Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Ordnung. Aber könntest du mir vielleicht Kaffee bringen?«
»Mit oder ohne Milch? Wir haben sogar Zucker.«
»Einfacher schwarzer Kaffee wäre mir am liebsten.«
Dienstbeflissen verließ er die Kabine und kehrte nach wenigen Minuten zurück. Inzwischen hatte Risa den Teller heißhungrig leer gegessen und nahm dankbar eine dampfende Tasse entgegen. Was für ein netter Junge - seinem Captain treu ergeben und doch so eifrig bestrebt, eine feindliche Gefangene zu erfreuen ...
»Wenn Sie Ihren Kaffee getrunken haben, führe ich Sie zu Mr. Douglas, Ma'am.«
»Mr. Douglas?«
»Mr. Hamlin Douglas, der Erste Offizier.«
»Und was will er von mir?«
»Er wird Sie an Land bringen.«
»Warum?« fragte sie nervös, obwohl sie mittlerweile überzeugt war, daß Jerome McKenzie nichts beschließen würde, was ihr schaden könnte.
»Weil wir hier übernachten. Und der Captain meint, Sie müßten in einem Hotel schlafen, denn er will nicht dauernd hinter ihnen herschwimmen ...« Verlegen unterbrach er sich, die Wangen feuerrot. »Tut mir leid.«
»Schon gut, Jeremiah. Ich soll die Nacht in einem Hotelzimmer verbringen, damit ich nicht davonschwimmen kann. Das verstehe ich.«
»Also, wenn Sie bereit sind ...«
Sie nickte, stellte die leere Tasse auf den Tisch und erhob sich. Bisher war sie noch nie auf den Bahamas gewesen. Doch sie hatte gehört, daß die Briten, die mit den Südstaaten sympathisierten, hier manchmal Schiffe für die Rebellen ausrüsteten und sie mit Nachschub versorgten. Außerdem trieben sich zahlreiche Piraten auf den Inseln herum. Risa wußte nicht, was sie an Land erwartete.
Wie sich die Dinge auch entwickeln mochten, sie würde versuchen, ihren Vorteil daraus zu ziehen.
Das Royal Inn, ein kleines Hotel, lag an einer Nebenstraße in der Nähe des Hafens und gehörte Jay Eagle, einem entfernten Verwandten der McKenzies. Vor fünfzehn Jahren hatte er Florida verlassen und mit James McKenzies finanzieller Unterstützung das Royal Inn gebaut. Hier fand James' Sohn Jerome ein Zimmer, wo er unbesorgt schlafen konnte, in der Gewißheit, daß Jay ihn rechtzeitig vor allen Gefahren warnen würde. Zudem wurde ihm in diesem Haus die Möglichkeit geboten, seine Geschäfte ungehindert und anonym zu erledigen.
Zusätzlich war das Royal Inn genau das richtige Quartier für seine Gefangene. Sollte sie doch schreien und gegen die Tür hämmern, so lange sie wollte - niemand würde ihr zur Flucht verhelfen. Zwei Männer würden sie bewachen, Jimmy von der Lady Varina und Big Tim, der für Jay Eagle arbeitete.
Bis jetzt hatte Miss Magee keinen Laut von sich gegeben. Hamlin Douglas hatte dem Captain berichtet, sie sei ihm vor einigen Stunden ins Hotel gefolgt und eine mustergültige Gefangene gewesen.
Nun saß Jerome mit Michael O'Hara und Julio Garcia, einem steinreichen Mexikaner, im Privatsalon des Royal Inn. Von Amerikanern und Engländern hielt Julio nicht viel, aber er liebte das Geld, und so hatte er sich mit den Blockadebrechern eingelassen. Der schlanke, dunkelhaarige, elegant gekleidete Mann hatte im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg gegen General Winfield Scott gekämpft.
Da die Mexikaner den Krieg verloren hatten, haßte er die amerikanische Regierung und machte eifrig Geschäfte mit den Blockadebrechern. Und er diskutierte gern über die Kriegssituation. Er sprach sehr schlecht Englisch, und seine beiden Leibwächter, die sich in respektvoller Entfernung postiert hatten, verstanden diese Sprache überhaupt nicht.
Glücklicherweise war Jeromes Spanisch ausgezeichnet. Viele Händler aus Mittel- und Südamerika besuchten die Florida-Küste. Außerdem sprachen viele Seminolen Spanisch.
Während ihres Krieges gegen die United States Army hatten sie den Spaniern Waffen und Vorräte abgekauft. Nun lauschte Julio einem leidenschaftlichen Plädoyer Michael O'Haras, der das Recht des Südens auf Rebellion verfocht. Auch Michael beherrschte die spanische Sprache. Einer seiner entfernten Verwandten hatte einen Schiffbruch der spanischen Armada an der irischen Küste überlebt.
An diesem Abend trafen sie sich, um einen Vertrag zu unterzeichnen und Informationen auszutauschen. Wie Julio erfahren hatte, sollte ein Unionsschiff die Montmarte der Konföderierten kapern, sobald sie ihre Fracht nach Nassau gebracht hatte. Am nächsten Morgen würde die Montmarte - größer als die Lady Varina - Waffen und Munition, Medikamente und Verbandszeug, Wasser und Frischfleisch nach Charleston bringen. Außerdem hatte sie
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