Auf dem Weg zu Jakob
Tauben gurren, Möwen kreischen, und es riecht nach Meer. Noch scheint die Sonne, aber es ist schon extrem diesig.
Weiter geht's Richtung Ribera. Ich passiere einen kleinen Hafen, in dem die Motorboote alle bei Ebbe auf Modder liegen. So richtig einladend zum Verweilen sieht es hier nicht aus. Ich nehme Kurs auf Cabo Falcoeiro. Zweistöckige Häuser säumen die Straße. Immer wieder passiere ich kleine Buchten mit Sand, die als Praha, als Strand, ausgewiesen sind. Aber auch die Strände wirken nicht richtig verlockend auf mich. Anderen scheint es nicht anders zu gehen, denn es ist kaum jemand da.
Schließlich lande ich in Aguiño , einem Ort, den man am besten ganz schnell wieder vergisst. Eine Mauer um den Hafen, dahinter große Felsbrocken, dazwischen leere Farbtöpfe, etwas Schrott und sonstiger Müll. Hier muss man nicht gewesen sein. Ich bin froh, mein Quartier nicht hierher verlegt zu haben, sondern die Gegend nur zu durchfahren.
Ich fahre ein Stück zurück und begebe mich auf die Suche nach dem Dolmen de Axeitus, treffe statt dessen auf einen Nationalpark (wo auch Dolmen ausgeschildert sind, die aber letztendlich für mich unauffindbar bleiben). Ich fahre durch einen Wald aus Eichen und Eukalypten mit starkem Unterwuchs.
Faszinierend finde ich, was ich jetzt auch in einigen Vorgärten entdecke: neben Agaven und Obstbäumen werden hier sogar Zitrusfrüchte angebaut. Es muss also hier in Küstennähe das ganze Jahr über recht milde sein.
Ich passiere einen Steinbruch und gelange schließlich zum Nationalparkzentrum. Es stehen hier zwar etliche Fahrzeuge, aber das Zentrum, samt Toiletten, ist geschlossen - vermutlich ist es nur im Sommer geöffnet. Radfahren im Nationalpark ist verboten. Über Holzplanken laufe ich durch eine mit Felsen durchzogene und mit Aleppokiefern, Farnen und Dünengras bestandene Dünenzone zum Strand. Einige Mutige baden in der kalten Brandung, die auch zum Surfen geeignet wäre. Mittlerweile ist ein Wind aufgekommen, der die bisher milde Luft etwas runterkühlt. Mein Thermometer zeigt nur noch 22°C. Auch der Himmel hat sich zugezogen, sodass man die Kraft der Sonne jetzt nicht mehr spürt. In der Ferne über dem Meer scheint es sogar einen Schauer zu geben.
Immer noch auf der Suche nach den Dolmen fahre ich weiter, erst mal ein Stück zurück und treffe dann auf die AC-303. In Oliveira entdecke ich schließlich wieder ein Schild, das Dolmen ausweist. Ich folge ihm. Noch ein paar Meter zu Fuß durch einen Eichen- und Eukalyptuswald und ich stehe tatsächlich vor dem Dolmen ( Seite 126). Mir ist es schier unverständlich, wie die damals schon ohne schweres Gerät einen so großen Stein als Platte auf die anderen Felsbrocken haben legen können.
Weiter geht's nach Corrubedo . Das gleiche Bild: flache Häuser mit roten Ziegeldächern, meist weiß getüncht, einige aber auch hellgrün oder türkis gekachelt, dazwischen Palmen. Im kleinen Hafen halten sich viele einheimische Sonntagsausflügler auf, die zum Mittagessen hierher gekommen sind.
Man kann sich hier sehr leicht verfahren, denn die Ortsnamen stimmen nur selten mit denen überein, die auf meiner Karte stehen, und es ist auch alles, wenn überhaupt, saumäßig ausgeschildert. Die Einheimischen kennen die Wege sowieso, und auf Fremde ist man hier eigentlich (noch) gar nicht eingestellt, die erwartet man erst weiter südlich, aber keinesfalls nördlich von Vilagarcia oder Cambados.
Auf meiner Fahrt entlang der Küstenstraße in nördliche Richtung halte ich in Tarmaño . Hier arbeitet ein Steinmetz, bei dem man Wegekreuze und dergleichen in Auftrag geben kann. Und Humor hat der Mann wohl auch, denn er hat sich selbst aus Stein gehauen und bunt angemalt.
Jetzt suche ich das Castro de Baroña , die Ruinen einer Keltensiedlung. Man sollte meinen, dass etwas von so großem kulturellen Interesse irgendwie ausgeschildert ist. Das einzige, was mich darauf aufmerksam macht, dass ich mich in der Nähe von Baroña befinden könnte, ist eine relativ große Ansammlung von Fahrzeugen und ein Restaurant mit dem Namen „O'Castro“. Ich frage jemanden nach dem Castro und, ähnlich wie die Richtungsweisung zur Kathedrale in Santiago, lautet die Anweisung „baja, baja, baja“.
Also, die Klippe runter auf dem Wanderweg und schon liegt es vor mir. Auf einer strategisch optimal gelegenen Felszunge finden sich runde Steinkreise. Das müssen die Fundamente von den pallazoähnlichen Keltenhäusern gewesen sein. Ich
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