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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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»Ich rede nicht von meiner Mom. Ich habe gesagt, dass mir Dad fehlt und wie es bei
uns
zu Hause war.« Er wandte ihr einen Augenblick den Kopf zu und sie sah, dass er Tränen wegblinzelte.
    »Okay, tut mir leid, dass ich dich unterbrochen habe«, erwiderte sie. »Ich hätte dich ausreden lassen sollen.«
    »Ich vermisse einfach nur meinen Dad, das ist alles«, sagte er und ließ sich schniefend ins Kissen zurücksinken.
    Erinnerungen überfluteten Marnie. Brian, wie er in der Küche voll Vorfreude auf ein gutes Essen die Deckel von den Pfannen hob. Brian, wie er vor Weihnachten Schecks für Wohltätigkeitsorganisationen ausstellte. Brian, wie er die Garage aufräumte. Nichts davon war ihr zugutegekommen, aber sie sah jetzt, dass Brian bei all seinen Fehlern auch gute Eigenschaften gehabt hatte. Er war ein anständiger und zuverlässiger Mann gewesen und offensichtlich für Troy ein ausreichend guter Vater. Sie hatte sich zu sehr dem Gefühl hingegeben, geprellt worden zu sein, um den Verlust anzuerkennen. »Ich weiß, dass dein Dad dir fehlt«, sagte sie. »Es tut mir leid, dass du es so schwer hast, Troy.«
    »Du und all meine Freunde, ihr habt mir auch gefehlt. Meine Mom hat gesagt, ich soll dich nicht belästigen. Sie meinte, du hättest inzwischen wahrscheinlich eine neue Stelle bei einer neuen Familie.« Seine Stimme bebte. »Sie hat dich für die Haushälterin gehalten.«
    »Ich weiß. Es hat da ein Missverständnis gegeben.«
    »Als du angerufen hast, war ich richtig sauer auf dich.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Du hast nicht mal versucht, meine Mom daran zu hindern, mich mit nach Las Vegas zu nehmen«, sagte er. »Ich hab drauf gewartet, dass du was dagegen unternimmst, aber das hast du nicht. Dabei hättest du gekonnt, wenn du gewollt hättest.«
    »Es stand nicht wirklich in meiner Macht«, gab Marnie zurück. »Aber du hast recht. Ich hätte mich mehr ins Zeug legen sollen.«
    Er holte tief Luft. »Ich bin dir nicht mehr böse.«
    »Das ist gut«, meinte Marnie. »Wenn wir zurück sind, solltest du Matt anrufen, damit ihr beide euch treffen könnt. Was meinst du?«
    »Okay.« Er streckte sich aus, so dass er sie mit seinen Beinen anstieß, doch sie protestierte nicht dagegen.
    »Schlaf jetzt ein bisschen, Troy. Es wird eine lange Fahrt.«
    Ein paar Bundesstaaten weiter fuhr der Crown Victoria mit Glenn am Steuer Richtung Osten. Rita saß neben Glenn und genoss die Aussicht. »Es ist richtig schön, wenn mal jemand anders fährt«, sagte sie.
    »Heißt das, dass du mich nachher nicht ablöst?«, fragte er.
    »Oh, doch, ich übernehme meinen Anteil. Aber es ist einfach schön, nicht die ganze Strecke selbst fahren zu müssen.«
    »Dann tut es dir also leid, dass du die Reise gemacht hast?« Glenn blickte nach vorn. Seine Augen waren konzentriert auf die Straße gerichtet, doch Rita wusste, dass er die Ohren gespitzt hatte, um ihre Antwort zu hören.
    »Nein, es tut mir nicht leid, dass ich losgefahren bin, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich damit irgendetwas erreicht habe.«
    »Wolltest du das denn? Etwas erreichen, meine ich?«
    »Ich dachte, das würde ich vielleicht.« Rita hantierte mit der Sonnenblende herum, schob sie hoch, überlegte es sich dann anders und klappte sie wieder herunter. »Anfangs war es ein Abenteuer. Ich dachte, ich helfe Marnie, ihren Stiefsohn zu besuchen. Und dann war es aufregend, als die Hirschkühe auf dem Rastplatz sich um Jazzy versammelt haben. Ich war so froh, als ich erfuhr, dass sie eine Nachricht von Melinda bekommen hatte.« Sie warf einen verstohlenen Blick in Glenns Richtung, um seine Reaktion zu erkennen, aber sein Gesicht blieb unbewegt. »Ich weiß, dass du skeptisch bist, aber ich konnte sie
fühlen
. Ich habe mir so große Hoffnungen gemacht, dass eine Art Wunder geschehen würde. Aber dann hatten wir die Autopanne und jede Menge Stress. Und als ich dann Davis gesehen habe, hat das alle möglichen schrecklichen Gefühle in mir aufgewühlt.« Sie hielt sich selbst für einen friedlichen Menschen, aber Davis’ Anblick hatte in ihr etwas Tiefes und Dunkles aufsteigen lassen. Hätte sie eine Waffe in der Hand gehabt, hätte sie abgedrückt und ihn direkt auf dem Parkplatz erschossen. »Alle möglichen furchtbaren Gefühle. Ich glaube fast, es wäre besser, ich hätte ihn nie gesehen. Mit Sicherheit zu wissen, dass er da draußen ist ...« Sie schauderte. »Officer Wihr sagte, sie würde ihn verhören lassen, aber falls er alles abstreitet, könnten sie sonst

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