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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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tappte durch ein Minenfeld von Modulen und Turnschuhen, rüber zum Nachttisch, auf dem die Flasche stand, auf einem Stapel von Papieren, von Bechern bewacht.
    Vielleicht lag es an dem großen, roten Ring, vielleicht lag es daran, dass die entscheidenden Worte von getrocknetem Brombeerlikör umkringelt waren, aber vielleicht bin ich ja auch nur ein Schnäppchenjäger, und diese beiden Worte sind mir das Wichtigste auf der ganzen Welt.
    Da, ganz oben auf dem Stapel von Papieren, auf den Bildern von meinem Zimmer mit meinen Sachen drin und von Devs Zimmer mit seinen Sachen drin und neben Bildern vom Laden unter der Wohnung, der neben dieser Bar lag, von der alle dachten, da wäre ein Bordell, wo aber gar keins war … standen die Worte »Zu verkaufen«. Angebote erbeten. Kein Franchise.
    Ich konnte mich gar nicht davon abwenden.
    Zu verkaufen.
    Tja, das war ein unerwartetes Ende meines Tages.
    Ich ging allein an der Cally einen trinken.

neunzehn
    Oder: › › At Tension ‹ ‹
    Ich hatte Dev an dem Tag kennengelernt, als wir beide an der Universität von Leicester eintrafen.
    Sie kennen diese Art von Freund, bei dem man denkt, es gibt nur ihn und mich! Wir werden ewig Freunde sein! Wir sollten im zweiten Studienjahr zusammenziehen! Und dann nach der Uni eine gemeinsame Wohnung suchen! Und man möchte sie all seinen alten Schulkumpanen vorstellen – diese neue, spannende, pulsierende Figur im Drehbuch deines neuen, spannenden, pulsierenden Lebens.
    Bei Dev und mir war es kein bisschen so.
    Ich hatte ihn für einen Spinner gehalten. Zum einen trug er ein Sega-Power-T-Shirt und dazu ein fusseliges Oberlippenbärtchen samt Vokuhila. Er nannte sich Alexander, bis seine Mutter mit einer Topfpflanze um die Ecke kam und ihm erklärte, er heiße nicht Alexander, er heiße Devdatta, und ich musste lächeln, denn vor mir stand ein Junge, der sich schon neu erfinden wollte, bevor seine Mum überhaupt weg war. Er sagte, er sei ein Riesenfan der Manic Steet Preachers, und als ich ihn fragte, was sein Lieblingsalbum sei, sah er blass und unsicher aus und murmelte etwas davon, er könne sich nicht alle Namen merken. Er sagte, er arbeite an seiner Computerspiel-Idee – Basteroids! –, und während er seinen Bachelor in Informatik und Betriebswirtschaft machte, würde er mit dieser Idee reich werden. Und dann packte er sein N 64 aus, und wir saßen in seinem Zimmer im Studentenwohnheim und spielten GoldenEye, wie wir es auch in den folgenden Jahren tun würden. Wie wir es auch heute Abend getan hätten, wenn alles gut wäre.
    Also, nein. In dieser Anfangszeit hätte ich nie gedacht, dass er ein Freund fürs Leben werden würde. Langsam, aber sicher wurde er es dennoch. Und hätte man mich gefragt, eine Stunde bevor ich diese Papiere fand, hätte ich nie gedacht, dass es sich jemals ändern könnte.
    Denn inzwischen hatten wir eine gemeinsame Vergangenheit, die uns zusammenschweißte. Wir hatten Trennungen durchgestanden und traurig die Tapeten des Pubs angestarrt, in dem wir uns zufällig gerade befanden, bis aus dem Ich-will-nicht-drüber-reden ein Das-ist-ein- weiterer-Grund-wieso-du-jetzt-besser-dran-bist wurde. Ich war bei der Hochzeit seines Bruders, ich hatte ihm Ratschläge zum Leben, zu Jobs und Mädchen gegeben, und an einem langen, traurigen Sonntagmorgen hatte ich bei der Beerdigung seiner Mutter gesprochen, während er die Zähne zusammenbiss und zu Boden starrte und sich alle Mühe gab, dass sein Vater ihn nicht weinen sah.
    Er war auch für mich da gewesen, bei der Trennung von Sarah … und wenn ich ihm von der Fehlgeburt erzählt hätte, wäre er auch damals für mich da gewesen.
    Doch in der ganzen Zeit hatte er so etwas – soweit ich wusste – niemals mit mir gemacht. Aber vielleicht, wenn ich es recht bedenke, ist es gar nicht wichtig. Vielleicht hätte ich cool bleiben sollen. Ich meine, sicher hatte er seine Gründe gehabt, und außerdem war es nur ein einziges Geheimnis. Aber in diesem Moment, nach allem, was passiert war, bei dem Jahr, das ich gehabt hatte, und als ich im Den saß und mich an meinem Glas festhielt, fühlte ich mich verraten und verkauft.
    Ich schloss die Tür etwas zu fest und sah Dev im Wohnzimmer sitzen.
    »Hey, Mann«, sagte er, ohne aufzublicken. Er jagte einen Schmuggler bei Brotherhood .
    »Tut mir leid wegen heute«, sagte ich und bemühte mich um einen freundschaftlichen Ton. Ich wusste genau, wie ich damit umgehen musste.
    »Schon okay, mir auch«, sagte er und legte sein Gamepad

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