Auf dem Weg zu Jakob
schon vor mir - frisch zubereitet von den beiden Frauen hinter der Küchentheke. Alles geht hier flink vonstatten und der Schweiß läuft den beiden Kellnern übers Gesicht. Ich löffle mein Caldo, aber die Portion ist so riesig, dass sie als alleinige Mahlzeit gereicht hätte. Es schmeckt lecker, aber ich kann nicht alles davon essen, denn schon steht mein Brathähnchen vor mir, wieder eine gigantische Portion. Nachtisch bestellt man nicht, den kriegt man einfach. Heute gibt es Eis. Bereits um 21:00 Uhr ist Aufbruchstimmung. Die meisten, ich auch, haben fertig gegessen. Zu meiner Verwunderung steht draußen am Casa Manollo schon die nächste Schicht und wartet auf Einlass. Die erste Schicht zieht jetzt weiter in irgend eine der zahlreichen Kneipen -mein Tipp: Café & Bar Metate in der Calle de San Pelayo: hier werden heiße und kalte alkoholische Schokoladencocktails serviert.
Noch am nächsten Morgen kann ich das Bratfett aus dem Restaurant in meinen Haaren und den Klamotten riechen. Später esse ich noch ein paar Mal woanders, aber keines ist für meine Begriffe an Casa Manollo herangekommen, preislich sowieso nicht, aber auch Qualitativ nicht unbedingt. Preislich ähnlich. Qualitativ jedoch minimal schlechter als Casa Manollo, fand ich noch das kleine Familienrestaurant Casibar o Ricon, das mit „Comida Casera“ (Hausmalzeiten) wirbt, am Ende einer kleinen Gasse, die bei 23 Rúa da Allalia Ariba abzweigt. Auch hier werden Pilger gespeist.
Wenn man alleine reist und den ganzen Tag mehr oder weniger mit sich selber beschäftigt ist, was ja auch nicht ungewollt ist, finde ich es nicht verkehrt, zumindest abends mal mit ein paar Leuten zu sprechen. Und da ist Casa Manollo nun wirklich die reinste Kontaktbörse. Das nächste Mal, als ich dort essen gehe, bin ich pünktlich. Der Kellner schaut sich die wartende Gästetruppe an und sortiert sie dann an Tischen zusammen je nachdem, was für Sprachen sie sprechen. Natürlich kann man sich auch aussuchen, mit wem man zusammen sitzen will. Der Kellner zwingt niemanden. Und so stoße ich zu einer interessanten Ansammlung bestehend aus ein paar Deutschen, Engländern, Amerikanern und Australiern. Die Konversationssprache ist Englisch. Alle sind entweder Wissenschaftler, Ärzte, Professoren oder Lehrer.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, denn ich will den kühleren Morgen zur Stadtbesichtigung nutzen. Spätestens ab 14:00 Uhr wird es wieder so heiß werden, dass ich nur noch faul am Pool liegen kann, in den ich von Zeit zu Zeit eintauche.
Zuerst fahre ich zu den Markthallen, die aus grauem Granit gebaut sind. Es herrscht buntes Treiben. Ich mache mein Rad an einem Verkehrsschild fest, wo auch ab und zu Polizisten Streife zu gehen scheinen. Die Hallen sind so organisiert, dass es vier Hauptgruppen gibt: eine Fischhalle, eine Fleischhalle, eine Gemüsehalle und eine Halle mit gemischten Angeboten.
Die Fischhalle fasziniert mich. Es gibt so viele Meeresbewohner, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe. In der Fleischhalle ekelt es mir ein wenig, denn da werden auch die Köpfe von Schafen angeboten. Natürlich hat man ihnen das Fell abgezogen, aber diese toten Schafsaugen schauen einen noch so an, und die bloßen Zähne komplettieren eine grinsende Grimasse.
Draußen um die Markthallen herum sind auch Verkaufsstände aufgebaut. Riesige Haufen von grünen Pepperonis fallen mir sofort auf. Sie werden plastiktütenweise verkauft. Man brät sie in Fett kross bzw. frittiert sie. Meist sind die recht milde, aber es kann vorkommen, dass man auch mal eine scharfe Schote erwischt. Lebendes Kleinvieh kann man auf dem Markt auch erwerben. Da hocken galicische Bäuerinnen bei ihren Hühnern und Häschen. Die Tiere wurden offenbar in Pappkartons hergeschleppt, in deren Unterteilen sie jetzt hocken. Manche Tiere sitzen auch einfach nur so auf dem Boden. Den Hühnern hat man die Füße zusammengebunden, damit sie nicht weg können. Man kann nur hoffen, dass die Tiere schnell verkauft werden und auf ihrem neuen Bauernhof wieder frei laufen dürfen. Als eines der Häschen zu einem Hahn in den Karton hüpft, gibt es ein kurzes Gemetzel. Ein bisschen Fell und ein paar Federn bleiben auf der Strecke. Dann ist wieder Ruhe.
Als nächstes fahre ich rüber zur Rúa de San Miguel, wo im Casa Gótica das Pilgermuseum (Museo de Peregrinaciones) untergebracht ist. Hier ist es angenehm kühl, während es draußen inzwischen wieder heiß ist. Ich habe schon eine große
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