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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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protestierte Maureen Boyle entsetzt.
    »Doch. Und wenn ich das nächste Mal herkomme, verhaue ich ihn mit meinem Retikül.«
    »Beeilen wir uns, Großmutter!« drängte Ricky Boyle, einer der vier Flüchtlinge.
    »Natürlich, mein Junge. Kommt, Mädchen, raus mit euch!«
    Sie erreichten Mrs. Boyles Haus im Stadtzentrum. Dort vertauschten die Rebellen ihre Frauenkleider mit Männersachen, die ihnen die guten Ladies zur Verfügung stellten. Wie Jerome zu seinem Bedauern erfuhr, waren die meisten früheren Besitzer dieser Hemden, Hosen und Jacken gestorben. Die Ladies servierten den entflohenen Häftlingen eine nahrhafte Mahlzeit - Fleisch und Nieren mit Kartoffeln und heißen Apfelkuchen. Erst bei Einbruch der Dunkelheit durften sie Washington verlassen. Wenn sie zu früh aufbrachen, würde man sie im Tageslicht entdecken. Und wenn sie zu lange warteten, würde man im Old Capitol ihre Abwesenheit bemerken. Jeden Morgen und jeden Abend wurden dort die Namen aufgerufen.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sollten sie sich in einem Leichenwagen verstecken, der nach Süden fahren würde. Solche Fahrzeuge wurden nur selten von Wachtposten aufgehalten und durchsucht.
    In Washington lebten viele Menschen, die mit den Südstaaten sympathisierten, und Jerome fragte sich, ob Lincoln das wußte.
    Als der Abend dämmerte, verließen Sydney und die vier Flüchtlinge Mrs. Boyles Haus. Lautlos eilten sie durch schattige Straßen. Sie erreichten die Brücke, die nach Virginia führte, und plötzlich merkte Jerome, daß seine Schwester nicht mehr bei ihm war.
    In wachsender Sorge hatte sie den Abend herbeigesehnt und war dann mit den entflohenen Häftlingen aufgebrochen.
    Unvermittelt wurde sie gepackt und in einen dunklen Eingang gezerrt. Sie versuchte zu schreien, aber da preßte sich eine Hand auf ihren Mund, und sie hörte eine vertraute Stimme flüstern:
    »Seien Sie still, Miss McKenzie! Sonst schlage ich Alarm, und alle vier flüchtigen Rebellen werden erschossen - auch Ihr Bruder. Oder wir beide führen ein kurzes Gespräch.«
    Als sich die Hand von ihren Lippen entfernte, schaute sie verwirrt zu Jesse Halston auf, den man eben erst freigelassen hatte. Natürlich durfte sie nicht schreien, sonst würde Jerome sofort zurückkommen, um sie zu retten, und womöglich sterben.
    »Bastard!« zischte sie. »Sie verdanken meinem Bruder Brent Ihr Leben. Monatelang habe ich Sie gepflegt. Und jetzt drohen Sie mir ...«
    »Hören Sie zu, Sydney.« In seinen haselnußbraunen Augen spiegelte sich das goldene Licht einer Gaslampe. »Wenn ich Captain McKenzie schaden wollte, hätte ich's längst getan.«
    »Aber ...«
    »Natürlich lasse ich ihn laufen. Er wurde um seine Freilassung betrogen. Das weiß jeder, im Norden ebenso wie im Süden. Ich habe sogar beschlossen, ihm mitzuteilen, seine Frau würde gerade ihren Vater in seinem Lager außerhalb von Fredericksburg besuchen, wo die Frühlingsoffensive vorbereitet wird.«
    »Und?«
    »Sie werden Ihren Bruder nicht begleiten, Sydney.«
    »Was?«
    »Er riskiert sein Leben. Die meisten Yanks würden einer Frau nichts zuleide tun. Aber wenn Sie an seiner Seite in die Schußlinie geraten ...« Jesse Halston zeigte auf Jerome, der sich umgedreht hatte, um nach seiner Schwester zu suchen. »Erklären Sie ihm, sie würden lieber in Washington bleiben. Mit einem Militärpaß könnten Sie jederzeit ungefährdet in den Süden reisen. Verstehen Sie? Übrigens, ich bin mit zwei sechsschüssigen Colts bewaffnet.«
    Ungläubig starrte sie ihn an. Nach allem, was sie für diesen Mann getan hatte ...
    »Sydney!«
    Als sie Jeromes Ruf hörte, eilte sie zu ihm, bevor er Jesse Halston im dunklen Eingang entdecken würde. »Tut mir so leid, Jerome - ich komme nicht mit dir.«
    »Um Himmel willen, Sydney, ich lasse dich nicht zurück ...«
    »Bitte, hör zu!« unterbrach sie ihn. »Da ich keine Gefangene bin, kann ich Washington jederzeit verlassen. Ich kam mit einem gefangenen Yankee hierher. Das wissen die Behörden. Im Gegensatz zu dir muß ich nicht aus der Union flüchten. Und ich würde dich unterwegs nur behindern.«
    Entschlossen schüttelte Jerome den Kopf. »Du wärst ganz allein ...«
    Als sie Schritte hinter sich hörte, erstarrte sie. Jesse Halston war aus dem Schatten getreten und blieb an ihrer Seite stehen. Jeromes Augen verengten sich.
    »Für Ihre Schwester würde ich sterben, Captain«, begann Jesse und legte einen Arm um Sydneys Schultern. »Wenn sie mit Ihnen flieht, setzt sie ihr Leben aufs

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