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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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nichts Neues. Auch schon früher wurden die Pilger an der Plaza de la Azabacheria abgefangen, wo ihnen Devotionalienhändler die gesamte Palette des Pilgerbedarfs sowie Souvenirs anboten. Auch früher nahmen die Pilger gerne ein kleines Andenken oder Geschenk mit nach Hause. Natürlich musste das Produkt für den Pilger transportierbar sein. Logischerweise kam nichts Sperriges oder gar Schweres als Souvenir in Frage, und so spezialisierte man sich schon früh auf Silberschmuck, den man auch heute noch überall in der Stadt in Form von Jakobsmuscheln, Kürbissen und Botafumeiros erwerben kann.
     
    Wird in den meisten Führern von einem überwältigendem Gefühl beim Einzug nach Santiago berichtet, so schrieb Cosimo Medici, ein Humanist der Renaissance, wie ihn alles anwiderte. Er meckert, wie hässlich der Ort ist, alles sei ja bloß aus Holz. Und obendrein regnete es auch noch! Ich denke, dass der gute Mann einfach nur schlecht drauf gewesen sein musste oder die Stadt sich seitdem extrem gewandelt hat. Wie ich dann aber herausfinde, ist an etlichen Gebäuden Santiagos im Laufe der Zeit viel herumgebaut und ihr ursprüngliches Aussehen im verspielten Barockstil umgestaltet worden.
    Fahrräder sehe ich hier auf dem Vorplatz zur Kathedrale erstaunlicherweise kaum. Vielleicht kommt da mal ein Radpilger kurz vor die Kathedrale gefahren, sein Gepäck noch auf dem Rad, fährt dann aber weiter; oder ein ganzes Team im Trikot lässt sich vor der Kathedrale ablichten und verschwindet dann wieder. Lange überlege ich, wo ich mein Rad lassen soll. Fahrradständer haben sie hier nicht, und auch ansonsten gibt es nicht gerade viele Möglichkeiten, das Rad irgendwo sicher anzuketten. Am geschmiedeten Treppengeländer der Kathedrale würde es gehen, aber das gäbe bestimmt auch Ärger, also versuche ich es gar nicht erst. Da am Rathaus offenbar auch eine Polizeistation ist, entscheide ich mich schließlich für ein Verkehrzeichen in der Nähe der Tür, durch die reger Polizeiverkehr herrscht. Da traut sich sicher keiner, das Rad zu stehlen!
    Jetzt ist es Zeit für die Kathedrale , in der die Reliquie des heiligen Jakobs verwahrt wird. Im 9. Jahrhundert war das Grab des Apostels entdeckt worden, woraufhin Alfons III eine Kirche errichten ließ. Nachdem sich der Fund herumgesprochen und ein großer Pilgerstrom eingesetzt hatte, reichte diese Kirche platzmäßig nicht mehr aus und musste einer größeren weichen. Immer mehr Pilger kamen, was den islamischen Mauren gar nicht gefiel. Der maurische Feldherr Almansor beschloss, Santiago samt Kathedrale zu zerstören. Als er im August 997 in der Kathedrale steht und dort nur einen einzigen alten Mönch vorfindet, der Jakobs Gebeine bewacht, verschont er den Mönch und die Reliquie, lässt aber ansonsten alles restlos zerstören. Die Glocken der Kathedrale lässt er von Gefangenen nach Córdoba ins ferne Andalusien transportieren. Im Uhrturm hängt heute eine Riesenglocke mit 2,5 Meter Durchmesser. Ich erinnere mich an das Gewicht der heutigen Glocke der Kathedrale von Pamplona: 12.000 kg. Wie auch immer, der Glockentransport wird sicherlich nicht einfach gewesen sein.
     
    Unter König Alfons VI wird im Jahr 1078 der Wiederaufbau der Kirche in Angriff genommen, der 1128 erst abgeschlossen wurde. 1236 gelingt es Ferdinand III Córdoba zurückzuerobern und lässt auch die Glocken wieder zurücktransportieren.
    Im Jahr 1598 sorgte der englische Pirat Sir Francis Drake dann für Unfrieden. Als man die Reliquie vor ihm in Sicherheit bringen wollte, ging sie verloren und wurde erst bei Bauarbeiten 1789 wiedergefunden.
    Ich bin gespannt und erklimme in kochender Hitze die Steintreppe, die zum Eingang der Westfassade führt. Gilt die Westfassade der Kathedrale heute als wohl die bedeutendste Barockfassade in ganz Spanien, zeigt sich sofort nach Eintritt in die Kathedrale die ihr zugrunde liegende Romanik, nämlich der Pórtico de Gloria von Meister Mateo.
     
    Es ist Sitte, am Schaft der Mittelsäule seine Hand aufzulegen, um den heiligen Jakob zu danken. Hunderttausende von Händen haben den Stein abgewetzt, sodass heute sogar schon eine handförmige Vertiefung im Stein zu sehen ist. Erstaunlich, was so viele weiche Hände dem harten Gestein antun können! Unten an dieser Jakobssäule kniet eine Figur. Offiziell soll die Figur Matthäus darstellen, aber man spekuliert auch, dass sich Meister Mateo hier selbst ein Denkmal gesetzt hat und der Figur sein Antlitz verliehen hat. Es ist ganz witzig,

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