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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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und das Baby auch nicht.
    So beschloß sie, wieder kranke Soldaten zu betreuen, um sich von ihrer Verzweiflung abzulenken. Nicht, daß Jamie sie zu wenig beschäftigt hätte. Jedesmal, wenn sie ihn im Arm hielt und in seine blauen Augen schaute, glaubte sie, er wäre das schönste, klügste Baby der gesamten Welt, und wenn er lächelte, vergaß sie ihre Verzweiflung zumindest für ein paar Minuten.
    Angus war nicht glücklich über ihre Ankunft im Lager, denn er fürchtete die Gefahr, die seiner Tochter und seinem Enkel im feindlichen Virginia drohte. Oft genug hatten die Rebellen ihre Gegner blitzschnell attackiert. Aber er brachte es nicht übers Herz, Risa nach Hause zu schicken. Im übrigen plante er zunächst keine Offensive, da er einen Teil seiner Soldaten - junge Rekruten, die zahlreiche Gefallene ersetzten - erst ausbilden mußte.
    Doch während die Tage verstrichen, begrüßte er Risas Anwesenheit. Sie arbeitete wieder im Feldlazarett, schrieb Briefe für heimwehkranke Jungen an deren Familien. Viele litten an hohem Fieber, noch bevor sie feindlichen Waffen gegenübertreten konnten. Wie sie den Gesprächen am Lagerfeuer entnahm, bereitete Hooker einen massiven Kavallerieangriff auf Lees Armee vor. Diese Aktionen sollte Risa nicht miterleben. An einem kalten Tag Anfang April assistierte sie Dr. Lemuel Hernandez bei einer Operation. Dieser Doktor hatte eine neue Technik eingeführt, die man Exzision oder Resektion nannte. Dabei wurden die unrettbaren Teile der Gliedmaßen entfernt und dann die Arme oder Beine wieder an den Körper angefügt. Die Soldaten hinkten zwar mit verkürzten Knochen, aber immer noch mit ihren eigenen Beinen. Im Kampfgetümmel, wenn Schwerverletzte behandelt werden mußten, konnte Dr. Hernandez solche zeitraubenden Eingriffe nicht vornehmen. Doch er wandte seine Methode möglichst oft an. Der tatkräftige, fast sechzigjährige Arzt schätzte Risas Kompetenz und ihre Gelassenheit, die ihm bei seiner Konzentration half.
    Und sie arbeitete sehr gern mit ihm zusammen, obwohl er manchmal stundenlang am Operationstisch stand. Wenigstens fand sie keine Zeit, um nachzudenken.
    Nach einem anstrengenden Nachmittag im Feldlazarett kehrte sie in ihr Zelt zurück.
    Dort traf sie Reba an, eine freigelassene Farbige, die ihr Vater als Dienerin eingestellt hatte. Einen schreienden Jamie im Arm, wanderte sie auf und ab.
    »Was ist denn passiert?« fragte Risa besorgt und nahm ihr das Baby ab. »Hat er sich verletzt?«
    »Er ist hungrig, Miss Risa, und ich bin leider keine Amme. Ob er verletzt ist? Wenn ich ihn betreue? Niemals!«
    »Natürlich weiß ich, wie gut Sie auf ihn aufpassen, Reba.« Risa seufzte erleichtert und öffnete die Knöpfe ihres Kleids. Dann setzte sie sich und stillte ihren Sohn. In diesen besonderen Augenblicken ihrer Mutterschaft war sie immer wunschlos glücklich. Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Wir mußten mehrere Operationen vornehmen. Deshalb ist es so spät geworden. Tut mir leid.«
    »Dafür brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen, Miss Risa. Soll ich Ihnen was zu essen holen?«
    »Nicht nötig ...«
    »Wenn Sie einen so großen, gierigen Jungen nähren, brauchen Sie viel Kraft und müssen sich stärken«, mahnte Reba. »Heute gibt's Eintopf mit Wildfleisch. Einer unserer Jungs hat ein Reh erlegt. Ich bringe Ihnen einen Teller. Auf dem Bett liegt Ihr Nachthemd. Und das Waschwasser ist noch warm.«
    »Danke, Reba.«
    Rasch füllte Jamie seinen Bauch, rülpste ungeniert und schlief zufrieden ein. Risa griff nach dem Teller, der auf ihrer Truhe stand, und begann zu essen. Erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war.
    »Mrs. McKenzie! Ma'am!«
    Sie stellte den Teller beiseite, trat vor das Zelt und nickte Major Alynn zu, der zackig salutierte. Nicht zum erstenmal fragte sie sich, warum er sie ständig so förmlich begrüßte.
    »Was gibt's?«
    »Einem Gerücht zufolge ist Captain McKenzie aus dem Old Capitol geflohen, Ma'am.«
    Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Mit dieser Flucht würde Jerome sein Leben riskieren. Er mußte durch die Unionslinien in den Süden gelangen. Wenn man ihn entdeckte - würde man ihn kaltblütig niederschießen? »Ein Gerücht?« würgte sie hervor.
    Unbehaglich zuckte Alynn die Achseln. »Wir hörten es von ein paar Rebs, die desertiert sind. Also wissen wir's nicht genau. Ihr Vater befahl mir, Sie zu informieren, Ma'am. Morgen müssen Sie in sein Zelt ziehen.«
    »Moment mal, Major ...«
    »Selbstverständlich sorgt er sich um

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