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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Vetter habe ihr nichts Schlimmes angetan. Damit konnte sie Angus nicht besänftigen. Niemand durfte es wagen, seine Tochter gefangenzunehmen. In Zukunft müsse sie in
    Washington bleiben, erklärte er, und dürfe nicht mehr verreisen. Energisch erwiderte sie, diesen schrecklichen Krieg könnte sie nur ertragen, wenn sie sich nützlich machen und weiterhin verwundete Soldaten pflegen würde. Dafür hatte der General letzten Endes Verständnis.
    Die Verfolgung der Rebellen war mühsam und schwierig. Nur seiner Tochter gegenüber gab Angus zu, die United State Army habe viele ihrer besten, tüchtigsten Offiziere an die Konföderation verloren. Und die Soldaten starben öfter an Krankheiten als an den Schüssen ihrer Feinde. Im Sommer komplizierten sich die Probleme. Drückende Hitze, Moskitos, Malaria, Pocken, Dysenterie und andere fiebrige Erkrankungen setzten den Truppen gnadenlos zu. Während sie den Peninsula-Feldzug durchführten, versuchte McClellan erfolglos, Richmond einzunehmen.
    An manchen Tagen rückten sie einfach nur vor und versuchten, ihre Krankheiten auszukurieren. Hin und wieder kam es zu kleinen Scharmützeln, aber manchmal auch zu größeren Schlachten, die zahlreiche Opfer forderten.
    In wachsender Verzweiflung hörte Risa die Schreie der Verwundeten, das wilde Schluchzen, wenn ein Mann erfuhr, er würde auf ein Bein verzichten müssen, um zu überleben.
    Besonders grausig erschien ihr der Anblick sterbender Soldaten, in den letzten Stadien der Syphilis. Zahlreiche Prostituierte folgten den Truppen von einem Lager zum anderen, und viele Männer - einsam, deprimiert, in ständiger Todesangst - ließen sich nur zu gern ein wenig aufheitern.
    Risa arbeitete mit dem alten Dr. Abe Tanner zusammen, der sein Bestes tat, um sie zu beschäftigen und von trüben Gedanken abzulenken. Wäre es nicht so schrecklich heiß gewesen, hätte sie die Strapazen besser ertragen. Ende Juni und im Juli wurde ihr immer wieder übel, was sie ihrem Vater und den Soldaten verheimlichte. Sie gab nicht zu, daß sie kein Blut mehr sehen konnte, daß ihr die
    Schmerzensschreie der Verletzten durch Mark und Bein gingen.
    In einer Julinacht schwiegen die Waffen. Das Sanitätscorps hatte ein leerstehendes Haus bezogen. Am späten Abend saß Risa erschöpft in einem alten Ohrensessel und dachte über das Elend des Kriegs nach. Verwirrt zuckte sie zusammen, als eine vertraute Stimme ihren Namen rief. Sie hob den Kopf und sah Ian McKenzie auf der Schwelle stehen. Zunächst traute sie ihren Augen nicht, dann sprang sie auf und warf sich in seine Arme. Er drückte sie ganz fest an sich und schwang sie einmal im Kreis herum, bevor er sie auf die Füße stellte.
    »Ian! Wieso bist du hier? Wie schön, dich wohlbehalten wiederzusehen. Möchtest du ein Glas Whiskey? Hast du schon mit meinem Vater gesprochen? Wie geht's Alaina? Ich habe schon so lange nichts mehr von ihr gehört. Leider kam ich nicht dazu, ihr zu schreiben. Hier gibt's so viel zu tun.«
    »Ja, ich hätte sehr gern einen Whiskey.«
    Sie nahm eine Karaffe vom Tischchen neben ihrem Ohrensessel und füllte ein Glas.
    »Setz dich doch wieder!« bat er und nahm auf einem Sofa Platz. »Ruh dich aus. Du mußt todmüde sein. Wie ich höre, arbeitest du bis zum Umfallen. Weißt du, wie die Soldaten dich nennen?«
    »Hoffentlich haben sie mir keinen allzu schlimmen Namen gegeben ...«
    Ian schüttelte lachend den Kopf. »O nein - General Engel. Einerseits würdest du sie unbarmherzig herumkommandieren, behaupten sie, und andererseits würden deine Hände wunderbare Heilkräfte besitzen. Und du siehst aus wie ein Engel, von einer gewissen teuflischen Aura umgeben, die mit deinen roten Haaren zusammenhängt.«
    »Hier draußen finden die Soldaten alle Frauen schön.«
    »Aber du bist viel zu dünn, Risa.«
    »Nun ja, wir alle haben abgenommen. Bitte, erzähl mir die letzten Neuigkeiten.«
    »Über den Krieg? Mal sehen - General Pope ist im Süden und Norden gleichermaßen verhaßt. Trotzdem bildet er sich ein, er würde den guten alten Südstaatler Stonewall Jackson im Shenandoah Valley aufhalten, während McClellan in Richmond triumphiert. Die Generäle bekämpfen einander wie die Kinder. Und mein alter Mentor, Robert I. Lee, beobachtet uns alle und wägt seine Chancen ab. Natürlich sind wir gegenüber den Rebellen in der Überzahl. Wenn sie hundert Soldaten verlieren, können wir uns den Verlust von tausend leisten und den Krieg trotzdem gewinnen. Ist das nicht verrückt? Was willst du

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