Auf den ersten Blick
wunderbar schmalziges Ende nehmen, wusste ich doch, dass ich mit dem Gedanken nur spielte.
Denn nur Stunden später, als der Tag sich seinem Ende neigte und ich mich unten an der Poland Street herumtrieb, hatte mir das Universum einen Warnschuss vor den Bug gegeben. Ein Nein-tu’s-nicht .
Dort, direkt vor mir, an der Ausfahrt des Parkhauses … die unverkennbaren Rücklichter eines hellgrünen Facel Vega, dessen Auspuff vor sich hinsummte, die Heckscheibe beschlagen, verbarg mich vor Damien und Damien vor mir.
Dennoch zog ich den Kopf ein, bog in die D’Arbley Street ab und suchte die U-Bahn.
Zurück zu heute Morgen.
Da war wieder so etwas in der Zeitung.
Es war Liebe auf den ersten Blick, als der Interflora-Blumenbote Jon Bindham der Büroangestellten Laura Davis einen romantischen Strauß überbrachte.
Amors Pfeil saß so tief, dass er am nächsten Tag mit einem WEITEREN großen Blumenstrauß erschien – diesmal von IHM !
Heute schließen sie den Bund der Ehe in Limpley Stoke, Wiltshire.
»Ich habe es einfach gewagt!«, sagt Jon, 30.
Was er jedoch nicht wusste, war, dass der erste Blumenstrauß nicht von einem Verehrer stammte, sondern von Lauras Dad, der ihr zur bestandenen Fahrprüfung gratulierte!
»Ich schätze, das bedeutet wohl, dass man es manchmal wirklich durch die Blume sagen sollte!«, scherzt Jon.
Ich liebe diese letzten Zeilen. Ich frage mich, ob die Menschen so etwas wirklich sagen.
Ich nahm einen Becher aus dem Schrank und merkte, dass er Dev gehörte.
Seit meinem Auszug hatte ich Dev nicht mehr gesehen, einerseits, weil ich so viel zu regeln hatte, andererseits aber auch, weil es mir peinlich war. Es war mir peinlich, wie ich mich benommen hatte, denn in der ganzen Zeit, in der er die Sache mit seinem Vater durchmachte, hatte ich kein einziges Mal daran gedacht, ihn zu fragen, wie es ihm ging, ob er okay war, wie der Laden lief. Und mir war auch peinlich, dass man mich hatte hintergehen können, und zwar nur, weil ich von einem Mädchen besessen war, das ich nie wirklich getroffen hatte und nie mehr treffen würde. Das alles war mir peinlich.
Aber vielleicht wäre ein Drink ganz nett, vielleicht eine Entschuldigung, dass ich ihn so hinter mir zurückgelassen hatte, vielleicht drüben im Den, um der alten Zeiten willen.
Aber nicht heute.
Die Kicks traten in einer Musikshow auf. Obwohl mein tragbarer Fernseher rauschte und knisterte, schien es mir doch, als würde der Moderator sie wirklich mögen.
»Brillanten aus Brighton«, nannte er sie.
Es lief ziemlich gut für die Jungs. Ich weiß, ich hatte sie nur ein paarmal getroffen, und ich weiß, sie haben seitdem mit Hunderten von Journalisten gesprochen, von richtigen Zeitungen wie der Times oder dem NME , die diese neuen Stars am Rockhimmel verehrten (» Uh-oh! Platz da, Arctic Monkeys!«, stand riesengroß auf dem Observer Music Monthly, »Kickstart für die Kicks!«, jubelte Q ), aber ich würde mich ihnen immer irgendwie verbunden fühlen. Und die ganze Zeit behielt ich den Bildschirm im Auge, für den Fall, dass ich Abbey dort sah, oder vielleicht einen knallblauen Schuh.
Ich hatte seit jenem Abend nicht mehr mit Abbey gesprochen. Ich hatte es versucht, war jedoch gescheitert. Es dauerte eine Weile, bis mir grimmig bewusst wurde, was ich getan hatte. Woher hatte ich das Recht dazu genommmen? Kein Tag verging, ohne dass ich mir dafür in den Hintern trat. Natürlich war sie mir böse. Hätte sie gewollt, dass die Menschen ihre Songs hörten, hätte sie … na ja … sie hätte sie gesungen. Ich sah, dass ich in das Leben eines anderen Menschen gestolpert war … nein, nicht gestol pert. Stolpern ist etwas Versehentliches. Nein, ich war eingebrochen. Ich hatte die Tür eingetreten wie ein Verbrecher, hatte ihre Geheimnisse durchstöbert und mitgenommen, und schlimmer noch … ich hatte sie der ganzen Welt gezeigt. Das war nicht in Ordnung.
Nach einigen unbeantworteten SMS und ein paar nicht entgegengenommenen Anrufen ging ich also dazu über, mit mir allein zu bleiben. In gewisser Weise war das nett. Ich las mehr. Aß Tiefkühlkost für Singles und las hirnlos die Liste der Inhaltsstoffe, während im Radio »Play For Today« von The Cure lief. Die Lage war ruhig, und ich gab mich dem Leben hin. Denn einmal mehr hatte ich erlebt, wohin mich die Hoffnung führen konnte. Ich kam zu dem Schluss, lieber ohne auszukommen. Mich lieber überraschen zu lassen, wenn etwas Gutes passierte, als es selbst anschieben zu wollen und daran zu
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