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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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militärischen Kreisen aufgewachsen war, kannte sie die Vorteile schneller, wendiger Schiffe.
    Sobald sie die Steuerbordseite erreichten, wurde eine Strickleiter herabgelassen. Risa erhob sich, und das kleine Boot schwankte gefährlich. Von kalter Panik erfaßt, wollte sie sich lieber dem Meer anvertrauen, statt mit dem Captain und seiner Besatzung davonzusegeln. Aber Jerome stand dicht hinter ihr, balancierte den Kahn aus und legte ihre Hände auf eine Sprosse der Strickleiter. So blieb ihr nichts anderes übrig, als hinaufzuklettern.
    Der rotblonde Bursche, der sie auf Belamar bewacht hatte, begrüßte sie und half ihr an Deck. Rasch schaute sie sich um und zählte die Besatzungsmitglieder. Fünfzehn Mann. Wahrscheinlich waren noch mehr an Bord und bereiteten die Abfahrt vor. Die Leute trugen keine Uniformen, nur schäbige Hemden und Hosen, und die meisten waren ziemlich jung. Doch sie sah auch ein paar Graubärte. Barfuß standen sie auf den Planken, musterten Risa und erwarteten die Ankunft ihres Captains.
    Geschmeidig schwang er sich über die Reling und trat neben seine Gefangene. »Gentlemen, für einige Zeit haben wir einen Gast in unserer Mitte. Wenn die Dame auch alles verabscheut, wofür wir kämpfen, werden wir ihr beweisen, daß die Gastfreundschaft der Südstaatler kein Mythos ist. Kurz gesagt, sie muß bei uns bleiben, trotz ihrer fatalen Neigung, im Meer zu baden. Segeln wir los, Hamlin.«
    Ein großer, schlanker Mann mit silbernen Strähnen im dunklen Haar salutierte lächelnd. Respektvoll nickte er Risa zu, dann gab er der Besatzung seine Befehle.
    »Kommen Sie, ich bringe Sie in Ihr Quartier.« Risa spürte Jeromes Hand auf ihrer Schulter. Trotz ihrer mißlichen Lage bewunderte sie das schöne Schiff. Er führte sie an den Männern vorbei, die geschäftig umhereilten, drei Stufen hinab und in die Kapitänskabine.
    Im gedämpften Morgenlicht brannte eine hübsche kugelförmige Lampe auf einem Eichenschreibtisch. Zur Linken war eine Koje in die holzgetäfelte Wand eingebaut, von Regalen voller Bücher und Kristallkaraffen umgeben. Seltsamerweise befand sich eine kleine Tür neben der Koje. Davor stand ein wuchtiger lederner Ohrensessel. Auf der anderen Seite der Kabine sah Risa weitere Regale, einen Schrank und eine Bullaugenreihe mit geschlossenen kobaltblauen Vorhängen. Die exquisite, geschmackvolle Einrichtung paßte nicht zu einem Kriegsschiff und erinnerte eher an ein Handelsschiff.
    »Nun?« fragte Jerome höflich, und sie wandte sich zu ihm. Seine Arroganz stand ihm gut. In einem weißen Hemd, am Kragen geöffnet, engen Breeches, einem dunkelgrauen Gehrock und blankpolierten Stiefeln war er ganz der Herr seines Schiffs - und seines Schicksals.
    Doch sie hatte nicht vor, ihm Komplimente zu machen. »Gehört Ihre zerlumpte Besatzung wirklich der Confedera te Navy an?«
    Sein leises, rauhes Gelächter beschleunigte ärgerlicherweise ihren Puls. »In der Konföderation müssen wir uns mit dem begnügen, was wir haben, Miss Magee. Bedenken Sie - die Union begann diesen Krieg mit der achtzigjährigen Erfahrung eines geeinten Landes, während wir uns zunächst ohne Regierung, ohne finanzielle Mittel, ohne Army und Navy zurechtfinden mußten. Verzeihen Sie uns den Mangel an schneidigen Uniformen.«
    Seine Gelassenheit verwirrte sie, denn sie hätte ihn gern in Wut gebracht. »Und das ist wohl mein Gefängnis? Wenn ja, sehe ich außer der Tür keinen Fluchtweg. Also können Sie mich beruhigt allein lassen und Ihr Schiff kommandieren.«
    »Ganz recht, das ist Ihr Gefängnis.« Mehr sagte er nicht, aber nun las sie unverhohlenen Zorn in seinen blauen Augen. Abrupt ging er hinaus, schloß die Tür hinter sich, und sie erkannte verwirrt, daß sie nicht auf sein plötzliches Verschwinden vorbereitet gewesen war. Sie hatte gehofft, ihn zu provozieren, einen Streit herauszufordern. Warum, wußte sie nicht genau. Aber sie empfand eine vage Angst, die sie sich allerdings nicht eingestehen durfte. Sie war immerhin die Tochter eines Generals.
    Eine Zeitlang stand sie nachdenklich da, bis sie von einem heftigen Ruck quer durch die Kabine geschleudert wurde und in der Koje landete. In den letzten Monaten war sie lange genug an Bord eines Schiffes gewesen, auf der Fahrt von Washington nach St. Augustine, dann zur Biscayne Bay. Hoffentlich wurde sie jetzt nicht seekrank -das wäre zu peinlich. Reglos blieb sie liegen und spürte, wie das Schiff immer schneller über die Wellen segelte. Sie schloß die Augen.

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