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Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Titel: Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Unzicker
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Quantenmechanik nicht erklärt werden konnten, meinte er einen metaphysischen Überbau schaffen zu müssen, der den Grund für das Unverständnis gleich mitliefert und jedes weitere Nachdenken unter der Dunstglocke der statistischen Interpretation zum Ersticken bringt.
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    Bohr benützt die klassische Theorie und die Quantenmechanik eigentlich nur so, wie ein Maler Pinsel und Farbe benutzt. 85 – Werner Heisenberg
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    Was soll man davon halten, wenn der sogenannte Welle-Teilchen-Dualismus zu einem ‚Komplementaritätsprinzip‘ erhoben wird, das nicht weiter begründbar sei und seine natürliche weitergehende Bedeutung findet in Yin und Yang, Tag und Nacht, Mann und Weib, Hü und Hott?
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    Die Wahrheit ist konkret. – Bertolt Brecht
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    Zu Recht hat die Historikerin Mara Beller auch die seichten Ausführungen Max Borns kritisiert, 87 der die Unschärferelation in Politik, Gesellschaft und sonst wo anwenden wollte. Auch Physiker, die Großes geleistet haben, sind gegen wortreichen Überschwang nicht gefeit. Pragmatiker hingegen, die erkannten, dass dies nicht mehr ihre Wissenschaft war, taten diese Auswüchse der Kopenhagener Deutung geringschätzig als ‚Philosophie‘ ab und diskreditierten damit die Mutterwissenschaft. [27] Denn von Kant, Wittgenstein, Kuhn und anderen könnte die Physik durchaus lernen.
    Das große Verhängnis für die weitere Entwicklung der Physik lag darin, dass gleichzeitig mit der statistischen Interpretation aufgegeben wurde, nach einer inhaltlichen Erklärung des Zufalls zu suchen. Einstein kritisierte dies zu Recht: 88 „Ich sage ja nicht, probabilitatem esse delendam, sondern esse deducendam.“ [28] Der Mathematiker John von Neumann ‚bewies‘ sogar, dass es in der Quantenmechanik keine sogenannten verborgenen Variablen geben könne, die das zufällige Verhalten erklären. Der Beweis war fraglos genial, ging aber von falschen Voraussetzungen aus, wie das Mathematiker eben manchmal so machen. Nichtsdestotrotz wurde er als Totschlagargument gegen alternative Gedanken jahrelang nachgeplappert.
    Ende der 1920er Jahre erodierte das Verständnis der fundamentalen Physik, und bezeichnenderweise verloren dabei die Protagonisten der Quantentheorie ihre gemeinsame Sprache – alle Beteiligten waren uneins: Planck öffnete die Tür zur Revolution des Weltbildes unbeabsichtigt, Heisenberg wollte etwas großspurig alles mit der Kopenhagener Deutung für erledigt erklären und neue Visionen entwickeln, unterstützt von Borns Mathematik, Paulis scharfer Zunge und Bohrs wolkigen Begriffen von Dualismus und Komplementarität. Schrödinger giftete gegen die Vereinnahmung durch die Kopenhagener und wandte sich wieder seinen Affären zu, Einstein kaprizierte sich zu sehr gegen den Zufall, und Dirac sagte wohl wie üblich wenig.
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    … deutet die Krise in den heutigen Grundwissenschaften auf die Notwendigkeit, ihre Grundlagen bis in sehr tiefe Schichten zu revidieren. 89 – Erwin Schrödinger
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    Ehrenfest stellte kluge Fragen – bezeichnenderweise nahm er in einer Faust-Theateraufführung, die Physiker zum Spaß inszenierten, die Rolle des Mephisto ein –, fühlte sich aber den anderen Heroen nicht ebenbürtig, ganz zu Unrecht. Unscheinbar blieb auch Louis de Broglie, dessen rhetorisch schwacher Vortrag auf der Solvay-Konferenz wenig beeindruckte. Vielleicht hatte aber gerade er die beste Idee.
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    Lange möge de Broglie die inspirieren, die vermuten, dass Unmöglichkeitsbeweise nur das Fehlen von Vorstellung beweisen. 91 – John Bell, britischer Physiker
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EINSTEIN GEGEN EINSTEIN
    Im ersten Kapitel seiner Doktorarbeit stellt de Broglie zwei elementare Formeln der Physik gegenüber: 90 die Energie des von Einstein postulierten Lichtquants E = hf, die von der Frequenz abhängig ist, und den ebenfalls von Einstein gefundenen Zusammenhang E = mc 2 . Darf man diese beiden Formeln verbinden zu hf = mc 2 ? Nein, urteilte ein Reviewer der Zeitschrift Classical and Quantum Gravity bei einem Artikel meines Bekannten Kris Krogh, die linke Seite gelte ja nur für Photonen. Das nur als Beispiel, um Ihnen einen Einblick von der gefühlten Kompetenz mancher Gutachter zu geben – man darf vielleicht doch, schließlich hatte dieser Gedanke zu de Broglies Nobelpreis geführt. Wenn man ein quantenmechanisches Teilchen als Welle auffasse, argumentierte de Broglie, dann müsse die Welle auch eine Frequenz haben – dafür kommt nur die linke Seite der Gleichung in Betracht. Bei näherem

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