Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Schraubstock umklammerte. Risa -im Süden der Halbinsel ... Großer Gott, warum hatte seine kluge, besonnene Tochter ein solches Risiko auf sich genommen?
Er holte tief Atem. Nun mußte er sich zusammenreißen. Schließlich war er ein Offizier der United States Army, in diesem Krieg von beiden Seiten bewundert und respektiert. Kühl und gelassen hatte er zahlreiche Schlachten überstanden. Aber nun erkannte er plötzlich seine eigene Verwundbarkeit. Nicht der Kriegsgegner erschreckte ihn. Er bangte um das Leben seiner Tochter. »Also hat sie sich mitten ins Feindesland gewagt. Verdammt, dort versuchen skrupellose, gefährliche Rebs pausenlos, unsere Blockade zu durchbrechen. Und es wimmelt von Piraten und Indianern und Vagabunden!«
»Miss Risa ist eine sehr vernünftige junge Frau«, betonte Grayson, während er seinen Herrn ins Haus führte. »Setzen Sie sich, Sir, und ziehen Sie die Stiefel aus. Ich bringe Ihnen einen Brandy und eine Zigarre. Und dabei legen Sie sich in aller Ruhe die Strafpredigt zurecht, die Sie Ihrer Tochter halten werden, wenn sie nach Hause kommt. Sie ist nun mal sehr eigenwillig.«
»Störrisch wie ein Maulesel!«
»Gewiß, Sir«, stimmte Grayson zu.
»Wenn ihr der Feind zu nahe tritt, wird er größeren Schaden erleiden als sie.«
»Zweifellos, Sir.« Grayson ergriff die Brandy-Karaffe und füllte ein Glas, das Angus geistesabwesend entgegennahm.
»Jedenfalls werde ich ihr den Hintern versohlen.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Und wenn ihr irgend jemand auch nur ein Haar krümmt, bringe ich ihn um.«
»Ja, Sir.«
»Wäre sie doch Ians Frau geworden! Damit hatte ich fest gerechnet. Aber dann heiratete er eine junge Dame aus seinem Heimatstaat. Jetzt ist Risa ihre beste Freundin und die Patin des Kindes, das von ihrem einstigen Verehrer stammt.«
»Also ist sie da unten im Süden bei ihren Freunden gut aufgehoben.«
»Hoffentlich, Grayson«, seufzte Angus, nach wie vor beunruhigt. In diesem Land fand ein schrecklicher Krieg statt. Und Risa hatte niemals gelernt zu kapitulieren.
Der Morgen brach an. Sie lag in dem schmalen Bett so dicht neben McKenzie, daß sie die Poren auf seiner Wange sah, das dunkle, rötlich schimmernde Brusthaar unter dem geöffneten weißen Hemd.
Mit Handschellen an den Captain gefesselt, hatte sie sich während der Nacht kaum bewegt und gewiß kein Auge zugetan. So kam es ihr zumindest vor. Natürlich war er sofort in tiefen Schlaf gesunken. Wie Stunden hatten sich die Minuten dahingeschleppt.
Nun beobachtete sie, wie gleichmäßige Atemzüge seine Brust hoben und senkten, betrachtete seine geschlossenen Lider, die markanten Züge. Wie ähnlich er Ian sah ...
Erinnerte sie sich überhaupt noch an Ian? O ja - hochgewachsen und kräftig gebaut, dunkles Haar, sehr attraktiv. Prinzipientreu und ehrenwert. Jetzt lag sie an der Seite seines Vetters, des Renegaten mit dem faszinierenden Gesicht, dem feurigen Glanz im Haar - mit den blauen Augen, die ihren Blick plötzlich erwiderten. Absurderweise fühlte sie sich schuldig, weil sie ihn angestarrt hatte. Aber warum sollte sie deshalb ein schlechtes Gewissen haben? Sie war es, der ein Unrecht geschah. »Haben Sie gut geschlafen?« fragte sie erbost.
»Ganz ausgezeichnet. Und Sie?«
»Keine Sekunde lang, Sie elender Rebell!« Sein Lächeln verwirrte sie. Ein gewinnendes Lächeln. Trotz der unverhohlenen Ironie. Aber sein Spott wirkte eher gutmütig als boshaft. Vermutlich war er schon seit einiger Zeit wach und wußte, daß sie ihn gemustert hatte. »Würden Sie mich bitte befreien, Sir? Ich möchte mir die Beine vertreten.«
»Nur zu.«
»Aber ...«
Er hob seinen Arm, und sie sah, daß sie nicht mehr an ihn gefesselt war. Irgendwann in dieser Nacht - während sie kein Auge zugetan hatte - mußte er seinen Teil der Handschellen geöffnet haben.
Wütend sprang sie aus dem Bett. Dabei schmetterte sie versehentlich den Stahlring, der an ihrem Handgelenk baumelte, gegen McKenzies Kopf, und er stieß einen Fluch aus. Das hat er verdient, entschied sie. Ohne ihm einen Blick zu gönnen, eilte sie zum Waschtisch und goß Wasser aus dem Krug in die Schüssel. Sorgsam schrubbte sie ihr Gesicht und die Hände.
»Anscheinend haben Sie doch ein bißchen geschlafen«, meinte er, und sie zuckte zusammen, weil er ihr unbemerkt gefolgt war und dicht hinter ihr stand. Ärgerlich drehte sie sich um. »Sogar mehrere Stunden«, fügte er hinzu und reichte ihr ein Handtuch. »Letzte Nacht hatte ich eine Besprechung im Privatsalon,
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