Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
Vom Netzwerk:
zu
bleiben.
    So besitzen wir aus dem ausgehenden 14.
Jahrhundert den 1625 durch Samuel Purchas veröffentlichten Reisebericht eines
unbekannten Engländers, der sich in Plymouth auf der Trade of Brittany einschifft, in Bordeaux an Land geht, bei Roncesvalles die Pyrenäen
überschreitet und durch Spanien den Weg des Aymeri Picaud einschlägt, freilich
mit einem Umweg über Oviedo, denn die Hauptstadt Asturiens besitzt eine der
attraktivsten Reliquiensammlungen auf dem Weg nach Santiago; unter anderen
wunderbaren Dingen gibt es dort Milch von der Jungfrau Maria, Manna von Mose
und Wein von der Hochzeit zu Kana (vgl. 9. Kapitel). Er macht auch einen
Abstecher über Lugo, um den schwierigen Paß von El Cebrero zu umgehen.

    Wir haben auch die Reiseberichte des
Arnold von Harff, jenes jungen deutschen Pilgers, der zu Anfang des 15.
Jahrhunderts alle Steinbrücken aufzählt, und eines anderen Deutschen, eines
Mönchs mit Namen Herman Künig, der in der gleichen Epoche seine Wegetappen
folgendermaßen einleitet:
     
    Ich Hermannus künig von Vach
    Mit gottes hulff wil mach
    Eyn kleynes buchelyn
    Das sal sant Jacobs straß genant syn. 2
     
    Von der Schweiz aus bis Compostela
folgt Künig der von ihm so genannten Oberstraße über Bern, Genf, Chambéry,
Valence; hinter Nîmes kommt er auf den von Aymeri Picaud beschriebenen Weg aus
Arles, überquert aber die Pyrenäen bei Saint-Jean und nicht am Somportpaß. Auch
er schlägt vor, den harten Aufstieg nach El Cebrero zu meiden:
     
    Wiltü den Allefaber nicht anstygen
    So laß in uff die lyncken hant lyggen. 3
     
    Auf seiner Rückkehr verläßt Künig bei
Burgos den Hauptweg und zieht über Vitoria und Hendaye nach Bayonne zurück. Von
da an, so empfiehlt er, solle man den Weg durch die große »heyden« (les Grandes
Landes) nehmen anstatt durch »die kleyn heyden«. Zwar sei die Strecke weniger angenehm,
aber doch an den Endpunkten besser mit Herbergen versorgt, und die Leute der
Nachbardörfer zeigten sich hilfsbereiter.
    Im Jahre 1417 beginnt Nompart de
Caumont seine Wallfahrt in Roquefort-des-Landes ; er
folgt getreu dem von Aymeri Picaud angegebenen Weg, bemüht sich jedoch, dessen
Etappen genau in Meilenabständen anzugeben. Aus den letzten Jahren des 15.
Jahrhunderts stammen zweifellos die Itinéraires de Bruges, die sowohl
reine Handelsstraßen beschreiben — eine von ihnen führt bis Moskau und Nischnij
Nowgorod — als auch Wallfahrtswege, darunter jenen, der von Paris nach Santiago
über Bonneval, Vendôme und Tours führt, Orléans also vermeidet; diese Brüggener
Streckenbeschreibungen geben auch die Länge der Etappen an. 4 Das
gleiche gilt für die Pilgerwegbeschreibung Le Chemin de Paris à Compostelle
et combien il y a de lieues de ville en ville (Der Weg von Paris nach
Compostela und wie viele Meilen es sind von Stadt zu Stadt). La Guide des
Chemins und dann La Nouvelle Guide, durch Nicolas Bonfons zwischen
1552 und 1583 in Paris herausgegeben, drucken die von Aymeri Picaud vier
Jahrhunderte zuvor beschriebenen Reisewege ab, außer daß der Übertritt nach
Spanien jetzt eher über Bayonne und Irún führt und weniger über Roncesvalles.
    Bekannt ist noch ein Reiseführer von
Angers nach Compostela sowie ein 1603 »für die frommen Pilger aus Rouen«
verfaßter Führer, »der nur wohlgesinnten Leuten zuliebe geschrieben worden ist
und nicht für Nörgler und Verleumder, von denen es heutzutage in dieser elenden
Zeit viel zu viele gibt«; untersagt ist dieser Führer auch »euch, ihr
Häretiker, Lutheraner und Kalvinisten [...], die ihr uns der Götzendienerei
bezichtigt, weil wir den Heiligen Ehre erweisen«. Es ist wahr, wir befinden uns
hier in einer Zeit, da in Rouen ein Franziskaner von der Kanzel herunter
erklärt: »Das göttliche Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst, erstreckt sich nicht auf die Häretiker; der Einfluß dieser Leute, denen
nichts erspart werden darf, muß unterbunden werden .« 5
    Von Rouen geht der Weg über Elbeuf,
Dreux, Chartres und Châteaudun nach Tours. Der handschriftliche Führer vom
Jahre 1690 für die Wallfahrer aus Senlis beschreibt den klassischen Weg von
Paris nach Tours über Orléans und Blois, erwähnt aber auch eine Variante über
Chartres und Châteaudun — eine Anwohnerin dieses Santiagopilgerweges mit Namen
Madeleine Paulmier erfindet 1846 einen Leckerbissen; Marcel Proust schildert
ihn als »gedrungenes, fettes Gebäck, das man petites madeleines nennt
und das anscheinend mit der gerillten

Weitere Kostenlose Bücher