Auf & Davon
Detailversessenheit hier als hilfreich erwiesen, aber er konnte dem FBI woanders weit besser nutzen als bei dieser geisttötenden Erbsenzählerei. Jetzt hatte er die Chance, das zu beweisen.
Er schüttelte einige Hände, ertrug ein paar „es tut uns ja so leid , dass du gehst“-Schulterklopfer, winkte seinen künftigen Ex-Kollegen zum Abschied zu, sagte dem Büroleiter, dass er später zurückkommen würde, um seinen Schreibtisch aufzuräumen, und ging hinaus. Er freute sich auf das, was Assistant Director Burns von der Ermittlungsabteilung für ihn haben würde. Er hatte verdammt hart für diese Beförderung gearbeitet. Wenn Burns ihn sofort sehen wollte, konnte das nur etwas Gutes bedeuten.
Zane legte einen Zwischenstopp im Waschraum ein, um seine Krawatte zu richten, und sich ordnend durch sein kurzgeschnittenes braunes Haar zu fahren. Der Anzug, den er trug, war für seine Größe von eins achtundneunzig maßgeschneidert, konnte jedoch die bulligen Muskeln darunter nicht ganz verbergen. Zanes Körper sah nicht so aus, als säße er den ganzen Tag nur am Schreibtisch, eine Tatsache, an die er täglich erinnert wurde, wenn er sich die leicht pummeligen Agenten um sich herum ansah. Er runzelte ein wenig die Stirn, während er die Krähenfüße an seinen Augenwinkeln begutachtete und die Unebenheiten, die zwei Brüche in seinem Nasenbein hinterlassen hatten. Mit einem unzufriedenen Ruck strich er sich mit den Händen über die glattrasierten Wangen und riss sich von seinem Spiegelbild los. Er knöpfte seine Jacke zu und ging nach oben.
Ü BER IHRE B RILLE HINWEG bedachte die Sekretärin Ty Grady mit einem Blick, der klarer als Worte ihre Missbilligung ausdrückte. Sie hob das Kinn, musterte ihn von Kopf bis Fuß und verzog das Gesicht über sein Erscheinungsbild. „Sie sind früh dran“, verkündete sie mit einem Hauch von Überraschung in der Stimme.
Ty musterte sie seinerseits von oben bis unten und legte den Kopf schief. „Ich bin mit Blaulicht gefahren.“ Er machte mit dem Finger eine Schraubenbewegung in der Luft neben seinem Kopf.
Naserümpfend beäugte sie der Reihe nach sein unrasiertes Gesicht, seine abgewetzte Lederjacke, seine alten Jeans und seine schmutzigen Cowboystiefel. Vor allem an seinem T-Shirt schien sie Anstoß zu nehmen, obwohl es sauber war. Es war schwarz und trug vorne den Aufdruck „Cocker County FBI” in großen, weißen Buchstaben. Bei genauerem Hinsehen konnte man kleinere Wörter zwischen den großen erkennen, und wenn sie die Augen zusammenkniff, konnte sie die ganze Aufschrift lesen: „ Erprobt im Cocke County Gefängnis durch das FBI“. Sie schnaubte empört, als sie ihn wieder anschaute. Ty ignorierte ihren anklagend ausgestreckten Zeigefinger und marschierte an ihr vorbei auf die Tür zum Büro des Assistant Director zu.
„Sie können doch da nicht so einfach reingehen!“, zischte sie und sprang von ihrem Stuhl auf.
Er blieb an der Tür stehen, drehte sich zu ihr um und drückte dann mit einem süffisanten Lächeln demonstrativ die Türklinke runter. Ihr Mund ging auf und wieder zu, dann hechtete sie zum Telefon, um ihn rasch noch anzukündigen, ehe er ganz drin war.
Assistant Director Richard Burns schaute überrascht und verärgert auf, als Ty ins Büro trat und die Tür hinter sich schloss. „Sie wollten mich sehen, Sir“, grüßte Ty. Seine Worte waren sachlich, aber sein Ton war so dreist wie immer.
„Setzen Sie sich“, befahl Burns und deutet mit seinem Stift auf die Besucherstühle vor dem Schreibtisch. „Wir warten noch auf jemanden.“
Ty ging zu einem der Stühle und setzte sich. Eine kleine Staubwolke wirbelte von seiner Lederjacke auf, als er sich auf den Sitz plumpsen ließ. Er gab sich Mühe, seine Überraschung so gut wie möglich zu verbergen. „Noch jemand?“, fragte er gleichmütig. „Werde ich jetzt gelyncht?“
„Wenn Sie die nächsten dreißig Minuten den Mund halten können, verbringen Sie die kommende Nacht vielleicht nicht im Kittchen. Was halten Sie davon?“, antwortete Burns ernsthaft und ohne von den Papieren, die er gerade unterschrieb, aufzuschauen.
Ty räusperte sich und rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
Z ANE G ARRETT betrat das Vorzimmer und sah die Sekretärin des Assistant Directors um ihren Schreibtisch herum huschen. Etwas schien sie völlig aus der Fassung gebracht zu haben. Er legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und wartete, doch sie schien ihn nicht zu bemerken. „Ma’am?“, fragte er
Weitere Kostenlose Bücher