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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Allmählich gewöhnte sie sich an die rhythmischen Schwankungen und schlief ein.
    Als sie erwachte, fühlte sie erneut die sanfte, tröstliche Bewegung. Dann erinnerte sie sich wieder, daß sie gefangen war, an Bord eines feindlichen Schiffs. Hastig setzte sie sich auf - etwas zu schnell, und ihr wurde schwindlig. Doch das Unbehagen ließ bald nach, und sie stieg vorsichtig aus der Koje.
    Wie spät machte es sein? Zwischen den Vorhängen drang helles Licht hindurch. Also mußte sie mehrere Stunden geschlafen haben. Sie rieb sich den Nacken.
    Neugierig betrachtete sie den Schreibtisch und überlegte, welche Korrespondenz in den Schubladen verwahrt wurde. Jetzt war sie gefangen. Doch das würde sich ändern, und wenn sie entkam ...
    Sie setzte sich hinter den massiven Eichenschreibtisch, öffnete das oberste Schubfach und entdeckte einen Stapel Briefe. Sicher würden sie wichtige Informationen enthalten. Eifrig sah sie die Papiere durch. Zu ihrer Enttäuschung fand sie nur Privatbriefe. Der erste stammte von Ians Schwester Tia, die erklärte, sie würde sich gern nützlich machen und zusammen mit ihrem Bruder in seinem behelfsmäßigen Lazarett am St. Johns arbeiten. Den zweiten Brief hatte Jerome McKenzies Schwester Sydney geschrieben, wohnhaft in Charleston, den dritten sein Bruder Brent, den man wegen eines dringenden medizinischen Problems nach Richmond berufen hatte.
    Während Risa die Briefe studierte, entsann sie sich, daß sie militärische Anhaltspunkte suchte, und es war zweifellos ungehörig, in der Privatpost des Captains herumzuschnüffeln. Aber Brents Brief interessierte sie sehr. Trotz ihrer Gewissensbisse las sie weiter.
    »... und leider fordern die Krankheiten mehr Todesopfer als die Kugeln. Ich weiß, die Unionsärzte bemühen sich genauso wie wir, unsere Jungs von Dysenterie und Fieber zu heilen und auf die Schlachtfelder zurückzuschicken. Um alles noch zu verschlimmern, hat man mich mit einer neuen Aufgabe betraut. Wie der Generalstabsarzt feststellte, leiden viele Soldaten an peinlichen Krankheiten, die vom Kontakt mit dem schönen Geschlecht herrühren. Ja, in der Tat. Kannst Du Dir das vorstellen, Jerome? Diesen Krieg wird vermutlich jene Seite gewinnen, die zuerst ein Mittel gegen die grassierenden Geschlechtskrankheiten findet. Wieder einmal muß ich Dich erinnern - wir brauchen dringend Medikamente. Gewiß, wir haben die besten militärischen Köpfe, brillante Generäle kämpfen für unsere Sache, und in unserem Volk schlagen starke Herzen. Aber die Unionsführer sind nicht dumm, und sie wissen, daß sie uns langsam in die Knie zwingen, aushungern und unsere geschwächten Männer ohne Medizin und Anästhesie sterben lassen können. Falls Du mir schreiben willst - vorerst bin ich in Richmond stationiert. Gott mit Dir, mein Bruder.«
    Risa legte den Brief beiseite. Zu ihrer eigenen Verblüffung zitterte sie.
    Plötzlich wurde sie von einer seltsamen Beklemmung erfaßt und blickte verwirrt auf. Jerome war zurückgekehrt - lautlos. Oder sie hatte, in den Brief vertieft, nicht gehört, wie die Tür geöffnet worden war.
    Er lehnte an der Wand und schien sie schon eine ganze Weile zu beobachten. Da er nur seine Breeches trug, mußte er in der Takelage gearbeitet haben. In seinem bronzebraunen Hals tickte ein Puls. Mit dem zerzausten dunklen Haar, das fast bis zu seinen Schultern reichte, glich er mehr denn je einem Indianer.
    Brennend stieg ihr das Blut in die Wangen, und sie stand hastig vom Schreibtisch auf. Als Jerome auf sie zuging, wich sie erschrocken zurück. Allzuweit kam sie nicht. Er blieb dicht vor ihr stehen und musterte sie wütend, so verächtlich, daß sie fürchtete, er würde sich an ihr vergreifen. Doch er rührte sie nicht an. Statt dessen schloß er das Schubfach, lehnte sich an die Tischkante und verschränkte die Arme vor Brust. »Haben Sie irgendwas Interessantes entdeckt?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie wissen ja, was Ihre Schubladen enthalten.«
    »Keine militärische Korrespondenz. Seien Sie froh darüber, Miss Magee. Sie wollen der Gefangenschaft entrinnen, und ich beherberge Sie nur notgedrungen auf diesem Schiff. Meiner Familie zuliebe habe ich Sie bisher sehr rücksichtsvoll behandelt. Wenn Sie sich weiterhin so impertinent verhalten, könnte ich mich bald anders besinnen.«
    »Wenn Sie erwarten, Ihre Gefangenen würden Ihnen höflich begegnen, täuschen Sie sich.«
    Unsanft packte er Risas Handgelenk und zog sie zu sich heran. Kalte Furcht erfaßte ihr Herz. »Und

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