Auf & Davon
Schulterholsters straff. Sie scheuerten an den wunden Stellen und er verzog das Gesicht
„Bevor wir dir eine Eisdiele suchen, lass’ uns erst mal zu dem Hotel gehen“, schlug Ty plötzlich vor.
„Was für ein Hotel?“, fragte Zane und runzelte die Stirn.
„Das, wo der letzte Tatort ist. Wo Reilly und Sanchez gewohnt haben“, antwortete Ty und hielt das Fax hoch, da er vorhin studiert hatte. „Das ist die Liste aller Anrufe, die während der Tage vor ihrem Tod von dem Hotelzimmer aus gemacht wurden. Ich habe alles angestrichen, was kein Lieferservice ist“, sagte er trocken und wedelte damit in der Luft herum.
Zane nahm das Fax und überflog es mit einer leichten Grimasse. Allzu viele Anrufe hatte es gar nicht gegeben, und nur zwei Zeilen waren angestrichen.
„Die erste Nummer da ist die von Tim Henninger, unserem Verbindungsmann“, sagte Ty und deutete mit dem Kopf auf das Blatt Papier. „Er war auch ihre Kontaktperson. Die zweite Nummer ist irgendwo im Büro an der Federal Plaza, aber wir werden uns dort vor Ort genauer danach erkundigen müssen. Vermutlich haben sie sowieso die meiste Zeit mit ihren Handys telefoniert, also ist die Liste hier die reinste Papierverschwendung“, fügte er bitter hinzu.
„Und was ist mit ihren Handyprotokollen?“, fragte Zane und gab Ty das Fax zurück.
„Dauert noch bis morgen, hat’s geheißen“, brummte Ty unzufrieden. „Deshalb will ich ja dorthin. Einfach ein bisschen in ihrem Zimmer herumschnüffeln.“
„Weil du glaubst, dass dort vielleicht etwas übersehen wurde“, folgerte Zane.
Ty war eindeutig unbehaglich zumute, so wie er achselzuckend das Fax anstarrte und Zanes Blick auswich. „Ich möchte es einfach gerne sehen“, antwortete er geistesabwesend, und plötzlich klang seine Stimme sanfter und beinahe traurig.
Zane musterte ihn aufmerksam. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, dass Ty und Agent Sanchez einander früher einmal ziemlich nahe gestanden haben mussten. Er nickte schweigend und drehte sich um, um seine Jacke anzuziehen und Ty in Ruhe seinen Gedanken nachhängen zu lassen.
Ty blickte auf und errötete leicht. Er ließ das Fax auf das Fußende des Bettes flattern und griff nach seinem Holster.
„Also, erst Tatort, dann Eisdiele“, sagte Zane ein klein wenig lauter als nötig.
Ty nickte nur und steckte gemächlich seine Waffen zu sich. Dann machten sie sich wortlos auf den Weg.
Das Zimmer im Tribeca Grand Hotel, in dem die beiden ermordeten Agenten gewohnt hatten, war immer noch mit Absperrband versiegelt. Ty ließ sein KA-BAR aufschnappen und schnitt das Band säuberlich durch. Die beiden Männer zogen sich Handschuhe an, bevor sie hineingingen. Eigentlich war das hier gar kein aktiver Tatort mehr; nur auf Ersuchen des FBI war das Zimmer weiter versiegelt geblieben. Ty wusste, dass der Hotelmanager nur zu gerne das grellgelbe Absperrband entfernt haben würde, das bei allen Passanten nur Geraune und verstohlene Seitenblicke hervorrief.
Es war dunkel im Zimmer und stickig, da alle Vorhänge zugezogen und alle Lüftungsschlitze geschlossen waren. Eines der Betten war immer noch mit getrocknetem Blut verkrustet, und auf dem Teppich neben dem Tisch, wo der andere Agent gestorben war, befand sich ein weiterer Blutfleck. Ty stellte sich in die Mitte des Zimmers, um sich umzusehen und ein Gefühl für seine Umgebung zu bekommen. Er schaute sich nach Zane um, der in der Nähe des Eingangs stehen geblieben war.
„Du bist der Mörder“, erklärte er und zeigte mit dem Finger auf seinen Partner. „Okay? Stell’ dich genau dorthin“, verlangte er und wies auf eine Markierung auf dem Fußboden, die nach Ansicht der forensischen Ballistiker die Stelle bezeichnete, von wo aus der Mörder geschossen haben musste.
Zane maß Ty mit einem Blick, setzte sich jedoch in Bewegung und stellte sich direkt über den kleinen gelben Aufkleber, der die Stelle markierte. Ty trat neben den Blutfleck auf dem Teppich und wandte Zane das Gesicht zu.
Er nickte ihm zu. „Reilly liegt im Bett“, sagte er mit einer Handbewegung in die Richtung. „Und ich stehe hier und unterhalte mich mit dir über irgendeinen Scheiß. Wen tötest du zuerst? Wie gehst du das geringste Risiko ein, selbst verwundet zu werden?"
Zane streifte das Bett mit einem Blick, wobei er den Gürtelholster bemerkte, das immer noch daneben auf dem Nachttisch lag. Er schaute Ty an und sah sich dann kurz im Zimmer um. „Sanchez hatte seine Waffe am Mann“, antwortete er. Die Waffe war
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