Wunderbar. Das ist sein Bentley da.«
»Er ist hier?«, fragte Roy.
»Nein, er ist mit seiner Familie draußen auf dem Land. Er hat ihn nur hier abgestellt, bis er wieder zurück ist.«
»Und wem gehört der Honda?«, fragte Mace.
»Das ist meiner.«
»Der gute, alte Bill fährt also einen Bentley«, sagte Roy. »Arbeitet er noch immer als Pflichtverteidiger?«
»Nein, das hat er letztes Jahr aufgegeben. Er macht jetzt andere Sachen.« Altman schien das nicht weiter ausführen zu wollen. »Kommen Sie in die Bibliothek. Wollen Sie was zu trinken?«
Roy und Mace schauten einander an. »Bier?«, sagte Roy.
»Ich habe eigentlich an Tee gedacht. Für den Nachmittagstee ist es natürlich ein wenig spät, aber dann nennen wir ihn einfach Abendtee. Ich bewundere vieles an unseren britischen Vettern, den Nachmittagstee ganz besonders.«
»Tee ist okay«, sagte Roy und schaute amüsiert zu Mace, als sie Abe Altmans riesiges Heim betraten.
Kapitel 18
E in kleiner Mann in makelloser goldener Tunika und weiter brauner Hose brachte ein großes Tablett mit heißem Tee, Tassen, Scones und Muffins und stellte es auf einen riesigen Fußhocker, der in dem gewaltigen Raum jedoch geradezu winzig wirkte. Die Decke war hoch, die Wände mit Leder verkleidet, und die Bücherregale bestanden aus massivem Mahagoniholz. Viele der Bücher hier sahen so aus, als wären sie tatsächlich gelesen worden. Ein sechs Fuß hoher Metallglobus stand in der Ecke, und neben den Fenstern war ein altmodisches Schreibpult zu sehen. Auf einem langen Tisch lagen mehrere Dutzend Bücher, die meisten davon aufgeschlagen.
Nachdem der Mann gegangen war, sagte Altman: »Das ist Herbert. Er ist schon seit Urzeiten bei mir. Er kümmert sich um den Haushalt. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen würde.«
»Ja«, seufzte Mace, »ich wünschte, wir hätten alle einen Herbert.«
Altman schenkte den Tee ein und verteilte das Gebäck.
»Das ist
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