Auf dem Schlachtfeld der Liebe
dem Bett und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Als sie in den Flur spähte, sah sie, daß man sie nicht allein gelassen hatte. Jeremiah döste in einem Sessel. Lautlos schlich sie vorsichtig an ihm vorbei. Hinter einer Tür erklang das perlende Gelächter einer Frau, begleitet vom Gemurmel eines Mannes. Das Blut stieg in Risas Wangen. Natürlich suchte jeder Seemann weibliche Gesellschaft, wenn sein Schiff in einem Hafen lag.
Während sie dem Flur folgte, hörte sie Stimmengemurmel, das aus dem Erdgeschoß heraufdrang. Verhandlungen? Am Treppenabsatz blieb sie stehen und schaute in den Schankraum hinab, wo sie niemanden sah. Auf leisen Sohlen stieg sie die Stufen hinab. Ein Privatsalon lag neben der Gaststube, mit einem wuchtigen Eichentisch und Polstersesseln eingerichtet.
Durch die offene Tür sah Risa einen schlanken, dunkelhaarigen Gentleman, wie ein Dandy gekleidet. Hinter ihm standen zwei Männer, in respektvoller Entfernung, und er sprach mit jemandem. Mit McKenzie? Als sie vorsichtig weiterging, sah sie einen blonden Hinterkopf. Erleichtert atmete sie auf. Der Captain war nicht in der Nähe. Sollte sie diese Leute - vielleicht waren es Spanier - um Hilfe bitten?
Plötzlich blickte der elegante dunkelhaarige Gentleman zur Tür, und Risa glaubte, er hätte sie entdeckt. Sie zögerte nicht länger, eilte in den Raum und ergriff die Hand des nächstbesten Mannes, der sie verblüfft anstarrte. »Sir, ich brauche Ihre Hilfe! Bitte! Sicher werden Sie einer Frau, die in höchste Not geraten ist, Ihren Beistand nicht versagen. Ich bin in die Hände einer Rebellenbande gefallen und muß unbedingt meine Landsleute erreichen. Wenn Sie mich von hier wegbringen, wird mein Vater Sie großzügig belohnen ...«
»Miss Magee!«
Erschrocken drehte sie sich um. Der blonde Mann war Michael, der hastig aufsprang und zu ihr lief.
»Bitte, Sir ...«
»Ah, da sind Sie ja!« McKenzie war hereingekommen. Wie ein Schraubstock umklammerte sein Arm Risas Taille.
»Lassen Sie mich los!« protestierte sie.
Aber er ignorierte sie, wandte sich zu dem dunkelhaarigen Dandy und begann in fließendem Spanisch zu sprechen. Risa verstand kein Wort. Grinsend hob der Mann die Brauen und musterte sie von Kopf bis Fuß.
»Was immer er sagt, hören Sie nicht auf ihn!« flehte sie. »Bitte, Sie müssen mir helfen ...«
Jerome McKenzie fiel ihr mit einem weiteren spanischen Redeschwall ins Wort, und der dunkelhaarige Mann brach in Gelächter aus. Dann stellte er eine Frage, und der Captain lachte ebenfalls. In den Augen des Fremden lag ein seltsames Funkeln, das Risa beunruhigte.
»Was haben Sie gesagt, McKenzie?« rief sie erbost.
Wortlos hob er sie hoch und trug sie aus dem Privatsalon, ohne ihren erbitterten Widerstand zu beachten.
»Wer ist dieser Mann?« zeterte sie, während er mit ihr die Treppe hinaufstieg.
»Er heißt Garcia, und er haßt die Yankees. Soeben erzählte ich ihm, Sie seien zwar bildschön und sehr reizvoll, aber eine hinterhältige kleine Nutte, und Sie würden versuchen, mich um die beträchtliche Summe zu betrügen, die ich bereits für Ihre Dienste bezahlt habe. Natürlich war er sehr interessiert, und er möchte Sie für einen späteren Zeitpunkt engagieren.«
Fassungslos starrte sie ihn an. Mit einem Fußtritt öffnete er die Tür ihres Zimmers, warf sie hinter sich zu und stellte Risa auf die Füße.
»Bastard!« schrie sie und schlug mit aller Kraft in sein Gesicht. Er zuckte nicht einmal zusammen. Trotz der Kälte in seinen blauen Augen schien er ein seltsames Feuer auszustrahlen, und sie wich verwirrt zurück.
»Diesmal lasse ich das noch durchgehen, Miss Magee.«
»Diesmal! Sie haben mich entführt, Sie - Sie Rebell!« Den Tränen nahe, fühlte sie sich plötzlich völlig entnervt und wußte nicht, warum. »Wie können Sie mir das alles antun? Aber ich werde Sie hängen sehen, das schwöre ich ...«
»Noch ein Versuch, meiner Südstaaten-Gastfreundschaft zu entrinnen, Miss Magee, und ich werde mich rächen, so wahr mir Gott helfe! Haben Sie das verstanden?«
Sie kam sich wie ein Schulkind vor, das wegen eines albernen Streichs gemaßregelt wurde. Trotzdem hob sie herausfordernd das Kinn. »Jede Gelegenheit werde ich nutzen, um in Ihre Kniescheiben zu schießen, bevor ich auf Ihr Herz ziele, McKenzie. Haben Sie das verstanden ?«
Höflich neigte er den Kopf. In seinen Augen glitzerte blaues Eis. »Vollkommen.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
Eine Zeitlang starrte sie
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