Auf dem Schlachtfeld der Liebe
pflegt eure Freundschaft in der Gegenwart anderer Offiziere. Ist das zuviel verlangt?«
»O nein, Papa.«
»Wollen wir jetzt frühstücken?«
»Sehr gern. Ich bin über jede Stunde, die du für mich erübrigen kannst, froh und dankbar.«
Arm in Arm schlenderten sie zum Kommandozelt.
12
Trotz der lebhaften Truppenbewegungen im ganzen Süden, kam der Zug, den Jerome benutzte, schon nach erstaunlich kurzer Zeit in Richmond an. Seine Schwester Sydney hatte eine Wohnung in einem Haus bezogen, das einem alten Freund der Familie McKenzie gehörte, und konnte dem Besucher sogar ein Gästezimmer anbieten, obwohl die Hauptstadt der Konföderation von Flüchtlingen wimmelte.
»Lange kann ich nicht bleiben«, warnte er.
»Wenigstens ein paar Tage!« erwiderte sie, umarmte ihn liebevoll, und es beglückte ihn, sie gesund und wohlbehalten anzutreffen. Sie war eine exotische Schönheit, mit den grünen Augen ihrer Mutter, dem blauschwarzen Haar des Vaters und faszinierenden Seminolenzügen in ihrem feingezeichneten Gesicht.
»Eigentlich dürfest du nicht allein hier leben«, tadelte Jerome, »und es überrascht mich, daß Vater das erlaubt.«
»Nur weil General Payne auf mich aufpaßt, einer der wenigen Männer, die Papa während der Seminolenkriege bewundert hat. Außerdem ist Brent in meiner Nähe, und ich habe versprochen, das Weihnachtsfest daheim zu verbringen. Und solange ich mich ordentlich benehme ...«
»Tust du das?«
»Ich bin ein Engel! Keine Geringere als die First Lady nahm mich unter ihre Fittiche, Varina Davis. Natürlich interessierte sie sich erst für mich, nachdem sie erfahren hatte, daß ich deine Schwester bin. Oh - und wußtest du, wieviel Jefferson Davis von unserem abtrünnigen Vetter Ian hält?«
»Während Ian in Washington diente, war Davis Kriegsminister. Sie trafen sich öfter, wenn sie auch keine Freunde wurden.«
»Jedenfalls benehme ich mich anständig. Und du?«
»Ich durchbreche die Blockade, sooft wie möglich.«
»Sonst tust du nichts? Sag mal - hast du die Tochter des Generals wirklich vergewaltigt?«
»Denk an deine Manieren, kleine Schwester!« mahnte Jerome. »Sonst schicke ich Papa hierher.«
»Das wagst du nicht.«
»Es wäre sogar die Pflicht eines älteren Bruders.«
»Wo ich doch nur die Wahrheit wissen will«, schmollte Sydney. Dann lachte sie. »O Jerome, die Zeitungsberichte waren einfach köstlich! Man nannte dich einen wilden Piraten, einen unwiderstehlichen Verführer. Seither bist du unglaublich populär. Das wirst du heute abend merken. Wir gehen zu einer Dinnerparty.«
»O nein, keine gesellschaftlichen Veranstaltungen!« stöhnte er. »Ich bin nur nach Richmond gekommen, um dich zu sehen.«
»Willst du eine Einladung ins Weiße Haus der Konföderation ablehnen?«
»Nein, natürlich nicht«, gab er sich seufzend geschlagen. Im Grunde fand er die Aussicht auf eine Party im Weißen Haus nicht so schlimm. Er schätzte Präsident Davis, einen nicht besonders umgänglichen, aber sehr intelligenten Mann, der hart arbeitete. Um so charmanter und warmherziger war seine schöne Frau Varina. Ihre Dienstboten und Sklaven behandelte sie ebenso freundlich wie Diplomaten und Generäle, und sie erwies sich stets als hervorragende Gastgeberin. Was Davis an gesellschaftlichem Schliff fehlte, machte sie mühelos wett. Sydney und Jerome trafen etwas verspätet im Weißen Haus ein. Nachdem man ihnen einen Sherry angeboten hatte, war es auch schon an der Zeit, die Mahlzeit einzunehmen.
Wie sich herausstellte, fand die Dinnerparty zu Ehren Jeromes statt, der Charleston mehrmals mit wichtigem Nachschub beliefert hatte. Davis, mit schroffer Miene und ganz in Schwarz gekleidet, prostete dem Piraten der Karibik zu, und die ganze Tischgesellschaft applaudierte. Vor allem die Damen umschwärmten Jerome. Eine junge Verwandte der First Lady erklärte, alle Militärs sollten heiraten. Da ihr Leben ständig von schrecklichen Schlachten bedroht sei, müßten sie Erben hinterlassen.
Ein Butler servierte eine Gemüseplatte. Als Jerome sich bediente, merkte er, daß sein Teller ein wenig schief stand, und entdeckte einen gefalteten Zettel darunter. Captain McKenzie, las er, Pirat des Südens, Sie müssen sterben, weil Sie Risa Magee entführt und entehrt haben. Wie süß wird die Rache sein ...
»Eine unangenehme Nachricht, Captain?« wisperte die junge Dame zu seiner Rechten.
»Nein«, log er und verbarg seinen Zorn. Risa Magee! Grausam entehrt! O Gott, wenn er sie noch einmal zwischen
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