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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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weg. »Wo warst du? Ich hab deine Nachricht bekommen. Was ist passiert?«
    »Damien hat der Zeitung bestellen lassen, dass ich bei seinen Events nicht mehr willkommen bin.«
    Dev sagte nicht: »Hab ich dir ja gesagt«, aber er dachte es.
    »Also kam eins zum anderen, und Zoe hat alle Missetaten aufgezählt, die ich mir geleistet habe.«
    »Oh«, sagte er. »Na, da hat sie wohl schon drauf gewartet, was?«
    Das nenne ich Unterstützung.
    »Bist du ein bisschen betrunken?«, fragte er, was nicht nötig war, angesichts dessen, wie ich mich durch das Wort »Missetaten« genuschelt hatte.
    »Ein bisschen«, sagte ich, und dann, so aufrichtig ich konnte: »Und vielleicht liegt es ja auch am Alkohol, aber ich möchte mich bei dir bedanken.«
    »Bei mir?«
    »Du warst heute ehrlich zu mir.«
    Was sah ich da? Einen Anflug von schlechtem Gewissen?
    »Ich hätte nicht einfach so auf Damien zugehen sollen. Hätte ich es nicht getan, hätte ich heute Abend im Den nicht meine Sorgen zusammen mit diesem alten Mann mit der blauen Tasche ertränken müssen, der früher Kanalarbeiter war. Und was war mit dir? Wo warst du heute Abend?«
    Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu, nahm sein Gamepad in die Hand.
    »Musste was mit meinem Dad besprechen, drüben an der Brick Lane.«
    »In letzter Zeit bist du oft da.«
    »Na ja, du weißt ja. Familie.«
    Ich setzte mich aufs Sofa, ihm gegenüber.
    »Wie geht es deinem Dad?«
    »Gut.«
    »Was macht sein Restau…«
    »Alles gut.«
    Pause. Er tat so, als wäre was mit seinem Gamepad nicht in Ordnung.
    »Außerdem«, sagte ich wie eine Katze, die sich gleich eine Maus schnappen wollte, »möchte ich mich bei dir dafür bedanken, dass du mich hier wohnen lässt.«
    »Kein Problem. Du zahlst Miete, wenn du kannst. Du hilfst im Laden aus. Alles okay.«
    »Ja, aber es ist die einzige Konstante in meinem Leben. Und dafür bin ich dankbar. Es ist genial, hier mit dir zu wohnen.«
    Er wandte sich mir zu. Ich sah, dass er sich fragte, ob ich etwas wusste. Er kam zu dem Schluss, dass ich nichts wuss te, und wandte sich wieder ab. Ich war genervt. Das war seine Chance gewesen. Ich hatte sie ihm gegeben. Er hätte reinen Tisch machen können. Er zog es vor, es nicht zu tun.
    »Möchtest du was trinken?«, fragte er. »Da ist noch eine Flasche Jezynowka in meinem …«
    »Die hab ich leer gemacht. Es sei denn, du hättest noch eine andere Flasche. Die Flasche, die ich meine, stand neben deinem Bett, auf irgendwelchen Papieren.«
    »Du warst in meinem Zimmer?«
    »Ich war in deinem Zimmer, ja.«
    »Und …«
    »Die Papiere.«
    »Du hast dir die Papiere angesehen?«, sagte er und gab sich alle Mühe, den Empörten zu spielen, doch ich kam ihm zuvor.
    »Wieso hast du mir nichts davon erzählt?«, sagte ich und bemühte mich, ruhig zu bleiben. »Du verkaufst dein Hab und Gut, Dev! Ich weiß, der Laden gehört dir, aber du hättest es mir wenigstens erzählen können! Hast du denn überhaupt keine Angst, auf der Straße zu landen?«
    »Mach nicht so ein Drama«, sagte er, und ich lachte. »Was? Du hast völlig recht! Es ist mein Laden! Oder zumindest Dads! Ich habe nie den richtigen Zeitpunkt gefunden, es dir zu erzählen! Ich habe es ein paarmal probiert, aber da war die Sache mit Sarah oder deine Arbeit oder …«
    »Na, das mit Sarah ist vorbei. Meine Arbeit ist ein Witz. Also, was noch? Und wann hast du es probiert?«
    »Ich habe es probiert, Mann. Ich habe ein-, zweimal versucht, das Thema anzuschn…«
    »Wann hast du die Fotos von der Wohnung gemacht? Wie lange läuft das schon?«
    »Nicht lange.«
    »Seit dem Abend, an dem wir beschlossen haben, nach Whitby zu fahren?«
    Dev brauchte einen Moment. Ich hatte es mir schon ausgerechnet. Aber ich wollte seine Bestätigung.
    »Wir haben nie beschlossen, dass wir nach Whitby fahren«, sagte er. »Ich habe nur gesagt, dass du gesagt hast, wir müssten da hin.«
    Ich hatte mir heute Abend alles noch mal genau durch den Kopf gehen lassen. Es erklärte seine Eile, seine Begeisterung für etwas, von dem ich jetzt wusste, dass es ihm egal war. Es ging ihm weder um das Mädchen auf dem Foto noch um mich oder sonst irgendwas. Er verwischte nur seine Spuren, weil er sich der Situation nicht stellen wollte. Seinem Vater. Dem Laden. Sonst wem.
    »Du hast mich hintergangen«, sagte ich, und schon als ich die Worte aussprach, schockierten sie mich. »Du hast das Mädchen benutzt, um mich zu hintergehen?«
    »Ich dachte, es würde dir auch helfen, und …«
    »Du hast

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