Auf & Davon
wegzuwerfen. Ty war bestimmt sauer wegen der beiden Mädchen und Zane wollte ihm nicht in die Schusslinie geraten. Zeit für den strategischen Rückzug. Außerdem musste Zane jeden Gedanken an die prickelnde Versuchung, die Ty Grady für ihn darstellte, sofort im Keim ersticken. Schlimm genug, dass er sich zu dem Arschloch hingezogen fühlte. Den Gedanken weiterzuspinnen, würde alles nur noch schlimmer machen.
Ty, der alleine an dem kleinen Tisch zurückblieb, konnte fühlen, wie sich seine Schultern wieder verspannten. Er zwang sich, Zane nicht hinterher zu schauen. In seiner Jugend hatte Ty sich gleich gern sowohl mit Frauen als auch mit Männern vergnügt, worauf er eben gerade Lust gehabt hatte. Doch bei den Marines, unter dem Moralkodex des Militärs, war er gezwungen gewesen, die meisten dieser Gefühle ständig zu unterdrücken. Eine Zeitlang hatte ihn das in Verwirrung gestürzt, und er war auf die ganze Welt zornig gewesen. Irgendwann hatte er es dann geschafft, das hintanzustellen, um sich voll auf seinen Job konzentrieren zu können. Nun, sein jetziger Job war einfacher, und es fiel ihm inzwischen auch leichter, diesen Aspekt seiner Persönlichkeit verborgen zu halten. Nach seiner Entlassung hatte er sich davon zu überzeugen versucht, dass er sich jetzt wieder frei bewegen konnte. Aber er hatte schon viel zu lange aller Welt eine Version von sich vorgespielt, die nicht seinem wahren Ich entsprach, um diese Gewohnheit jetzt so einfach ablegen zu können
Die Tatsache, dass er sich zu Zane Garrett hingezogen fühlte, machte die ganze Situation noch frustrierender für ihn. Es verwirrte ihn erneut, und das wiederum ließ seine Laune in finsterste Tiefen stürzen. Er zog die Schultern hoch, verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte alles an, was ihm zu nahe kam, während er auf Zane wartete.
„Geh`n wir“, murmelte Zane, als er zum Tisch zurückkam. Er hatte immer noch an seinen eigenen Emotionen zu kauen.
„Gott sei Dank“, brummte Ty mürrisch und stand auf. Zane sagte nichts dazu, sondern ging einfach voraus durch die Tür und zurück Richtung Hotel.
Mit seinen langen Beinen legte Zane ein erhebliches Tempo vor. Ty musste einige Male sogar in Trab verfallen, um mit ihm Schritt halten zu können. Schließlich stieß er ein verärgertes Schnauben aus und fragte: „Was zum Teufel ist bloß los mit dir, Mann? Jetzt hast du doch dein Eis gekriegt. Warum hast du’s denn plötzlich so eilig?“
„Wir haben zu arbeiten“, antwortete Zane knapp. Er wusste, dass er überreagierte. Aber er musste wieder werden, was er sein musste , und vergessen, was er einmal gewesen war—was er sein wollte . Ein Mann, der keine Angst hätte, seiner aufflammenden Lust nachzugeben. Doch diesen Mann durfte es nicht mehr geben. Wie hatte Ty ihn genannt? Einen prüden Schreibtischhengst? Das musste er wieder werden, und zwar möglichst schnell. Das war sicher und würde seinen Zweck erfüllen. Lieber Gott, er war ja so im Arsch. Zane fragte sich, ob er nicht besser einen Termin mit seiner Seelenklempnerin vereinbaren sollte. Ty hatte ihn total aus der Bahn geworfen, der Teufel sollte ihn holen.
Grollend trabte Ty neben ihm her. „Du kriegst kein Eis mehr“, brummte er.
Zane widersprach nicht. Er brauchte etwas, um seinen Verstand wieder auf Kurs zu bringen, und zwar sofort. „Einer von uns muss nochmal ins Büro und die fehlenden Dokumente suchen“, sagte er im Weitergehen. „Ich muss wegen der Explosion auch noch die zuständigen Ermittler zurückrufen, und ich sollte auch mal nach Henninger sehen und dafür sorgen, dass er den Mund hält.“
Seine Stimme klang jetzt wieder so monoton wie damals, als Ty ihn kennengelernt hatte. Ty seufzte, als er das hörte. Eine Weile war Zane ihm ein ganz passabler Partner gewesen, doch diese kurze, schöne Zeit war anscheinend vorbei. Er blieb stehen und packte Zane am Arm. „Weißt du was?“, fauchte er. „Diese Jekyll-und-Hyde-Nummer, die du hier abziehst, geht mir allmählich gehörig auf den Sack.“ Er kniff die Augen zusammen und beugte sich vor, um Zane eingehend zu mustern. „Nimmst du etwa Drogen, oder was?“
Zanes Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Mit einem Ruck befreite er seinen Arm aus Tys Griff. „Hast du eine Ahnung, wie tief ich dann in der Scheiße stecken würde? Verdammt nochmal nein, ich hab’ nichts genommen. Aber du treibst mich noch dazu!“
„Interessiert es dich überhaupt, ob du in der Scheiße steckst oder nicht?“, fragte Ty und
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