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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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passiere ich das klassizistische Gerichtsgebäude, den Palast Diputación Floral, und irgendwann komme ich auch an der aus dem 1 3. Jahrhundert stammenden, dreischiffigen Kirche San Nicolás vorbei, die auch romanische Elemente trägt und mit Altären aus der Barockzeit ausgestattet sein soll, die ich allerdings nicht zu Gesicht bekomme, da ich es viel interessanter finde, dem bunten Treiben am Paseo Sarasete zuzuschauen, wo gerade eine Jazzband spielt. Hier entdecke ich auch das Postamt, bei dem ich am nächsten Morgen einen Briefmarkenvorrat anschaffen werde.
     
     

Kampf gegen Windmühlen
     
    So gegen 10:00 Uhr habe ich alles erledigt und bin startbereit. Langsam radele ich durch die Altstadt, entlang der Calle Mayor. Am Rande der Altstadt überquere ich die verkehrsreiche Hauptstraße und fahre jetzt, immer den Muschelzeichen folgend, durch die grüne Lunge der Stadt. Nach wenigen Minuten sehe ich Teile der Zitadelle. Sie wurde in der Renaissancezeit nach Plänen aus dem 16. Jahrhundert erbaut und ist Teil der alten Befestigungsanlagen, zu denen außerdem noch die Bastei und die Brücken San Pedro, La Magdalena und Miluce gehören.
    Am Ausgang des Zitadellenparks sehe ich die Muschelzeichen nicht sofort, überquere aber die Autostraße und fahre geradeaus in die gegenüberliegende Straße. Bald zeigt sich, dass es der richtige Weg ist. Kurz darauf geht es durch ein weiteres grünes Stück und dann ist noch ein Holzbrücklein zu überqueren.
    Die Stadt liegt jetzt hinter mir. Konnte ich mich im Stadtverkehr immer damit entschuldigen, aufgrund der Fußgänger und zu überquerender Autostraßen äußerst langsam fahren zu müssen, muss ich mich jetzt wohl dazu bekennen, nicht die Fitteste zu sein, wenn es gilt, das schwer bepackte Rad bergauf zu bewegen. Der erste kleine Härtetest kommt, als es Bahngleise zu überwinden gilt. Keuchend erkämpfe ich mir den Gipfel der Brücke. Vor mir in der Ferne sehe ich eine Hügelkette mit Rotoren drauf - die hatte ich ja schon vom Flieger aus gesehen. Das ist der Perdón-Pass, den es heute zu überwinden gilt. Oh Mann, denke ich. Wenn das Überqueren einer kleinen Brücke mich schon aus der Puste bringt, wie soll das denn noch werden?
     
    Jetzt rollt es sich erst einmal wieder gut bergab und Cizur Menor ist bald erreicht, na ja, wenn ich die Steigung in das Dorf hinauf bewältigt habe. Die Dörfer hier haben es so an sich, strategisch günstig auf Hügeln zu liegen. Ich muss wieder schieben. Auch ist es ganz schön heiß geworden. Im Schatten einer Hecke trinke eine halbe Flasche Mineralwasser.
    Oben im Dorf trinke ich noch mehr Wasser, und als ich mich wieder fit fühle, sause ich die Straße mit einer Leichtigkeit bergab, die die ganze Anstrengung des Schiebens sofort vergessen lässt. Doch halt, mich beschleicht ein merkwürdiges Gefühl. Ich sehe hier keine Pfeile oder Muschelzeichen, und andere Pilger auch nicht. Ich prüfe die Karte. So ein Mist. Da bin ich doch die falsche Straße Richtung Campañas hinuntergesaust und kann nun im Schneckentempo zurückschieben. Erst später merke ich, dass es gar nicht nötig gewesen wäre, ins Dorf zurückzukehren, ich hätte unten an der Müllkippe rechts abbiegen und bei den Kleingärten quer durchfahren können, um wieder auf den Pilgerweg zu gelangen.
    Es scheint ewig zu dauern, bis ich wieder oben in Cizur Menor bin. Ich begreife nicht, wie ich so blöd sein konnte, den falschen Weg zu nehmen.
    Richtig wäre es gewesen, sich oben an der Grünanlage leicht rechts zu halten, da sind auch die Camino-Zeichen, jetzt geht es noch mal den Hang runter, diesmal auf einem etwas steinigen Feldweg, hinaus in die offene Landschaft. Es ist schön hier, Felder links und rechts, viele gelbe Blüten und hier und da eine knallrote Mohnblumeninsel. ( Seite 67)
    Ich muss mal. Kein Klo weit und breit. In die Büsche? Gibt es hier auch nicht. Bestenfalls einen Graben. Das wäre ja in Ordnung, würden nicht ständig Wanderer vorbeikommen. Was also tun? Ich warte und warte, bis ich meine, eine Lücke entdeckt zu haben, und dann schnell.
    Es ist mühselig, auf diesem holprigen Weg mit einem so bepackten Rad zu fahren. An einigen Stellen ist der Weg ausgewaschen, woanders auf Lehm noch rutschig vom gestrigen Regen. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Kleinere Steigungen sind auch darunter. Eine deutsche Fußwandergruppe überholt mich. Etwas später, als der Camino wieder minimal wegsamer ist, überhole ich sie wieder, die mich dafür bei der nächsten

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