Auf & Davon
gespannt war wie eine Sprungfeder. Er gab Zane eine letzte Chance aufzugeben, bevor er ihm wirklich wehtun würde.
Zane sträubten sich die Nackenhaare; er stieß sich von dem anderen Mann ab und bewegte sich vorsichtig rückwärts außerhalb Tys Reichweite. Jetzt traute er es Ty durchaus zu, dass dieser sich umdrehen und ihm noch einen Schwinger verpassen würde. Jetzt schon.
Ty drehte sich langsam um und starrte ihn finster an, aber er schlug nicht zu. Er zeigte auf den Boden und knurrte: „Gib mir die Scheiß-Jacke.“
„Ist doch deine, also hol’ sie dir selber, Arschloch“, fauchte Zane zurück. Er würde nicht nachgeben, diesmal nicht. Diesen Kampf würde er bis zum Ende ausfechten. Wahrscheinlich würde er am Ende sowieso auf der Schnauze liegen, aber wenigstens würde er dann hinterher noch in den Spiegel schauen können.
Ty trat wütend von der Wand weg und gab ihm einen Schubs. Da Zane so etwas erwartet hatte, schlug er sofort zu und pflanzte seine Rechte genau auf Tys Kieferknochen. Es tat höllisch weh, er spürte den Einschlag bis zum Ellbogen, aber er wusste, dass er einen Treffer gelandet hatte. Ty taumelte einen Schritt zurück, aber dann ging er mit unfassbarer Schnelligkeit auf Zane los, verpasste ihm zwei harte Boxhiebe in den Magen, trat ihm gegen das Kniegelenk und packte ihn gleichzeitig mit der anderen Hand im Genick. Sein Tempo und die Wildheit seines Angriffs machten es überdeutlich, dass er zuvor nur mit Zane gespielt hatte. Zane hatte nicht die geringste Chance sich zu verteidigen, geschweige denn, zum Gegenangriff überzugehen.
Unter den Bauchschlägen krümmte Zane sich vor Schmerz. Als sein Knie unter ihm wegknickte, konnte er fühlen, wie Tys Hand sein Genick umklammerte. Er wusste was jetzt kam; Ty würde ihm mit dem Knie die Nase brechen. Zane hatte das zu oft gesehen, um nicht zu wissen, wie das aussah—und wie es sich anfühlte. In einem verzweifelten Versuch, Ty aus dem Gleichgewicht zu bringen, packte Zane ihn am Unterschenkel und riss seinen Fuß nach vorn.
Ty drückte Zanes Gesicht nach unten und riss gleichzeitig das Knie hoch. Er hatte ernsthaft vor, ihm die Nase zu brechen und ihn blutend und bewusstlos in der Seitengasse liegenzulassen. Aber Zane schaffte es irgendwie, ihn von den Beinen zu holen. Zwar traf er Zane im Hinfallen trotzdem mit dem Knie im Gesicht, aber nicht hart genug, um ihm irgendetwas anders zu zufügen als höllische Schmerzen.
Ty landete auf dem Rücken. Von dem Aufprall blieb ihm kurz die Luft weg, und dann krachte sein Schädel auf den Asphalt. Einen Moment lang blieb er benommen liegen. Zane taumelte rückwärts und fiel auf den Hintern, wo er keuchend und nach Luft japsend sitzenblieb. Nach einer Weile schüttelte er benommen den Kopf und versuchte sich aufzurappeln, schaffte es aber nicht bis zum Stehen. Er fühlte etwas Nasses auf dem Gesicht und betastete seine Oberlippe; danach hatte er Blut an den Fingern. Sein Arm war immer noch taub und kribbelte. Er drückte ihn sich gegen die Brust und warf Ty über die Gasse hinweg einen argwöhnischen Blick zu. Was würde der Mann jetzt tun, nochmal angreifen? Zane wusste, dass er Ty nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Er würde sich trotzdem wehren, und wenn es das letzte war, was er tat.
Ty lag immer noch fast reglos auf dem Rücken in der flachen Pfütze, in der er vorhin gelandet war. Nur sein Bein bewegte sich; er hatte einen Fuß aufgestellt, und das gebeugte Knie sank jetztlangsam tiefer, bis sein Bein gestreckt war. Entweder war er benommen oder er bereitete bereits seinen nächsten Angriff vor.
„Au“, stöhnte Ty schließlich in klagendem Tonfall.
Zane verzog das Gesicht und richtete sich auf, wobei sein zuvor schon arg in Mitleidenschaft gezogener Rücken lautstark protestierte. Er stützte sich mit einer Hand auf sein Knie und rappelte sich auf die Füße, wobei er möglichst gleichmäßig zu atmen versuchte. Dann ging er ein paar Schritte rückwärts, um für alle Fälle etwas mehr Abstand zwischen sich und Ty zu bringen. Er öffnete und schloss seine Fäuste; es juckte ihn in den Fingern, eins von seinen Messern zu ziehen, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Von dem Kinnhaken, den er Ty verpasst hatte, taten ihm die Knöchel weh, sein Gesicht fühlte sich an, als stünde es in Flammen, und in seinen Arm kehrte gerade mit einem schmerzhaften Kribbeln etwas Gefühl zurück.
Langsam begann Ty sich zu bewegen, rollte sich auf die Seite und stand dann vorsichtig auf. Er
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