Auf dem Schlachtfeld der Liebe
die geschlossene Tür an, bis sie merkte, daß sie am ganzen Körper zitterte. Sie sank aufs Bett. Wie rasend hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Immerhin hatte sie dieses Wortgefecht gewonnen. Während sie sich zu ihrem Sieg gratulierte, wurde die Tür aufgerissen. McKenzie trat ein, und Risa sprang entsetzt auf. »Nein, kommen Sie nicht näher ...«
Trotz ihrer verzweifelten Gegenwehr packte er ihr
Handgelenk, und sie spürte etwas Kaltes auf der Haut, hörte ein sonderbares Klicken. Ungläubig betrachtete sie die stählernen Handschellen an ihrer Linken und verbarg die Rechte hinter ihrem Rücken, weil sie glaubte, er würde beide Hände fesseln. »Nein, nicht ...«, begann sie und verstummte in wachsendem Grauen, als sie McKenzies Absicht erkannte. Er wollte sie nicht an beiden Händen fesseln, viel schlimmer - er legte den zweiten Stahlring um sein eigenes Handgelenk.
6
Nach Washington zurückbeordert und der Army am Potomac zugeteilt, erreichte General Angus Magee sein Haus - erschöpft, voller Reisestaub und schweren Herzens.
Die Rebs machten ihm das Leben verdammt schwer. Im Shenandoah Valley sorgte ein gewisser Stonewall Jackson für Unruhe. Deshalb intensivierte Lincoln die Verteidigung von Washington. McDowells Truppen sollten D.C. McClellan im Auge behalten, der Verstärkung anforderte, während er Mittel und Wege suchte, um die Streitkräfte der Südstaaten bei Richmond anzugreifen. Auch Angus hätte unter McClellan kämpfen sollen. Aber wenn der Feind die Hauptstadt der Union eroberte, war alles verloren.
Nicht, daß es eine Rolle spielte, wohin er beordert wurde. Jede Schlacht schien ihn mit einem alten Freund zu konfrontieren, an dessen Seite er in den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg gezogen war, oder mit einem jungen Mann, den er als Gastdozent an der Militärakademie West Point unterrichtet hatte. Nach jedem Kampf brachten ihm seine Adjutanten die Listen der Gefallenen, der Nord- und Südstaatler. Viel zu oft las er Namen von Männern, die ihm lieb und teuer waren, ganz egal, ob sie blaue oder graue Uniformen getragen hatten.
Nun freute er sich auf eine kurze Rast in seinem Haus. Hoffentlich war es seine mutwillige Tochter inzwischen müde, die Verwundeten im Hospital zu pflegen, und heimgekehrt. Diese Aktivitäten hatte er stets mißbilligt. Wenn er sie nicht antraf, würde ihn wenigstens ein langer, besänftigender Brief erwarten. Im Gedanken an ihre Liebe fand er Trost, wann immer ihn die Tragik des Krieges zu überwältigen drohte.
Er stieg von seinem Hengst - einem braven Tier, das er einfach nur >Horse< nannte. Zu viele Pferde waren unter seinem Sattel weggeschossen worden. Deshalb gab er ihnen keine besonderen Namen mehr und vermied emotionale Bindungen. Sein Diener Grayson Bierce, ein frei-gelassener Schwarzer mit grauem Haar und rheumatischen alten Knochen, stieg die Eingangstreppe herab und begrüßte ihn mit einem breiten Grinsen.
»General! Ich habe mich sehr über Ihren Brief gefreut. Endlich sind Sie wieder daheim - und offensichtlich wohlbehalten.«
»Aber todmüde. Ist meine Tochter von der unseligen Reise zurückgekehrt, die sie sich in den eigensinnigen Kopf gesetzt hat?«
»Nein, Sir«, erwiderte Grayson unbehaglich.
»Hat sie mir geschrieben?« Als der Diener zögerte, runzelte Angus Magee die Stirn. Die stahlgrauen Brauen bildeten jenen geraden Strich, der schon viele junge Soldaten unter seinem Kommando eingeschüchtert hatte. »Was ist los, Grayson?«
Während der Stallbursche das Pferd wegführte, seufzte Grayson tief auf. »Nun - Lieutenant Andy Borden wurde aus St. Augustine zurückbeordert. Er kam hierher, sichtlich aufgeregt, und meinte, vielleicht sollten Sie erfahren, daß Miss Risa einen Zivilisten überredet hat, sie ins südliche Florida zu bringen.«
»Was?« rief der General verblüfft.
»Anscheinend wollte sie Major McKenzies Frau suchen.« Angus' Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Er preßte eine Hand auf seine Brust, und Grayson fügte hastig hinzu: »Sicher geht's ihr gut, Sir. Soviel ich weiß, besitzt Mrs. McKenzie ein schönes Haus auf einer Insel im Süden. Da kann Miss Risa nichts zustoßen. Zweifellos hat sie Ihnen schon geschrieben. Aber es dauert ziemlich lange, bis ein Brief aus dieser abgeschiedenen Gegend hierhergelangt.« Besorgt musterte der Diener das leichenblasse Gesicht des Generals und ergriff seinen Arm. »Kommen Sie doch erst mal rein, Sir.«
Mühsam bekämpfte Angus den Schmerz, der sein Herz immer noch wie ein
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