Auf dem Jakobsweg
Kinder kamen zu ihm, ohne sich um seine Wunder, seine Weisheit, die Pharisäer und die Apostel zu scheren. Sie kamen fröhlich, und ihr Antrieb war die Begeisterung.«
Ich erzählte Petrus, ich hätte just an jenem Abend begriffen, daß ich mich ganz und gar dem Jakobsweg verschrieben hatte. Diese Tage und Nächte auf spanischem Boden hätten mich fast mein Schwert vergessen lassen und seien zu einer einzigartigen Erfahrung geworden. Alles andere sei unbedeutend geworden.
»Heute nachmittag haben wir versucht zu angeln, aber die Fische haben nicht angebissen«, sagte Petrus. »Normalerweise lassen wir zu, daß die Begeisterung uns bei diesen geringen Dingen, die im Vergleich zur Größe eines jeden Lebens bedeutungslos sind, unseren Händen entgleitet. Wir verlieren die Begeisterung wegen unserer kleinen und notwendigen Niederlagen während des guten Kampfes. Und da wir nicht wissen, daß die Begeisterung eine höhere, auf den Sieg hin gerichtete Kraft ist, lassen wir zu, daß sie unseren Fingern entgleitet. Und wir bemerken dabei nicht, daß uns damit auch der wahre Sinn unseres Lebens entgleitet. Wir geben der Welt die Schuld an unserem Lebensüberdruß, an unseren Niederlagen und vergessen dabei, daß wir es waren, die diese alles rechtfertigende, überwältigende Kraft haben entwischen lassen, die Manifestation der Agape in der Form der Begeisterung.«
Der Friedhof am Bach tauchte vor meinem inneren Auge auf. Dieses merkwürdige, übergroße Portal war eine perfekte Verkörperung des verlorengegangenen Sinns. Hinter diesem Tor gab es nur die Toten.
Als hätte er meinen Gedanken erraten, begann Petrus von etwas Ähnlichem zu sprechen.
»Vor ein paar Tagen mußt du dich gewundert haben, daß ich wegen eines armen Kerls, der Kaffee auf meine bereits verdreckten Bermudas gegossen hatte, den Kopf verloren habe. In Wirklichkeit rührte meine Gereiztheit daher, daß ich in den Augen dieses jungen Mannes sah, wie die Begeisterung aus ihm gewichen war wie Blut, das aus aufgeschnittenen Pulsadern rinnt. Ich sah, wie dieser junge Mann, der so kräftig und voller Leben war, anfing zu sterben, denn in ihm starb mit jedem Augenblick ein wenig Agape. Ich bin nicht mehr jung und habe gelernt, mit bestimmten Dingen zu leben, doch dieser junge Mann machte mich mit seiner Art und in Anbetracht dessen, was er alles für die Menschheit Gutes tun könnte, ärgerlich und traurig zugleich. Ich bin mir sicher, daß meine Aggressivität seine Selbstgefälligkeit erschüttert und so dem Tod der Agape zumindest für einige Zeit Einhalt geboten hat. Genauso wie du, als du Agape in ihrem reinen Zustand erlebt hast, indem du den Geist im Hund jener Frau verwandelt hast. Dies war eine edle Geste, und ich war froh, dein Führer zu sein. Deshalb werde ich zum ersten Mal auf dem Jakobsweg ein Exerzitium mit dir zusammen machen.«
Und Petrus lehrte mich das Ritual der Agape, das Ritual der blauen Kugel .
»Ich werde dir helfen, die Begeisterung zu wecken, eine Kraft zu schaffen, die sich wie eine blaue Kugel um den ganzen Planeten herum erstrecken wird«, sagte er. »Um dir zu zeigen, daß ich Achtung vor deiner Suche empfinde, und aus Achtung vor dem, was du bist.«
Bis zu jenem Augenblick hatte Petrus sich nie - weder positiv noch negativ - zu der Art und Weise geäußert, wie ich DAS RITUAL DER BLAUEN KUGEL
1. Setze dich bequem bin und entspanne dich. Laß dein Herz sich frei fühlen, voll freundschaftlicher Gefühle, über alle kleinlichen Probleme erhaben, die dich vielleicht gerade beschäftigen. Summe leise ein Lied aus deiner Kindheit. Stelle dir vor, wie dein Herz wächst und dein Zimmer und dann deine Wohnung oder dein Haus mit einem starken, strahlenden blauen Licht erfüllt.
2. Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, beginne die Gegenwart der Heiligen zu fühlen, denen du als Kind deinen Glauben schenktest. Merke, wie sie bei dir sind, von überallher kommen, lächeln und dir Glauben an dein Leben, Vertrauen in dein Leben geben.
3. Stelle dir vor, daß sich die Heiligen dir nähern, um ihre Hände auf deinen Kopf zu legen, und dir Liebe, Frieden und das Gefühl von Gemeinschaft mit der Welt wünschen. 4. Wenn dieses Gefühl stark geworden ist, fühle, wie das blaue Licht in dich hinein- und aus dir herausströmt wie ein leuchtender Fluß. Dieses blaue Licht beginnt nun, sich in deiner Wohnung oder deinem Haus, dann in deinem Stadtteil, deiner Stadt, deinem Land zu verbreiten und umgibt am Ende die ganze Welt wie eine riesige blaue
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