Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Hause zurückkehren.«
»Aber ich arbeite hier im Hospital«, protestierte sie. »Da werde ich gebraucht, und du kannst mich nicht zwingen ...«
»In dieser Stadt bist du deines Lebens nicht mehr sicher.«
»Bitte, Jerome, verstehst du denn nicht...«
»Erst besuche ich Brent, dann bringe ich dich nach Hause. Bis dahin wirst du streng bewacht. Glaub mir, du kannst nicht hierbleiben. Ich habe Angst um dich.«
»Hör mal, du bist ein Pirat, du entführst und vergewaltigst Yankee-Frauen - und ich muß den Preis dafür zahlen?«
»Sydney ...«, begann er ärgerlich.
»Tut mir leid.« Zerknirscht senkte sie den Kopf.
In der Wohnung fanden sie einen Brief ihres Vaters, den ein Soldat hinterlegt hatte.
»Was ist los, Sydney?« fragte Jerome besorgt.
»Vorerst nichts. Ich - ich werde heimfahren.«
»Verdammt, was ist passiert?«
»Mutter erwartet erneut ein Baby.« Ungläubig starrte er sie an. Sein Vater hatte ihm erklärt, Teela würde keine Kinder mehr bekommen, weil Sydneys Geburt sehr schwierig gewesen sei. Und jetzt, viele Jahre später... Jeromes Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Seine Mutter war so stark in ihrer Sanftmut und Entschlossenheit, die Stütze der ganzen Familie, der sie mit ihrer unwandelbaren Liebe Kraft gab.
»Dafür ist sie zu alt«, flüsterte Sydney.
»Sag ihr das bloß nicht!« mahnte er in möglichst beiläufigem Ton.
»Ich meine - zu alt für ein Baby. O Jerome, ich sorge mich um ihre Gesundheit. Was hat Vater sich nur dabei gedacht?«
Darauf wußte Jerome keine Antwort. In dieser Nacht fand er keinen Schlaf. Er machte sich zu viele Sorgen um zu viele Dinge ...
Drei Tage später besuchte er seinen Bruder, der in einem alten Plantagenhaus arbeitete, nahe dem Schauplatz der letzten Scharmützel.
Brent entfernte gerade eine Kugel aus dem Bein eines Soldaten und begrüßte Jerome mit einem gequälten Lächeln. »Willst du mir helfen?«
»Wenn du mich brauchst...« Jerome trat an die andere Seite des Operationstisches. Da er seinen Bruder sehr gut kannte, wußte er stets im voraus, welche Instrumente Brent brauchen würde.
Den ganzen Tag assistierte er dem Chirurgen. Das Morphium ging zur Neige, und Jerome mußte die schreienden Männer festhalten, deren Gliedmaßen amputiert wurden. Am späten Abend saßen die Brüder in der Bibliothek des halbverfallenen Plantagenhauses und tranken den Brandy, den Jerome aus Richmond mitgebracht hatte. Er schilderte den seltsamen Zwischenfall nach Davis' Dinnerparty. Auch Brent konnte sich keinen Reim darauf machen. Dann erwähnte Jerome die Schwangerschaft der Mutter, was seinen Bruder zur selben Frage veranlaßte wie seine Schwester. »Was hat Vater sich nur dabei gedacht?«
»Soviel ich mich entsinne, liebt sie ihn genauso wie er sie«, bemerkte Jerome trocken.
»Ja, aber sie müßten besser aufpassen, wenn sie einander ihre Liebe beweisen. Sicher ist das schwierig, vor allem bei zunehmendem Alter. Wenn's soweit ist, möchte ich Mutter beistehen. Natürlich sorge ich mich, obwohl viele reifere Frauen Kinder gebären. Seltsam - daheim waren die Männer ganz versessen auf den Krieg. Jetzt kämpfen wir weit von unserer Heimat entfernt, in Virginia, das sich gar nicht so sehr für die Sezession engagiert hat. O Gott, ich bin müde, und ich will nach Hause und endlich wieder einen blauen Sommerhimmel sehen - oder einen goldenen Sonnenuntergang, die Silhouette eines Reihers vor dem rötlichen Licht ...«Er seufzte und blickte auf seine Hände hinab. »Vielleicht bekomme ich kurz vor Mutters Niederkunft Urlaub.« »Das kann ich vielleicht arrangieren. Die Konföderation ist ihrem erfolgreichen Blockadebrecher einen Gefallen
schuldig.«
»Ach ja, du bist berühmt - oder berüchtigt, vor allem, seit General Magee hinter dir her ist ... Irgendwie habe ich das Gefühl, vor Sydneys Entführung ist was passiert.« Jerome erzählte von dem Zettel, den er an Davis' Dinnertafel unter seinem Teller gefunden hatte, und Brent fragte: »Glaubst du, Magee steckt dahinter?«
»Wohl kaum - nach allem, was ich über ihn gehört habe«, entgegnete Jerome nachdenklich. »Ian hält ihn für einen Ehrenmann. Und wenn der General auch wütend auf mich ist...«
»Oh, das ist er. Trotzdem traue ich ihm nicht zu, daß er unsere Familie bedroht.«
»Außerdem müßte er verstehen, warum ich Risa gefangennahm. Sie wußte zuviel. Deshalb konnte ich gar nicht anders handeln. Ein General sollte das begreifen.«
»Daran zweifle ich.«
»Warum?«
»Weil ich einen
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