Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
Vom Netzwerk:
ich habe zu tun. Und es fühlt sich ein bisschen … seltsam an. Außerdem, wozu? Damit wir uns an den Bildern von irgendeinem Mädchen aufgeilen können?«
    »Ja!«, sagte er. »Ja!«
    »Nein. Das hat keinen Sinn. Es wäre okay gewesen, wenn die Entwicklung nur eine Stunde gedauert hätte …«
    »Der Laden machte zu!«
    »Ich sag ja nur, als Teil eines Zugs durch die Gemeinde könnte man es uns durchgehen lassen. Bierlaune! Schnaps idee! Aber ist es nicht irgendwie … fast illegal, wenn man erst am nächsten Tag hingeht?«
    »Blödsinn!«, sagte Dev, und dann läutete die kleine Glocke über der Tür.
    »Dann eben geschmacklos! «
    »Pawel!«, sagte Dev. »Komm rein!«
    Stolpernd kam Pawel näher und drehte sich um, weil er sehen wollte, worüber er gestolpert war. Es war ein Legostein. Keine Ahnung, wieso ich das erzähle.
    »Hallo, Jason. Dev, du schuldest mir vier Pfund für gestern und sechs Pfund für Jezynowka.«
    »Pawel, hilf uns mal eben. Jase hier …«, er deutete auf mich, »… hat ein paar Fotos von einem hübschen Mädchen bekommen, und jetzt will er sie nicht entwickeln lassen.«
    »Was?«, sagte Pawel. »Mach doch!«
    »Ich habe sie nicht wirklich bekommen …«
    »Sie hat sie ihm überlassen.«
    »Das stimmt auch nicht so richtig.«
    »Du hast Fotos von einer Frau gestohlen?«, fragte Pawel.
    »Nein!«
    »Sie weiß, dass du sie hast?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Kann sie es rausfinden?«
    »… nein …«
    »Dann lass sie entwickeln!«, sagte er.
    Dev machte ein zufriedenes Gesicht.
    Mittags ging ich in den Postman’s Park. Es gab mir das Gefühl, einen richtigen Job zu haben. Ich war umgeben von City Girls und City Boys, smart und maßgeschneidert in weißen Hemden und Nadelstreifenanzügen und knielangen Röcken. Der Mangel an Arbeitskollegen ist das Erste, was einem auffällt, wenn man sein Büro im Schlafzimmer einrichtet. Nicht, dass man mich falsch versteht – ich schlief gern lange und holte mir meine Nachrichten gern aus dem Mittagsfernsehen, meiner ersten Anlaufstelle, wenn ich Meinungen zu globalen Ereignissen von Anton du Beke abschreiben und als meine eigenen ausgeben musste. Ich aß gern allein zu Mittag, während im Hintergrund irgendwelche Hausfrauensendungen liefen, und setzte mich dann hin, um mir zu überlegen, was mich bei London Now weiterbringen würde. Aber es waren Augenblicke wie dieser, Augenblicke, die man damit verbrachte, anderer Leute Kollegen dabei zuzusehen, wie sie beieinanderhockten, in ihren Krautsalaten herumstocherten, ihre Insiderwitze rissen, ihren Klatsch und Tratsch und halbherzige Versprechen, sich am Freitag in der Bar 18 zu treffen, austauschten. Ich mochte die Raucher, die sich draußen vor den Gebäuden drängten und lachend eine Friedenskippe pafften. Ich mochte es, wenn Leute die Wachmänner am Eingang nickend grüßten und sie um sechs Uhr bei ihrem Sprint in die Freiheit ignorierten.
    Nur der Unterricht fehlte mir nicht. Ich hatte mich nie als großen Pädagogen gesehen. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Und ich war keiner von diesen Intellektuellen. Ich schätze, wenn ich einer meiner alten Lehrer wäre, würde ich mich folgendermaßen beurteilen:
    Einstellung: Ja
    Begabung: Nein
    Insgesamt: Vielleicht
    Es lag vor allem an den Kindern. Der Job war okay, die Kinder nicht. Und obwohl ich es anfangs wirklich versuchte, dauerte es nicht lange, bis ich … aufhörte, es zu versuchen.
    Folgendes ist ein realer Wortwechsel, den ich erst letzte Woche belauscht habe. Ich stand auf einem Bahnsteig an der Station Essex Road, und irgendwo rechts von mir hörte ich eine vertraute Stimme. Es war Matthew Fowler, ein Junge, den ich in meinem ersten Jahr an der St. John’s in der Klasse hatte. Er war schneller weg, als man gucken konnte, um der großen, weiten Welt seinen Stempel aufzudrücken, allerdings erst, nachdem er diesen auch St. John’s aufgedrückt hatte, indem er einem Jungen aus der Klasse unter ihm mit einer Kompassnadel fast die Augen ausstach.
    Da stand er nun, mit seinem Handy, die Kapuze auf dem Kopf, die Jogginghose bis unter die Achseln gezogen, hässliche Prellung am Arm. Instinktiv wandte ich mich von ihm ab und hielt die Zeitung näher vors Gesicht – die gestrige Ausgabe von Metro, wenn Sie schon fragen, aber erzählen Sie Zoe nichts davon, denn das ist ein Kündigungsgrund. Ich bin mir nicht sicher, warum ich mich versteckt habe. Er hätte mich nie im Leben erkannt. Ich hatte als Lehrer einen erheblich geringeren Eindruck auf

Weitere Kostenlose Bücher