Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Sie dürfen keine Gnade von mir erwarten, Miss Magee.«
Als er sie losließ, trat sie rasch zurück. Gegen ihren Willen hörte sie sich stammeln: »Ich - ich werde keine Informationen mehr in Ihren Schubladen suchen. Das schwöre ich.«
»Trotzdem traue ich Ihnen nicht über den Weg. Sie werden meine Papiere nicht mehr lesen, weil ich sie demnächst entfernen lasse. Übrigens, ich bin zu Ihnen gekommen, um Sie vor einem bevorstehenden Feuergefecht zu warnen. Bleiben Sie in der Kabine - es sei denn, das Schiff sinkt«, fügte er hinzu und wandte sich zur Tür.
»Was sehr leicht geschehen kann!« rief sie ihm erbost nach.
Da kam er zurück, ergriff ihre Hände und umklammerte sie so fest, daß sie sich nicht befreien konnte. »O nein, dieses Schiff wird wohl kaum sinken. Ich habe es selbst gebaut, und es segelt schneller und behender als alles, was man derzeit auf dem Meer findet. Wenn es mir mißlingt, meine Gegner zu überrumpeln und die Beute zu erobern, entfliehe ich den schweren Geschützen mühelos. Eine ganz einfache Strategie. Am besten legen Sie sich in die Koje, da wir mit einem lebhaften Seegang rechnen müssen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er sie los und eilte zur Tür. Doch sie rannte ihm nach und trommelte mit beiden Fäusten auf seinen Rücken. Verblüfft drehte er sich um.
»Glauben Sie, ich verkrieche mich hier drin, während Sie meine Landsleute auf dem Wasser jagen?« zischte sie.
»Miss Magee, ich kämpfe mit allem Respekt vor dem menschlichen Leben, und ich will meine Feinde nicht töten. Mir geht es nur um die Vorräte, die ich konfiszieren möchte. Legen Sie sich in die verdammte Koje, oder ich muß Sie festbinden.«
Empört sprang sie zurück. »Drohen Sie mir nicht, Sie wilder Halbindianer! Unterstehen Sie sich ...«
Sie unterbrach sich entsetzt, als er sie blitzschnell hochhob. Ehe sie wußte, wie ihr geschah, lag sie in der Koje. Jerome kniete über ihr. Trotz ihres verbissenen Widerstands band er ihr rechtes Handgelenk an einem Haken über dem Kopfteil fest, mit einem Strick, den er aus dem Regal genommen hatte.
»Tun Sie das nicht«, wisperte sie. »Bitte ...«
Ausdruckslos erwiderte er ihren Blick und überprüfte den Knoten. »Tut mir leid. Das haben Sie sich selber zuzuschreiben.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er die Kabine, und Risa unterdrückte den Hilferuf, der in ihrer Kehle aufstieg. Niemand würde zu ihr kommen. Offensichtlich war die Besatzung dem Captain treu ergeben.
Aber ein paar Sekunden später stieß sie einen gurgelnden Schrei aus, als der erste Schuß krachte, von der Lady Varina abgefeuert. Dann erzitterte das ganze Schiff unter den gewaltigen Rückstößen der Kanonen. In den Lärm der Seeschlacht mischten sich schrille Stimmen, und der Schoner schwankte heftig, während gegnerische Geschosse klatschend ins Wasser fielen. An die Koje gefesselt, schloß Risa angstvoll die Augen. Das Feuer schien kein Ende zu nehmen.
Wenn sie doch aufstehen könnte ... Sie fürchtete, eine Kugel würde die Kabinenwand durchschlagen, das zersplitterte Holz in Flammen aufgehen, und sie wäre hilflos gefangen.
Wieder erklang gellendes Geschrei. Verzweifelt zerrte und fingerte sie mit der freien Hand an ihrer Fessel.
Wann die Schüsse verstummt waren und das Schwanken nachgelassen hatte, wußte sie nicht genau. Sie versuchte immer noch, sich zu befreien, als die Tür aufschwang.
Mitten in der Bewegung erstarrte Risa und beobachtete argwöhnisch den jungen rotblonden Seemann, der in Breeches, mit bloßen Füßen zu ihr trat. Auf seiner Brust mischte sich Schweiß mit schwarzem Schießpulver. Beim Anblick des Messers in seiner Hand stockte ihr Atem.
Offenbar las er die Panik in ihren Augen, denn er versicherte hastig: »Alles in Ordnung. Aber da ich den Captain kenne, weiß ich, daß man seine Knoten nicht lösen kann.«
Rasch durchschnitt die Klinge den Strick. Risa setzte sich auf und rieb ihr wund gescheuertes Handgelenk. »Vielen Dank. Wenigstens ein Mann auf diesem Schiff besitzt Anstand und Ehrgefühl, wenn der Captain auch verrückt ist...«
»Miss Magee ...«
»Bitte, Sie müssen mir zur Flucht verhelfen. Verstehen Sie denn nicht? McKenzie ist wahnsinnig. Sonst hätte er mich nicht gefesselt, obwohl das Schiff zu sinken drohte.«
»O Miss Magee ...«, begann der junge Mann unbehaglich, doch sie hörte nicht auf ihn.
»Dieser elende Bastard! Aber was soll man anderes von einem Halbblut erwarten, einem Rebell, einem skrupellosen Barbaren?«
»Miss Magee
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