Auf dem Schlachtfeld der Liebe
darüber.«
»Gut, vergessen wir den Krieg. Wenigstens für eine kleine Weile.« Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa, und Risa legte den Kopf auf seine Schulter. Früher hatte sie ihn geliebt, und er bedeutete ihr immer noch sehr viel. Aber wie sie sich eingestehen mußte, hatte er niemals das Feuer in ihr entfacht, das Jerome mit einem einzigen Blick wecken konnte. Sie erkundigte sich noch einmal nach Alaina, und Ian erzählte, man würde seiner Frau die Schwangerschaft bereits anmerken. »Schade, daß du in dieser Zeit nicht bei ihr bist ...«
Dann schilderte sie ihre Begegnung mit seinen Geschwistern. Während die Nacht verstrich, redeten sie unentwegt. Irgendwann versanken sie in Schweigen und schliefen auf dem Sofa ein, aneinandergelehnt und Hand in Hand. Im Morgengrauen kam General Angus Magee ins Zimmer und räusperte sich lautstark. Erschrocken fuhren die beiden hoch. »Was soll ich nur mit dir machen, Risa?« seufzte der General. »Die Klatschmäuler werden sich die Hände reiben!«
»Sir, es ist meine Schuld ...«, begann Ian.
»In der Tat! Zum Teufel mit Ihrer Familie, McKenzie!«
»Beruhige dich, Papa!« flehte Risa, eilte zu Angus und umfaßte seinen Arm. »Ian ist mein Freund. Und er war jahrelang dein bester Kavallerist.«
»Ohne jeden Zweifel«, malmte Angus zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Aber es war verantwortungslos von Ihnen, die Nacht mit Risa zu verbringen, McKenzie. Stundenlang wart ihr hier allein. Natürlich werden die Soldaten reden.«
»Oh, die Leute reden immer«, warf Risa amüsiert ein.
»Mein Kind, dein Ruf ist ohnehin schon ruiniert. Was wirst du tun, wenn du dich eines Tages verliebst und heiraten willst?«
»Sollte ich mich in einen Mann verlieben und herausfinden, daß er auf Klatschgeschichten hört, werde ich ihn sofort aus meinem Herzen verbannen.«
Unglücklich schüttelte Angus den Kopf. »Du bist jung und ungestüm, und du weißt zu wenig von der Welt. Die Liebe kann man nicht einfach anzünden und wieder auslöschen. Und Sie, junger Mann? Was wird Ihre Frau sagen?«
»Gar nichts, weil Risa ihre beste Freundin ist, und Alaina liebt sie sehr. Verzeihen Sie, Sir, falls ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe, lag das nicht in meiner Absicht.« Ian salutierte, dann küßte er Risas Wange. »Paß gut auf dich auf.« Wieder zu Angus gewandt, fügte er hinzu: »Bitte, behalten Sie Ihre Tochter im Auge, Sir. Sie ist eine unserer wichtigsten Aktivposten in diesem Krieg.«
»Nehmen Sie sich lieber selber in acht, McKenzie«, entgegnete der General bärbeißig. Dann umarmte er Ian, der Risa aufmunternd zuzwinkerte, bevor er den Raum verließ. Betrübt runzelte Angus die Stirn. »Mehr will ich nicht dazu sagen, Risa. Aber du mußt vorsichtiger sein.«
»Ian ist und bleibt ein guter Freund.«
»Hättet ihr bloß geheiratet! Wo ihr doch so gut zusammenpassen würdet!«
»Das Schicksal wollte es anders, Papa.« Lächelnd versuchte sie, die Sorgenfalten auf seiner Stirn zu glätten. Wie sehr sie ihn liebte ... Der Gedanke, ihn zu verlieren, war unerträglich. Glücklicherweise mußte er als General nicht in vorderster Front reiten, obwohl er sein Leben bereitwillig für die Soldaten riskieren würde. Doch der Krieg glich einem Schachspiel, Türme waren wichtiger als Bauern, und die Generale diktierten die Gefechte, statt sich ins Kampfgetümmel zu stürzen.
Zärtlich strich er über Risas Haar. Wenn er Befehle erteilte, versprühten seine Augen blaue Funken. Jetzt lag reine Liebe in seinem sanften Blick. »Gewiß, der Krieg ändert viele Dinge. Trotzdem werden anständige Familien nach wie vor ehrbare Frauen für ihre Söhne suchen. Und der Skandal, den Ians elender Vetter heraufbeschworen hat, könnte deine Zukunft zerstören.«
»Ganz im Gegenteil, der Skandal hat mich in eine Heldin verwandelt - obwohl ich den Applaus nicht verdiene.«
»Natürlich fragen sich alle Leute, was dir der Schurke angetan hat!«
»Ich wurde zu nichts gezwungen, Papa.«
Seufzend drückte er sie an sich. »Deine Mutter ist vor langer Zeit gestorben. Aber die lebhaften Erinnerungen begleiten mich ständig. Was Liebe ist, habe ich in meiner Ehe gelernt. Und das wünsche ich dir auch.«
»Sicher werde ich dieses Glück erleben, Papa. Sieh's doch mal aus meinem Blickwinkel. Ich möchte um meiner
Selbst willen geliebt werden, nicht wegen meines guten Rufs.«
»Es ist sinnlos, mit dir zu streiten. So wie immer. Tu mir wenigstens einen Gefallen. Wenn Ian nächstes Mal auftaucht,
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