Auf & Davon
sie entweder jemanden mit Insiderinformationen in Verdacht hatten oder übermäßig paranoid waren. Wie auch immer, auf jeden Fall bedeutete es mehr Arbeit für ihn. Er hatte eine Weile gebraucht, um ihr neues Hotel zu finden. Aber immerhin waren sie nicht paranoid genug gewesen, um unter falschen Namen einzuchecken, und er hatte sie schließlich doch aufgespürt.
Das neue Ermittlerduo war ein Ärgernis, aber bislang stellten sie längst nicht die Gefahr für ihn dar, die er erwartet hatte. Als er gehört hatte, dass Washington ein Team von Spitzenagenten schicken wollte, hatte ihn das beinahe erschreckt. So sehr, dass er den Computer im Archiv präpariert und einen Köder für sie ausgelegt hatte, indem er wichtige Einzelheiten aus den Akten verschwinden ließ, bevor sie überhaupt gelandet waren. Diese beiden hatten sich allerdings als alles andere als bedrohlich herausgestellt.
Trotzdem wollte er lieber zusehen, dass er sie loswurde. Je eher, desto besser.
Seine selbstgebastelte Bombe in dem Computer im Archiv hatte perfekt funktioniert. Genau nach Plan. Das einzige Problem an seinem Plan bisher war die Tatsache, dass die Special Agents Grady und Garrett sich anscheinend einen Scheißdreck umeinander scherten. Noch schienen sie zusammenzuarbeiten. Sie hätten beide im Archiv sein sollen. Selbst wenn Garrett so schwer verletzt war, dass er von dem Fall abgezogen werden musste, war da immer noch Grady, mit dem er es zu tun bekommen würde. Und Grady war bei weitem der Gefährlichere von beiden. Er hielt sich nicht an die Regeln, das machte ihn unberechenbar. Außerdem hatte er eine Spezialausbildung. Garrett hingegen schien ein leichter Gegner zu sein, der nur an Gradys Rockschößen hing.
Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, während er wartete. Irgendwann mussten sie ja aus ihrem Bau gekrochen kommen, und wenn es soweit war, würde er sich um sie kümmern.
Kapitel 5
T Y ZOG die Schlüsselkarte durch den Schlitz und verzog das Gesicht, als das rote Licht aufblinkte. Er versuchte es nochmal, und als wieder das rote Licht aufblinkte, schaute er sogar nach der Zimmernummer, um sicher zu sein, dass er richtig war. Er seufzte und schlug mit der Faust an die Tür. Als sich nach ein paar Minuten drinnen immer noch nichts gerührt hatte, klopfte er noch einmal fester an.
„Garrett!“ rief er so leise wie möglich. Schließlich war es schon spät, und er wollte kein unnötiges Aufsehen erregen. Er schaute den Gang auf und ab und grummelte leise vor sich hin.
Bei einem verärgerten Blick auf die Schlüsselkarte wurde ihm klar, dass er das verdammte Ding wahrscheinlich demagnetisiert hatte, indem er es zu seinen Kreditkarten in die Brieftasche gesteckt hatte. Während er es ein letztes Mal erfolglos versuchte, fluchte er leise vor sich hin. Er machte auf dem Absatz kehrt, um in sein eigenes Zimmer zu gehen. Aber bevor er auch nur einen Schritt getan hatte, fiel ihm wieder ein, dass seine Schlüsselkarte ja drinnen in Zanes Zimmer war. Zusammen mit dem ganzen Rest von seinem Kram.
Grollend schaute er den Gang entlang auf seine Zimmertür und runzelte die Stirn, als er das ‚Bitte nicht stören’-Schild dort hängen sah. Was, wenn wirklich vorhin jemand da drin gewesen war? Was, wenn jemand wüsste, dass sie hier waren? Bei dem Gedanken überlief es ihn eiskalt. Was, wenn sein einstweiliger Partner verletzt wäre? Da war Ty ausgezogen, um erotische Abenteuer zu erleben, und inzwischen konnte jemand Zane angegriffen haben. Schon im gesunden Zustand traute er Zane im Punkto Selbstverteidigung nicht sonderlich viel zu, und erst recht nicht, wenn er verletzt und relativ wehrlos war.
Ty eilte zu den Aufzügen zurück und hämmerte auf den Knopf, aber weil ihm das zu lange dauerte, nahm er die Treppe und rannte die acht Stockwerke hinunter. Dabei murmelte er ungeduldig vor sich hin. Ihm graute immer mehr davor, was alles schiefgegangen sein konnte. Er versuchte sich einzureden, dass er sich nur schuldig fühlte und deshalb unter Verfolgungswahn litt. Wer konnte schließlich schon wissen, wo sie waren?
Sears und Ross zum Beispiel, weil sie ihn und Zane gestern beschattet hatten. Und wenn die beiden es wussten, dann wusste es vermutlich auch jeder andere Agent im New Yorker Büro, einschließlich desjenigen, hinter dem sie her waren. Er stieß die Tür des Treppenhauses auf und ging steifbeinig durch die Hotellobby, wobei er versuchte, seiner irrationalen Panik Herr zu werden.
Wenig später stand er am
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