Auf dem Schlachtfeld der Liebe
die Finger kriegte ...
Später, bei Portwein und Zigarren, fragte er einen Adjutanten des Präsidenten, wie der Zettel unter seinen Teller gelangt sei.
»Das weiß ich nicht, Sir. Unser Jeb Stuart pflegt Nachrichten unter den Frühstücksteller seines Schwiegervaters in Washington zu schmuggeln, der die Union Army nicht verlassen hat. Ein gefährlicher Krieg, Sir ... Ich will mich um Ihr Problem kümmern. Hat man Sie bedroht?«
»Ja, aber damit werde ich allein fertig. Vermutlich will mich die halbe Union Navy ins Jenseits befördern. Die Situation beunruhigt mich aus einem anderen Grund. In der Nähe des Präsidenten und seiner Frau dürften sich keine Verräter aufhalten.«
Obwohl er sich nach Ruhe sehnte, konnte er die Party nicht frühzeitig verlassen, weil Sydney mit einem Kavallerieoffizier flirtete. Deshalb machte Jerome ihr später Vorwürfe. Doch dann merkte er, daß er sich wie sein Vater aufführte.
Sicher lag das an seiner Nervosität. Er hatte Feinde, die Mittel und Wege fanden, um ihm Nachrichten ins Weiße Haus zu schicken.
Während er sich höflich von den Gastgebern verabschiedete, kletterte Sydney bereits in die gemietete Kutsche. Und dann sah er den Wagen plötzlich in Windeseile davonrollen. Also war seine Sorge berechtigt - man hatte seine Schwester direkt vor dem Eingang des Weißen Hauses entführt!
»Die Kutsche!« schrie er und alarmierte die Soldaten, die rings um das Gebäude Wache hielten. Am Straßenrand stand ein schöner schwarzer Wallach. Jerome band ihn los, schwang sich in den Sattel und galoppierte dem Wagen nach, den er nach wenigen Sekunden einholte. Kurz entschlossen sprang er auf den Kutschbock und kämpfte mit dem bärtigen jungen Fahrer um die Zügel. Als der Mann ein Bowiemesser zückte, betäubte Jerome ihn mit einem Kinnhaken. Da er herausfinden mußte, wer der Auftraggeber des Burschen war, wollte er ihn nicht töten. Jerome schlug ihm das Messer aus der Hand und ergriff die Zügel.
Als er das verschreckte Gespann unter Kontrolle brachte, erwachte der Fahrer wieder zum Leben, warf sich gegen ihn, umklammerte seinen Hals mit eisernem Griff, und beide fielen vom Kutschbock auf die Straße.
Jerome hörte ein knackendes Geräusch. Seine eigenen Knochen? Leicht benommen richtete er sich auf. Im Licht einer Gaslampe betrachtete er die reglose Gestalt an seiner Seite. Der Mann war tot. Während er neben der Leiche kniete, stürmte ein halbes Dutzend Soldaten herbei, zu Pferd und zu Fuß. »Captain!« rief ein aufgeregter Offizier.
»Mir ist nichts passiert. Aber dieser Bursche ist gestorben - nicht an seinem Sturz.« Jerome zeigte auf die Brust des Mannes. Ein Blutfleck tränkte den Gehrock.
Offenbar war der Fahrer erschossen worden. »Wer hat gefeuert?«
»Meine Männer nicht, Sir. Wir sind dem Wagen gefolgt, um Ihrer Schwester und Ihnen beizustehen.«
Sydney! Erschrocken sprang Jerome auf und rannte zu der Kutsche, deren Gespann glücklicherweise stehengeblieben war. Zitternd, aber unversehrt stieg Sydney aus. »Jerome ...«
»Alles in Ordnung«, versicherte er und legte einen Arm um ihre Schultern. Inzwischen hatten sich weitere Soldaten und die Adjutanten des Präsidenten eingefunden. Davis verlangte von seinem Sicherheitsdienst einen ausführlichen Bericht über den Zwischenfall. Miss McKenzies Entführung vor den Augen zahlreicher Wachtposten war ungeheuerlich - und der tödliche Schuß auf den Unbekannten noch seltsamer. Ein gewisser Lowell Thomas, der für das Spionagenetz der Konföderation arbeitete, erschien am Schauplatz des Verbrechens, um Jerome und alle Zeugen zu befragen. Aber niemand konnte das Rätsel lösen.
»Offensichtlich haben Sie Feinde, Captain«, bemerkte Thomas respektvoll, »was mich angesichts Ihrer Fähigkeiten nicht wundert. Ihretwegen haben schon viele Männer ihre Schiffe verloren, und im Süden treiben sich viele Yankee-Spione herum.«
»Ein Unionsgeneral hat's auf mich abgesehen. Aber er würde wohl kaum eine junge Frau gefährden, um sich an mir zu rächen.«
»Solange der Fall ungeklärt ist, überprüfen wir alle Möglichkeiten.«
»In ein paar Tagen bringe ich meine Schwester auf meinem Schiff nach Hause. Bis dahin muß sie bewacht werden.«
»Selbstverständlich, Captain. Der Präsident hat uns bereits angewiesen, alle Ihre Wünsche zu erfüllen.«
Jerome stieg mit Sydney in den Wagen, den ihm Lowell Thomas zur Verfügung gestellt hatte. Auf der Heimfahrt erklärte er seiner Schwester die Situation.
»Du mußt nach
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