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Auf dem Jakobsweg

Auf dem Jakobsweg

Titel: Auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Coelho
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in dir leben. Wiederhole es, bevor du ein Vorhaben in Angriff nimmst, an den ersten Tagen einer Reise oder wenn etwas deine Gefühle aufgewühlt hat. Wenn möglich, mache es mit jemandem zusammen, den du gern hast. Es ist eine Erfahrung, die mit anderen geteilt werden sollte.«
Das war wieder der alte Petrus, der Fachmann, Lehrer und Führer, von dem ich so wenig wußte. Der gefühlsbetonte Augenblick in der Hütte war vorüber. Dennoch, er hatte meine Hand wahrend des Exerzitiums ergriffen, und ich hatte die Größe seiner Seele gespürt.
Wir kehrten zur weißen Einsiedelei zurück, in der noch unsere Sachen lagen.
»Ihr Bewohner wird heute nicht mehr zurückkommen, ich glaube, wir können hier schlafen«, sagte Petrus und legte sich nieder. Ich rollte meinen Schlafsack aus, trank einen Schluck Wein und legte mich auch nieder. Ich war erschöpft von der alles verschlingenden Liebe. Doch es war eine Müdigkeit, die frei von Anspannung war, und bevor ich meine Augen schloß, dachte ich an den hageren, bärtigen Mönch, der mir eine gute Nacht gewünscht und sich neben mich gesetzt hatte. Irgendwo dort draußen wurde dieser Mann von der göttlichen Flamme verzehrt. Vielleicht war deshalb die Nacht so dunkel, weil er alles Licht der Welt in sich aufgenommen hatte.

Der Tod
    Sind Sie Pilger?« fragte die alte Frau, die uns das Frühstück servierte. Wir befanden uns in Azofra, einem Ort mit kleinen Häusern, die an ihrer Fassade Wappen aus dem Mittelalter trugen, und mit einem Brunnen, an dem wir kurz zuvor unsere Wasserflaschen gefüllt hatten.
Ich nickte, und die Augen der Frau blickten voller Achtung und Stolz.
»Als ich ein Kind war, kam täglich mindestens ein Pilger auf dem Weg nach Compostela durch den Ort. Was nach dem Krieg und nach der Franco-Zeit geschehen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls sieht es so aus, als hätten die Wallfahrten aufgehört. Man sollte hier eine Straße bauen. Heute wollen die Leute doch nur noch Auto fahren.«
Petrus schwieg. Seit dem Erwachen war er schlecht gelaunt. Ich stimmte der Frau zu und stellte mir eine neue, geteerte Straße vor, die durch Berge und Täler führte, stellte mir Autos mit einer auf die Kühlerhaube gemalten Jakobsmuschel vor und Souvenirläden vor den Toren der Klöster. Ich trank meinen Milchkaffee aus und aß mein Brot mit Olivenöl. Ein Blick in den Jakobswegführer von Aymeric Picaud sagte mir, daß wir wahrscheinlich am Abend in Santo Domingo de la Calzada ankommen würden, und ich nahm mir vor, im Parador Nacional zu übernachten.
Ich hatte viel weniger Geld ausgegeben, als ich gedacht hatte, obwohl wir immer drei Mahlzeiten am Tag zu uns nahmen. Jetzt war der Augenblick gekommen, sich etwas Extravagantes zu leisten.
Beim Aufwachen war ich von einem seltsamen Gefühl der Eile getrieben gewesen und wollte so schnell wie möglich in Santo Domingo ankommen. Auf unserem Weg zur Einsiedelei war ich noch überzeugt davon gewesen, daß ich dieses Gefühl nie wieder haben würde. Petrus war melancholischer, schweigsamer als sonst, und ich wußte nicht, ob die Begegnung mit Alfonso zwei Tage zuvor der Grund dafür war. Ich hätte gern Astrain gerufen, um mit ihm ein wenig darüber zu reden. Doch ich hatte ihn noch nie morgens gerufen und wußte nicht, ob es klappen würde. Daher verwarf ich diesen Gedanken.
Nach dem Frühstück nahmen wir unsere Wanderung wieder auf. Wir kamen an einem mittelalterlichen Haus mit seinem Wappen vorbei, an den Ruinen einer alten Pilgerherberge und einem Provinzpark am Rande der Ortschaft. Als ich mich anschickte, über die Felder weiter zuwandern, spürte ich eine starke Gegenwart neben mir. Ich ging weiter, doch Petrus hielt mich zurück.
»Fliehen bringt nichts. Bleib stehen und stelle dich.« Das Gefühl war unangenehm, ähnlich wie eine Magenkolik. Einen Augenblick lang wollte ich noch glauben, daß das am Brot mit Olivenöl lag, doch ich hatte es schon zuvor gespürt, und es gab keinen Zweifel: Es war Anspannung. Anspannung und Angst.
»Blick zurück!« Petrus' Tonfall war dringlich. »Blick zurück, bevor es zu spät ist!«
Ich wandte mich jählings um. Neben mir, auf der linken Seite, befand sich ein kleines verlassenes Haus, in das die von der Sonne verdorrten Pflanzen hineinwuchsen. Ein Olivenbaum reckte seine knorrigen Zweige in den Himmel. Und zwischen Olivenbaum und dem Haus stand ein Hund und starrte mich an. Ein schwarzer Hund, derselbe, den ich ein paar Tage zuvor aus dem Haus der Frau vertrieben hatte.
Ich verlor mein

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