Auf dem spanischen Jakobsweg
sprechen.
Mehrmals musste er gegen diesen Schuft vor allem um die Vorherrschaft in
Italien sogar in den Krieg ziehen, wo er doch so friedlich gewesen wäre, wenn
der ihm das bisschen Vorherrschaft gegönnt hätte. Auch wenn dies noch längst
nicht seine letzte Auseinandersetzung mit diesem Kerl war, in Pavia bekam er
ihn im Jahre 1525 schon mal zu fassen. Der arme Franz, vorübergehend Gefangener
von Karl V, musste eben hier, hinter diesen Mauern, erscheinen. Da wird man
sich nicht gerade mit Artigkeiten überschüttet haben und der Wein floss wohl
auch nicht in Strömen. Aber Tränen waren hier einmal in Strömen geflossen. Die
galten nun aber, wenige Jahre vorher, Karls Vater, Philipp dem Schönen, und
wurden von seiner Frau, Johanna der Wahnsinnigen, vergossen. Der schöne Philipp
war nicht nur ein Schürzenjäger, er war auch sonst, für einen Habsburger recht
erstaunlich, ein Draufgänger. Im Jahre 1506, nach einem mächtigen Gelage,
galoppierte er mit einigen adligen Kumpels wie wild durch das Gelände. Aber das
reichte ihm noch nicht. Kaum war er, schnaufend und schweißtriefend, vom Pferd
gestiegen, forderte er schon einen Basken seiner Garde zum Pelotaspiel auf und
trieb diesen Einsatz bis zu seiner Erschöpfung. Jetzt reichte es ihm. Um aber
einem Hitzschlag vorzubeugen, trank er große Mengen eiskalten Wassers. Danach
wurde es ihm schwummrig; und in der darauffolgenden Nacht ging es ihm richtig
schlecht. Aber schon am nächsten Morgen pfiff er auf sein Unwohlsein und ritt,
obwohl er Fieber hatte, wieder zur Jagd. Doch dann kamen heftige Schüttelfröste
und wahnsinnige Kopfschmerzen und auch noch Schwindelgefühle, ganz so, als
hätte er schon wieder einen Ordentlichen zur Brust genommen. Und diese
verfluchten Ärzte standen auch nur um sein Bett herum, rieben sich die Hände,
schauten bedeutungsvoll und wussten nichts. So ging es dahin mit Philipp von
Habsburg. Am Schluss, er hatte schon Atemnot, kam ein schwarzer Hautauschlag
dazu, der schöne Philipp sah gar nicht mehr schön aus — und starb.
Am
Nachmittag besichtigen wir entgegen unserer Vorsätze, die wir in der Kirche San
Esteban gefasst hatten, doch noch das berühmte Kloster Las Huelgas. In diesem
spanischen Nationalheiligtum stehen die Sarkophage vieler kastilischer Könige,
aber für einige war es auch die Krönungsstätte. Berühmt ist der romanische
Kreuzgang, einer der schönsten, die wir bislang sahen.
Gegen Abend
kommen wir in die ganz nahe beim Kloster Las Huelgas gelegene Pilgerherberge
zurück. Wir wissen jedoch, dass wir hier nicht ein zweites Mal übernachten
können. Das hat seine guten Gründe. Man will verhindern, dass sich allzu viele
Touristen hinter der Maske des Pilgers in diese Herbergen einschleichen. Einige
tun das schamloserweise trotzdem. Obwohl sie mit dem Bus oder der Bahn
unterwegs sind oder sogar einen Wagen in einer Seitenstraße abgestellt haben.
So mussten wir es auf unserer weiteren Reise einige Male erleben, dass
Fußpilger, die etwas später angekommen waren, abgewiesen werden mussten, weil
schon ein paar ausgeruhte Touristen in den Betten lagen.
Bevor wir in
Burgos endgültig aufbrechen, setzen wir uns an einen der Tische vor der
Herberge und essen zu Abend. Tobias ist vom Kloster Miraflores zurück. Wir
haben alle Hunger und Durst und müssen noch wandern. Als wir dann etwas später
aufbrechen, will es schon langsam Abend werden, aber wir wollen nur etwa neun
Kilometer bis zur nächsten Herberge, in Tardajos, laufen und so lange haben wir
auf alle Fälle noch ausreichend Licht, um den Weg zu finden.
Die letzten
Mauern von Burgos liegen schnell hinter uns, denn die Herberge liegt am
westlichen Stadtrand. Wir laufen zunächst auf einem Feldweg durch das Tal des
Río Arlanzón. Weil es hier genügend Wasser zum Bewässern der Felder und
fruchtbares Schwemmland gibt, ist alles nicht so karg und ausgetrocknet, wie
wir es andernorts schon erlebt haben oder auf den Tafelbergen rechts von uns
ahnen können. Zwischen Feldern hat man immer wieder Pappelwäldchen angepflanzt,
häufig sieht man auch Erlen und Weiden und am Boden wachsen Brombeerstauden,
Weißdorn, Heckenrosen, wilde Gewürzpflanzen, lange Gräser und Brennesseln. Auch
jetzt, anfangs September, ist dies noch ein Landstrich mit vielen Grüntönen,
auch wenn diese Farbe durch Staubbelag und Hitze etwas matt und verbraucht
erscheint. Obwohl die Sonne vor uns bald untergehen wird, ist es noch immer
sehr heiß, fast schwül. Mir läuft der Schweiß von der
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