Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Bringen Sie mich sofort nach St. Augustine ...«
Als er mißbilligend die Brauen hob, wünschte Risa, sie hätte geschwiegen. »Ich muß meine Befehle befolgen, Miss Magee.«
»Garantieren Sie mir, daß ich sofort nach unserer Zusammenkunft mit Captain McKenzie nach St. Augustine fahren werde?«
»Da wir uns im Kriegszustand befinden, kann ich gar nichts garantieren«, erwiderte er müde.
»Auch ich garantiere für nichts, Mr. Douglas!« fauchte sie. »Und ich werde Ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Sobald sich eine Gelegenheit zur Flucht bietet, will ich sie auch nutzen - und nicht zögern, Ihre Feinde über Captain McKenzies Aktivitäten zu informieren.«
»Unter diesen Umständen ...« Seufzend wandte er sich zur Jeremiah.
»Tut mir leid - ehrlich.« Der Kammersteward trat vor, und ehe sie wußte, wie ihr geschah, zog er sie an sich. Trotz seiner Jugend war er sehr kräftig, und sie wehrte sich vergeblich, als er ein feuchtes Tuch auf ihre Lippen preßte. Ein süßlicher Geruch stieg ihr in die Nase, die Augen fielen ihr bleiern zu, und sie konnte sich nicht
mehr bewegen. Wie aus weiter Ferne hörte sie Jeremiahs Stimme. »Ist das wirklich nötig, Mr. Douglas?«
»Du weißt doch, was sie uns angedroht hat. Wenn sie entkommt und den Yankees mitteilt, wo der Captain zu finden ist...«
Und dann verhallten die Stimmen.
Langsam öffnete sie die Augen. Sie lag in einer winzigen Koje, in einer beengten Kabine. Am anderen Ende des Raums saß Jeremiah auf einem Stuhl und musterte sie schuldbewußt. »Tut mir so leid«, murmelte er.
»Mit gutem Grund.«
»Aber - wir führen Krieg ...«
»Verdammt, wie oft muß ich das noch hören?«
»Tut mir wirklich leid. Wenn Sie keine so entschlossene, gefährliche Feindin wären ...Captain McKenzie hat uns ausdrücklich beauftragt, auf Sie aufzupassen.«
»Machst du alles, was er sagt? Falls er dir befiehlt, mich zu erschießen, würdest du ihm gehorchen?«
»So was würde er nie verlangen.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil ich ihn kenne.«
»Würde er mich nicht einmal erschießen lassen, wenn ich eine Spionin wäre - oder eine kaltblütige Mörderin, die vor seinen Augen Kinder umgebracht hat?«
»Dann würde er Sie selber töten.«
Risa erschauerte, und Jeremiah lächelte. »Aber so ein schlechter Mensch sind Sie nicht.«
»Immerhin eine Feindin.«
Er nickte. »Und ich bin Ihr Feind. Trotzdem sind wir beide nicht schlecht.«
»Eigentlich bist du ein kluger Junge.«
»Das habe ich gelernt - von ...«
»Natürlich«, unterbrach sie ihn ungeduldig, »von deinem grandiosen Captain McKenzie.« Als sie sich aufrichtete, verspürte sie heftige Kopfschmerzen. Stöhnend sank sie ins Kissen zurück.
»Essen Sie was, danach werden Sie sich besser fühlen.« Daran zweifelte sie. aber er brachte ihr Biskuits und
schwarzen Tee, und der Imbiß weckte tatsächlich ihre Lebensgeister. »Morgen erreichen wir die Insel«, erklärte er. »Da gibt's eine Siedlung, von ein paar Leuten bewohnt. Keine besonders vornehme Gesellschaft, einige Bergungstaucher und ihre Familien und Mischlinge, die vom Fischfang leben. Aber die Bone Isle ist sehr schön, mit wunderbaren Stränden. Und im klaren Wasser sieht man die leuchtenden Farben der Korallen. Wenn Sie keinen Ärger machen, dürfen Sie sicher einen Tag am Strand verbringen.«
Ein Strand - endlich ein bißchen Freiheit nach den beklemmenden vier Wänden in Nassau ... Doch sie wollte nicht zu enthusiastisch erscheinen.
»Wenn die Insel so paradiesisch ist - warum heißt sie dann Bone Isle 1 ?«
»Dort hat mal ein Pirat namens Barbery Bill seinen Schatz versteckt. Den hatte er einem anderen Piraten, Edward Teach, in Nassau gestohlen. Teach folgte Bill und dessen Bande zur Insel, metzelte alle nieder und segelte davon. Jahre später kamen spanische Missionare hin und fanden die Gebeine der Piraten, von Krabben und Seevögeln abgenagt.«
»Was für eine hübsche Geschichte ...«
»Keine Bange, da liegen keine Knochen mehr herum. Möchten Sie einen Tag am Strand verleben?« fragte Jeremiah, eifrig bestrebt, wiedergutzumachen, was er ihr angetan hatte.
»Vielleicht. Reden wir morgen noch einmal darüber.« Risa schloß die Augen, vom sanften Schaukeln der Schaluppe eingelullt. Als sie das nächste Mal erwachte, schien die Morgensonne, und die Katie B. lag neben einer kleinen Landebrücke. Jeremiah brachte ihr wieder Tee und Biskuits. »Gerade habe ich mit Mr. Douglas und Big Tim gesprochen ...«
»Ist Big
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