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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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Tages etwas sehen, das mir gilt, und dann bliebe mir nichts anderes übrig. Ich müsste denjenigen schon aus reiner Dankbarkeit heiraten.
    Keine Frage, man kann sich alles so zurechtlegen, als wäre man gemeint. »Mädchen im roten Top. Ich habe Dich vom Fenster der Urologischen Klinik aus gesehen. Man hatte mir schlechte Nachrichten gebracht, aber Du hast mir den Tag gerettet.« Man wäre so aufgeregt, dass man alle Freundinnen fragen würde: »Was zieht man an, wenn man jemanden kennenlernt, der eine Geschlechtskrankheit hat?«
    Jedenfalls, die Anzeige lautete:
    Wo bist Du? Du hältst Dich im Zug nicht an den Griffen fest. Hatte gehofft, es würde Dich umwerfen und Du würdest mir in den Schoß fallen. Leider nicht.
    Erst habe ich gelächelt und umgeblättert, denn so was liest man öfter mal. So wie das mit diesen Leuten, die sich auf ungewöhnliche Weisen kennenlernen, wobei die Artikel immer mit dem Satz enden: »Das Paar hat kürzlich seine Verlobung bekannt gegeben«, oder so ähnlich.
    Aber ich frage mich, ob dieser Mann das Gefühl hatte, er würde etwas riskieren, als er über das Mädchen ohne Haltegriffe schrieb. Ich frage mich, ob sein Herz schneller schlug, angesichts der Möglichkeiten, die er sich erhoffte.
    Denn ist nicht gesucht zu werden, etwas Besonderes zu sein, von jemandem gebraucht zu werden – ob wir ihn nun kennen oder nicht – das, was wir alle eigentlich wollen? Dass unsere Geschichte mit genau diesem Satz endet: »Das Paar hat kürzlich seine Verlobung bekannt gegeben«?
    Vielleicht habe ich nur einen schwachen Moment. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir irgendwann sowieso alle Katzen haben werden, um nicht so allein zu sein.
    Und ich kann Katzen auf den Tod nicht ausstehen.
    Sx

zwanzig
    Oder: › › Cold, Dark and Yesterday ‹ ‹
    Ein Monat und ein Tag vergingen ohne größeren Zwischenfall. Im Grunde hatte ich nichts weiter getan. Abgesehen davon, dass ich mich in einer kleinen Wohnung an der Blackstock Road wiederfand. Der Auszug war ganz einfach gewesen. Neun Kisten, ein Fernseher, ein Notebook und eine zusammengerollte Bettdecke. Nicht sonderlich viel für ein ganzes Leben, aber das macht nichts, wenn alles hinten in ein Großraumtaxi reinpasst.
    Wie gesagt, ein Monat und ein Tag waren vergangen, in denen nur wenig passierte, was die Tage voneinander unterschied. Wenn man mich darauf festnageln würde, wären allerdings zwei Ereignisse hervorzuheben.
    Das erste war ein Anruf.
    »Jason?«, sagte eine vertraute Stimme. »Hier ist Estonia Marsh …«
    »Oh«, hatte ich gesagt, denn was Besseres wollte mir nicht einfallen.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so anrufe. Ich habe Ihre Nummer von London Now . Sind Sie gar nicht mehr bei denen?«
    »Ich bin … ich arbeite frei, aber nein, nicht wirklich.«
    »Hören Sie«, sagte sie.
    Es stellte sich heraus, dass Estonia mit ihren Produzenten zu Abend gegessen hatte und das Gespräch darauf gekommen war, wie sie ihre Partner kennengelernt hatten. Estonia hatte gesagt: »Ich habe da vor Kurzem diesen Mann kennengelernt …«, und jetzt wollten ihre Produzenten bei Wake Up Call mich ins Studio an der South Bank holen, um mir bei der Suche zu helfen.
    »Das wäre fantastisch!«, sagte sie. »Eine Million Zu schauer, Sie haben ein Foto, irgendjemand wird das Mäd chen kennen, und dann holen wir Sie beide in die Sendung!«
    »Oh!«, sagte ich ausweichend. »Na, das ist eine interessante …«
    »Denn Ihr Freund sagte, Sie hätten schon eine Anzeige in der Zeitung gehabt und versucht, sie auf verschiedene Weise zu finden, also würde man die Suche nur auf einer anderen Ebene weiterführen, oder? Das wäre doch ein Riesenspaß!«
    »Ja. Ja. Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Bestimmt wären auch ein paar Pfund für Sie drin. Manchmal arbeiten wir mit Zeitungen oder Zeitschriften zusammen, die die Geschichten dann drucken … bin mir ziemlich sicher, dass wir Ihnen einen Deal mit der Mail oder irgendwem verschaffen können.«
    »Ich … kann ich es mir noch überlegen?«, sagte ich.
    »Sicher! Ja. Natürlich«, sagte sie enttäuscht, dass ich nicht so begeistert war, wie sie es nach drei Flaschen Pinot Noir gewesen waren. »Ich meine, ich persönlich denke, Sie sollten es wirklich tun. Denn schließlich … Sie wissen nicht, wie Ihre Geschichte endet.«
    Und obwohl ich mit dem Gedanken spielte, obwohl ich dachte, mein Leben könnte vielleicht doch wie eine dieser Geschichten enden, die man in den Boulevardblättern liest und die ein

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