Auf dem Weg zu Jakob
aber jetzt ist noch Mai. Also gehe ich gleich wieder ins Hotel La Perla und lasse mir ein Zimmer geben.
Vielleicht lässt sich in dieser Stadt ja auch ein neuer Tacho auftreiben. Ich erkläre mein Anliegen dem Portier und er schlägt zwei Sportgeschäfte vor. Ich radle hin. Das eine Geschäft in der Calle Ameja (auf Höhe von Plaza de Navarra) ist ein richtiger Fahrradladen, zu dem man wohl auch gehen kann, wenn man ein anderes Problem hat. Allerdings ist nicht ersichtlich, wann dieses Geschäft geöffnet ist. Jetzt ist es geschlossen. Ich versuche den anderen Laden in der Calle Tafalla. Es sieht mir eher nach einem Geschäft für Sportbekleidung aus. Soll ich trotzdem fragen? Kein Problem. Der Verkäufer holt das gewünschte Teil und fragt, ob er es auch gleich anbringen soll? Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich für den Vorschlag bin. Ich soll das Rad in den Laden holen. Was? Das dreckige Rad über den sauberen Laminatfußboden rollen? Ja, nur zu. Gut zwanzig Minuten später, nach etlichen spanischen Flüchen, dem Hinzuholen eines Kollegen und mehrfachem Lesen der Anleitung, wie der Tacho anzuschließen und zu eichen sei, verlasse ich dankbar das Geschäft.
Auf dem Rückweg komme ich in der Calle Ameja an einem großen Supermarkt vorbei und kaufe gleich Proviant ein, zum Abendessen und etwas für morgen. Ich deponiere mein Futter im Hotel und gehe etwas spazieren. Jetzt habe ich auch Zeit, ausgiebig über den Platz direkt vor dem Hotel zu flanieren. Die Plaza del Castillo ist sozusagen das Herz der Stadt. Auf der Nordseite, also Quasi neben meinem Hotel befindet sich das von Hemingway besuchte Jugendstil-Café Iruña.
Es ist zwar schön, bei diesem Wetter draußen zu sitzen, aber ein Besuch im Café lohnt allemal. Es ist ein absolutes Prachtstück, jetzt bestelle ich mir nur eine Cola, aber von einem späteren Besuch weiß ich mittlerweile, dass man dort frühstücken kann, dass man leckeres Mittag- und Abendessen bekommt, zwischendurch Tapas naschen oder sich frisch zubereitete, riesige Käse- oder Schinkenbrote machen lassen kann - und viel teuer als woanders ist es auch nicht.
Auf der Plaza wurden bis zum 18. Jahrhundert Turniere und Stierkämpfe ausgetragen. 1788 kam ein Brunnen in die Mitte, der 1910 durch einen Holzpavillon ersetzt wurde. Der heutige Steinpavillon steht erst seit 1943 dort.
Als nächstes gehe ich zur Pilgerherberge, um mir einen Stempel für meinen Pilgerpass zu holen. Wer noch keinen Pass hat, kann sich hier gegen eine geringe Gebühr einen ausstellen lassen, und es gibt hier jede Menge Informationsmaterial zum Pilgerweg, z.B. über das Herbergsnetz usw.
Nachdem ich mich durch die engen Gassen mit all den vielen, kleinen interessanten Geschäften habe treiben lassen, nehme jetzt einen Anlauf, mir die Kathedrale anzuschauen. Angeblich sind die Öffnungszeiten von 8:00 bis 11:30 und 18:30 bis 20:00, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals eingehalten werden. Noch nie ist es mir gelungen, die Kathedrale anzuschauen. Jedes Mal wenn ich komme, ist sie geschlossen. So auch heute wieder.
Nachdem die ursprünglich romanische Kirche 1390 durch ein Feuer zerstört worden war, baute man die Kathedrale dreischiffig im gotischen Stil wieder auf. Die Fassade wurde noch einmal im 18. Jahrhundert im klassizistischen Stil neu gestaltet, da die ursprüngliche Dekoration kaputt gegangen war. Grabmäler aus Alabaster sollen davon zeugen, dass hier König Karl III und seine Frau begraben liegen. Auf dem Altaraufsatz soll die Schutzheilige Santa María de Real abgebildet sein. Das südliche Querschiff ist mit einem großartigen Portal ausgestattet. Die 12.000 kg schwere Glocke stammt aus dem Jahr 1584. Im ehemaligen Speiseraum, dem Refektorium, soll sich heute ein Diözesanmuseum befinden.
Ich werde auf dieser Reise noch andere Kathedralen zu sehen bekommen, jetzt habe ich erst mal Hunger und ziehe mich in mein Hotelzimmer zurück, um mich über die Leckereien aus dem Supermarkt herzumachen: Schinken, Käse, Tomaten, krosses Brot, glänzende Oliven, fette Kirschen. Alle Reste, die transportabel sind, verpacke ich in Plastiktüten. Bis morgen Mittag werden sie sich wohl halten, trotz der Wärme. Mein Zelt und die paar Sachen, die ich ausgewaschen habe, sind inzwischen getrocknet. Ich rolle das Zelt ein und packe soweit vor, dass ich morgen früh nur noch an eine Tasche ran muss.
Den restlichen Abend verbringe ich damit, weiter durch die Stadt zu schlendern. Südwestlich der Plaza
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