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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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es wieder: Das laute Bimmeln einer Türklingel. Sie erwog, ob sie einfach nicht darauf reagieren sollte. Schließlich wäre unter normalen Umständen jetzt ohnehin niemand zu Hause, aber irgendetwas ließ sie den Vorhang beiseite ziehen und hinaus schauen. Der Wagen in der Zufahrt, kastenförmig und blau, wirkte unbekannt. Aus diesem Blickwinkel konnte sie nicht sehen, wer vor der Tür stand, aber derjenige blieb beharrlich – es klingelte in regelmäßigen Abständen.
    »Ja?«, rief sie durch die geschlossene Tür. »Wer ist da?«
    »Rita? Bist du es?«
    Sie fummelte scheinbar endlos am Türschloss herum, riss dann die Tür auf und erblickte Glenn, einen Blumenstrauß in der Hand und ein Lächeln im Gesicht.
    Er hatte immer schon eine ungewöhnliche Art zu lächeln gehabt, mit geschlossenen Lippen und beinahe verlegen und genau so lächelte er sie jetzt an. Sie hatte ihn einmal gebeten, das zu ändern. »Lass ein bisschen was von deinen Zähnen sehen«, hatte sie vorgeschlagen. Als er es versucht hatte, hatte sie laut herausgelacht. Es sah gezwungen aus. Sein natürliches Lächeln war irgendwie mehr er selbst.
    Rita starrte ihn ungläubig an. »Willst du mich nicht hereinbitten?«, fragte er.
    Sie trat hinaus und warf die Arme um ihn, zerdrückte die Blumen und ließ die warme Luft ins Haus und die klimatisierte Luft ins Freie hinaus, ohne sich im Geringsten um Beths und Mikes Stromrechnung zu scheren. »So glücklich, dich zu sehen, wie jetzt war ich in meinem ganzen Leben noch nicht«, sagte sie.
    Sie küsste ihn auf die Wange, aufs Ohr und auf den Hals, bis er meinte: »Schon gut, schon gut, ich hab’s kapiert. Ich freu mich auch, dich zu sehen.« So ein lieber Mann.
    Schließlich führte sie ihn nach drinnen, wo er ihr die noch immer duftenden, farbenfrohen Blumen überreichte, die allerdings nicht mehr ganz so frisch waren wie noch Minuten zuvor. Sie hielt sie auf Armeslänge und bewunderte sie, bevor sie sie auf den Küchentisch legte. »Was machst du bloß hier?«, fragte sie gegen den Küchentresen gelehnt.
    »Möchtest du, dass ich wieder gehe?«, neckte er sie.
    »Um Himmels willen, nein!«
    Er legte ihr den Arm um die Schulter, so wie er es früher gemacht hatte, als sie noch ein junges Liebespaar gewesen waren. »Ich habe es deiner Stimme am Telefon angehört – du hast so verloren geklungen. Ich wusste, dass du mich brauchst. Daherhabe ich bei der Arbeit angerufen und gesagt, dass ich wegen eines Notfalls in der Familie ein paar Tage Urlaub brauche, bin in ein Flugzeug gestiegen, habe einen Wagen gemietet und den Weg hierher gesucht. Ich habe den Crown Victoria draußen stehen sehen, deshalb habe ich so ausdauernd an der Tür geklingelt. Als nächstes wäre ich dann zum Restaurant gefahren.«
    »Du bist also meinetwegen gekommen?« Rita war gerührt und erleichtert. Ein Teil von ihr hatte das Schlimmste befürchtet.
    »Natürlich. Warum denn sonst?«
    »Ich hatte Angst, du wärest gekommen, um Davis zu töten.«
    »Dazu hätte ich nicht übel Lust, glaub mir.« Er sah zu Boden, holte tief Luft und begegnete ihrem Blick.
    »Willst du hingehen und selbst mit ihm reden?«, fragte sie ruhig. »Ich weiß, wo er wohnt.«
    Er räusperte sich. »Es ist verlockend, aber ganz ehrlich – ich weiß nicht, was dabei im Moment zu gewinnen wäre. Ganz zu schweigen davon, dass ich Angst habe, was ich ihm antun könnte. Ich würde ihm am liebsten den Garaus machen.« Seine Stimme war jetzt scharf. »Aber wir haben schon eine Tochter verloren. Ich gehe seinetwegen nicht auch noch ins Gefängnis.«
    Glenn war es ernst, das wusste sie. Seit dem Mord an Melinda hatten sie von seelenzerrüttender Erschöpfung bis zu unkontrollierbarem Zorn alle Gefühle durchgemacht. Eine psychologische Beratung hatte ihnen geholfen, dem Schmerz in die Augen zu sehen und ihre Wut im Griff zu behalten, aber sie schlich sich noch immer gelegentlich ein. Vielleicht würde das immer so bleiben.
    Er blickte sich um und brach das Schweigen. »Wo sind deine Freundinnen?«
    »Marnie und Laverne sind noch nicht aus Las Vegas zurück und Jazzy ist mit Mike und Beth und ihrem Sohn im Restaurant. Zwischen Jazzy und Carson hat es ziemlich gefunkt. Es ist wirklich süß, mitanzusehen.«
    »Denkst du, es würde ihnen etwas ausmachen, wenn ich dich entführe?«
    »Was hast du vor?«
    Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Das Haus ist einsam ohne dich, Rita. Wirklich einsam. Und du hast so geklungen, als ob du genug von deiner Reise

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