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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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dort hing, könnten wir feststellen, wann sie hier war …«
    Bevor ich wusste, wie mir geschah, war sie schon losgestürmt, durch die Doppeltüren des Rio. Dev trat neben mich.
    »Hexe.«
    »Was?«
    »Sie ist eine Hexe. Ich hab mir die Plakate angesehen. Eins davon handelt von einer Hexe. Hexen und Vampire verstehen sich wahrscheinlich. Die Frau ist besessen. Wo ist Abbey?«
    »Will nur was fragen«, sagte ich.
    Devs Handy piepte.
    » Wo zum Teufel steckt ihr?« , lautete die SMS .
    Wir sahen uns an.
    »Vielleicht hätten wir Matt sagen sollen, wo wir hingehen«, sagte Dev.
    »Ein Monat!«, sagte Abbey und nahm die Kegel ins Visier. »Du hängst nur etwa einen Monat hinterher. Sie ist fast schon zum Greifen nah!«
    Sie trippelte vorwärts, schwang mit wilder Geste die Kugel in ihrer Hand und ließ sie direkt vor sich fallen.
    »Pech!«, sagte Dev, als er sie in die Rinne rumpeln sah.
    »Nur ein Monat«, wiederholte sie. »Es ist, als wären diese Fotos eine Duftspur. Sie hat diese Erinnerung hinter sich zurückgelassen, und du findest sie gerade noch rechtzeitig, bevor sie verfliegt. Verstehst du? Sie glaubt, sie wären verloren, diese Erinnerungen, aber du hast den Fotoapparat gefunden. Du hältst sie am Leben!«
    »Schicksal!«, sagte Dev und nahm seine Kugel in die Hand. »Schicksal.«
    Es war etwas anstrengend, mit Abbey unterwegs zu sein. Wir waren im Bloomsbury Bowl unter dem Travistock Hotel, nur einen Steinwurf von dem Museum entfernt, das Abbey unbedingt hatte sehen wollen, nur um dann zu beschließen, dass sie es doch nicht mehr wollte. Dasselbe Museum, zu dem wir einmal quer durch die ganze Stadt gefahren waren, nachdem sie uns nach Spitalfields geschleppt hatte, um bei einem angesagten Designer ein Kleid zu kaufen, das sie, nachdem sie es in natura gesehen hatte, dann doch »zu blass« fand und nicht mehr wollte.
    »Und nur das Foto mit dem Kino ist einen Monat alt. Alle anderen wurden danach aufgenommen. Es ist, als führten sie allesamt zu dem Bild hin, auf dem du bist.«
    Ich gab mir Mühe, unbeeindruckt auszusehen, als wäre es mir egal, aber ich fand es spannend, wie Abbey darüber sprach. Es war der weibliche Blickwinkel. Oder, entscheidender noch: Es war nicht der von Dev.
    »Außerdem«, sagte sie eilig, »war das kein Rendezvous-Film. Es ging um vietnamesische Todeslager. Wieso sollte er wollen, dass sie beim Rendezvous etwas über vietnamesische Todeslager erfährt?«
    Links von uns strömte ein Damenkränzchen, das sich für einen großen Abend bereit machte, rempelnd und gackernd aus einer Karaokekabine, leicht gerötet von Pinot und Heiterkeit.
    »Vielleicht haben sie einen anderen Film gesehen«, sagte ich, doch ob ich das wirklich wollte, weiß ich nicht genau.
    »Wenn er das Foto überhaupt gemacht hat«, sagte Abbey. »Auf dem Bild sieht man nur sie .«
    »Er war es«, sagte ich. »Irgendjemand muss es gemacht haben. Und er ist der Einzige, der sonst noch auf den Fotos zu sehen ist.«
    »Nein«, sagte Abbey. » Du bist auch zu sehen. Ihr beide seid die Einzigen, die sonst noch auf den Fotos zu sehen sind. Er … und du .«
    Sie hob die Hände.
    »Die Vergangenheit … die Zukunft.«
    Kleinlaut setzte Dev sich hin. Wir blickten auf und sahen, wie seine Kugel ganz langsam die Rinne entlangkullerte.
    »Pech«, sagte Abbey.
    Devs Handy piepte wieder.
    »Scheiße«, sagte er. »Hab ganz vergessen, Matt zu sagen, dass wir weitergezogen sind.«
    »Na, vielen Dank«, sagte Matt, »für die kleine Rundreise durch London. Ich war im Café, auf dem Markt, vor irgend einem verdammt großen Museum und jetzt in diesem Laden hier, gleich neben dem Café.«
    Er deutete in die Runde. Wir waren wieder im Power Up!. Dev hatte den Laden am Morgen Pawel überlassen und war davon ausgegangen, auf einiges an samstagnachmittäglicher Kundschaft zu treffen.
    »Kein Mensch!«, sagte Pawel. »Keiner will deine kleinen Spielchen.«
    »Das sind keine kleinen Spielchen, Pawel. Das letzte Call of Duty hatte ein Multimillionen-Dollar-Budget, und Kiefer Sutherland hat ihm seine Stimme geliehen, also … das sagt doch wohl alles …«
    »Is mir schnurzpiepegal«, sagte Pawel.
    »Und was hat es mit diesem Mädchen auf sich?«, fragte Matt.
    Abbey war losgelaufen, die Straße runter, auf der Suche nach einer Zigarre.
    »Abbey?«
    »Wozu braucht sie denn eine Zigarre?«
    »Sie meinte nur, sie hätte Lust auf eine Zigarre, und wir sollten alle eine rauchen. Sie ist … na ja … Kunststudentin.«
    Matt nickte einsichtig und

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