Auf dem Schlachtfeld der Liebe
die ziemlich lange dauerte. Deshalb mußte ich mich von Ihnen trennen, obwohl ich befürchtet habe, Sie würden einen weiteren Fluchtversuch unternehmen.«
Voller Zorn hob sie ihre Hand, um den Stahlring erneut gegen McKenzies Kopf zu hämmern. Aber er war schneller und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Sie glaubte, nun würde er die Beherrschung verlieren und ihr ernsthaft weh tun, was er bisher stets vermieden hatte. Statt dessen hörte sie einen Schlüssel klirren, der sie von den Handschellen befreite.
»Tut mir leid, daß ich Sie jetzt verlassen muß, Miss
Magee«, fuhr er höflich fort und trat zurück. »Aber ich habe einiges zu erledigen. Obwohl meine Männer lieber dem grimmigsten Feind auf dem Schlachtfeld gegenübertreten würden, als Sie zu bewachen - irgend jemand muß diese Aufgabe erfüllen. Jeremiah wird für Sie sorgen. Natürlich paßt er nicht allein auf Sie auf«, betonte er und wandte sich zur Tür.
»Warten Sie! Wohin gehen Sie?«
Verwundert drehte er sich um und hob die Brauen. »Miss Magee, zweifellos sind Sie imstande, auch ohne meine Hilfe Informationen über Ihre Feinde zu sammeln. Sie würden sogar nach Richmond reiten und Davis nach der Strategie des Südens fragen. Aber von mir erfahren Sie nichts.«
»Sehr amüsant, Captain. Ihre Schlachtpläne interessieren nicht, und ich will nur wissen ...«
»Keine Bange, ich komme zu Ihnen zurück.«
»Wann?«
»Nach der Schlacht.«
»Und wenn Sie sterben?«
»Meine Männer werden Sie in den Norden zurückbringen.«
»Aber - wenn alle Ihre Männer sterben?«
»Für diesen Fall werde ich Instruktionen hinterlassen, die Ihren grausamen Tod betreffen. Man wird Sie an den Füßen aufhängen und Ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen, danach wird Ihr Bauch aufgeschlitzt, und so weiter ...« Als sie ihn entgeistert anglotzte, seufzte er tief auf. »Ihre Reise nach Norden ist bereits arrangiert worden, Miss Magee. Noch was?«
Natürlich fühlte sie sich albern und gab keine Antwort.
»Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
»Oh, ich sorge mich nicht.«
»Gut. Übriges, ich werde nicht sterben.« Er verbeugte sich formvollendet und wollte das Zimmer verlassen. Aber dann hielt er inne und runzelte die Stirn. »Ich habe Ihnen was zum Anziehen besorgt. Warum tragen Sie immer noch Jeremiahs alte Breeches?«
»Weil ich nichts von der Konföderation annehme.«
»Damit hat die Konföderation nichts zu tun. Diese Sachen habe ich bezahlt. Und wenn ich's auch ungern zugebe - wir McKenzies sind recht gut situiert.«
»Nicht einmal im Traum würde ich was von Ihnen annehmen!« spuckte Risa.
»Wie Sie wünschen. Guten Tag, Miss Magee.«
Nervös starrte sie die Tür an, die sich hinter ihm geschlossen hatte. Es war schrecklich, auf ein Konföderiertenschiff geschleppt zu werden - und noch schlimmer, allein in diesen vier Wänden zurückzubleiben. Als sie die Tür aufriß, trat ihr ein Farbiger entgegen - ein Mischling, in dessen Adern vermutlich afrikanisches, indianisches und spanisches oder französisches Blut floß. Er war fast zwei Meter groß, ein Muskelprotz, der mindestens zweihundertfünfzig Pfund wiegen mußte. »Brauchen Sie was, Ma'am?«
»Captain McKenzie ...«
»Der ist schon weg. Jeremiah wird Ihnen das Frühstück bringen - und Bücher.«
Als wäre sie ein lästiges Kind, scheuchte er sie ins Zimmer zurück und schloß die Tür.
Resignierend sank Risa aufs Bett. Ein endlos langer Tag lag vor ihr.
Die Schlacht begann um Punkt elf.
Letzte Nacht hatten Jerome und Captain Menkin von der Montmarte die Seekarten studiert und festzustellen versucht, wann die USN Invincible angreifen würde. Schließlich entschieden sie, die Attacke würde schätzungsweise am späten Vormittag stattfinden, etwa eine Stunde vom Nassauer Hafen entfernt, in nördlicher Richtung. Damit hatten sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
Jerome postierte die Lady Varina hinter der Montmarte in einiger Entfernung, behielt den schwerbeladenen Frachter aber stets in Sichtweite. Sobald die Invincible auftauchte, beschleunigte er, und der Schoner flog über das Wasser. Da ihnen nichts anderes übrigblieb, gestatteten sie den
Yankees, ein paar Schüsse abzufeuern. Doch sie hatten Glück. Bei der ersten Salve fielen die Kanonenkugeln wirkungslos ins Meer, die zweite ging über die Montmarte hinweg. Die dritte wäre fatal gewesen, aber dazu kam es nicht.
Inzwischen hatte die Lady Varina den Schauplatz des Gefechts erreicht. Ihre erste Salve zerfetzte den
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