Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Hause sein können, damals vor Brians Tod.
»Hi Troy«, erwiderte sie, legte ihm die kühle Hand auf die Stirn und wünschte, sie könnte etwas von seinem Fieber aufsaugen. »Wie ich höre, geht es dir nicht so gut.«
»Ich bin krank. Es geht mir ganz mies.«
»Das weiß ich, Schatz. Das habe ich gehört.«
Er schloss wieder die Augen. »Ich wusste, dass du kommen würdest.«
Marnie strich ihm übers Haar. »Ja.«
»Warum hast du so lange gebraucht?«, fragte er.
Marnie blickte zu Laverne auf, die sich die Augen wischte. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, erklärte Marnie Troy.
»Ich habe auf dich gewartet«, antwortete er und seine Stimme klang so müde, wie Marnie sich fühlte. Sie war erschöpft, konnte sich aber wirklich nicht beklagen. Es war eine gute Erschöpfung. Dieser Augenblick war die Anstrengungen wert, die sie unternommen hatte, um hierher zu kommen: all die Stunden im Auto, der Überfall auf dem Rastplatz, der Krankenhausaufenthalt und sogar die Nacht, in der sie das Zimmer mit Laverne teilen musste. Wenn sie müsste, würde sie all das wieder machen.
Sie nahm die Hand von seiner Stirn. »Können wir jetzt mit dir hier verschwinden und nach Hause fahren?«
»Ja.« Er stützte sich auf einen Ellbogen und sah sie fragend an. »Aber welches Zuhause meinst du?«
»Ich nehme dich mit nach Wisconsin. Deine Mom meinte, du könntest sechs Wochen bei mir bleiben. Was sagst du dazu?«
Er grinste. »Ja, bitte. Das wäre sehr freundlich.«
»Jemand hat dem Jungen gutes Benehmen beigebracht«, meinte Laverne augenzwinkernd und stupste Marnie an. »Wer das wohl gewesen sein mag?«
45
Rita saß an diesem Morgen lange beim Frühstück, während der Rest des Haushalts schon eifrig den neuen Tag in Angriff nahm. Jazzy, die davon ausging, dass sie wieder im Restaurant helfen würde, hatte den Wecker gestellt und war früh aufgestanden, um zu duschen. Demnächst würden Beth, Mike, Carson und Jazzy aufbrechen, um Preston Place für den Mittagsansturm vorzubereiten. Nur Rita hatte sich dafür entschieden zurückzubleiben und auf Glenns Rückruf zu warten. Sie hatten sich zuletzt gestern Abend unterhalten und seitdem konnte sie ihn nicht erreichen. Es war ungewöhnlich, dass er nicht ans Handy ging. Sie hatte ihm zwei Nachrichten hinterlassen. In einer Weile würde sie es bei ihm auf der Arbeit versuchen.
Während sie dasaß und starken Kaffee trank, hörte sie, wie es in anderen Teilen des Hauses rumorte – Schritte und das Geräusch der Haustür, die aufging und zufiel, während verschiedene Familienmitglieder den Wagen mit den Behältern beluden, in denen sie Sachen zum Restaurant transportierten. Beth wusch die Tischdecken und Schürzen für das Restaurant zu Hause. Abends saß sie am Laptop und tippte Speisekarten, Einkaufslisten und die Arbeitspläne der Mitarbeiter, während Mike neben ihr online Rechnungen bezahlte und Vorräte wieFrittierfett bestellte. Für Ritas Geschmack war die Grenze zwischen Zuhause und Arbeitsplatz zu verschwommen. Ein solches Leben würde sie niemals führen wollen. Mike und Beth waren immer in Bewegung, entweder sie arbeiteten oder sie spielten. Nie setzten sie sich einfach mal hin, um ein Buch zu lesen oder fernzusehen. Rita sehnte sich nach ihrem stillen, friedlichen Zuhause, wo ihr Mann auf der einen Seite der Couch saß und ein Buch las, während sie dasselbe auf der anderen Seite der Couch tat. Noch vor wenigen Tagen hatte sie ihrem Leben entkommen wollen; jetzt wollte sie unbedingt zurück.
Gestern hatte sie ihr Auto in der Werkstatt abgeholt und es lief perfekt. Was für eine Erleichterung. Jetzt stand es draußen, wo sie es durch das Küchenfenster sehen konnte. Am liebsten hätte sie ihr Gepäck in den Kofferraum geladen und wäre einfach allein losgefahren. Ohne Unterbrechung könnte sie es in etwas weniger als vierzehn Stunden nach Hause schaffen. Wenn man das bedachte – sie könnte zur Schlafenszeit in Wisconsin sein. Wäre es so schlimm, die anderen Frauen sich selbst zu überlassen? Sie hatte sie bis hierher gebracht, genügte das nicht? Sicher, sie hatte sich bereit erklärt, bis nach Las Vegas und wieder zurück zu fahren, aber unterwegs hatte sich so viel verändert. Vielleicht könnten die anderen für die Heimfahrt einen Leihwagen nehmen.
Davis wiederzusehen war ein Schock gewesen und hatte sie weit stärker aus der Fassung gebracht, als sie hatte erkennen lassen. Die Ungerechtigkeit, dass er frei in der Weltgeschichte
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