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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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und nickte.
    »Warum bist du hergekommen, Sarah? Ich habe mich entschuldigt, ich habe mit Gary gesprochen und …«
    »Ich wollte persönlich mit dir reden. Ich weiß nicht, wieso du dich so benimmst. Die besoffenen Kommentare zu unseren Fotos verstehe ich langsam, denn ich hätte es dir zuerst sagen sollen, oder vielleicht nicht gerade zuerst, aber zumindest gleichzeitig. Trotzdem, es war nicht meine Schuld, sondern deine.«
    Ich starrte in meinen Kaffee.
    »Wir haben beide neu angefangen. Lass uns dafür dank bar sein. Und wer weiß, wie lange es mit uns noch gut gegangen wäre …«
    Sie lächelte und nippte an ihrem Kaffee, aber ich konnte nur denken: Was? Was?!
    »Wie meinst du das, wer weiß, wie lange es mit uns noch gut gegangen wäre? Ich habe einen Fehler gemacht, ich war in einem schrecklichen Zustand, du hast mich nicht verstanden, das weißt du.«
    »Es war längst öde, Jason. Manchmal wird eine Beziehung eben öde. Ich bin dir höllisch auf den Geist gegangen, und du mir definitiv auch.«
    »Bist du nicht«, sagte ich. »Du warst perfekt.«
    »Du konntest es nicht leiden, dass ich ständig überall zu früh da sein wollte. Du konntest es nicht leiden, dass ich die Haustür immer wieder auf- und abgeschlossen habe, um sicherzugehen, dass sie auch zu war.«
    »Das ist doch Kleinkram!«, sagte ich, hätte es aber lieber herausgebrüllt. Mein Bauch war unentschlossen zwischen Trauer und Wut, und ich wusste nicht, was die Oberhand gewinnen würde. »Man gibt doch niemanden auf, nur weil er sichergehen will, dass das Haus abgeschlossen ist!«
    »Es sind Kleinigkeiten, aber sie bedeuten etwas Größeres. Du erinnerst dich nur an das Gute. Was du getan hast, war nötig. Es hat einiges geklärt, Jase.«
    »Ich wollte aber gar nichts klären«, sagte ich.
    »Du musstest mich betrügen, um zu merken, dass da nicht mehr viel war, was wir betrügen konnten.«
    »Schreib die Vergangenheit nicht um, Sarah«, sagte ich, denn es war schrecklich, wie eine Rache. Lass mich wenigstens in dem Glauben, ich hätte etwas Gutes vermasselt. Lass mich nicht in dem Glauben, dass da nie etwas war.
    »Jason, dein Problem ist: Du bist verliebt in die Vorstellung, verliebt zu sein.«
    »Ach, das hast du aus einem Film. Das sagen die Leute doch nur so dahin. Und was wäre denn so falsch daran? Ein bisschen Romantik im Leben.«
    »Romantik ist gut, aber man braucht auch Struktur. Man braucht Verlässlichkeit. Du hast immer davon gesprochen, dass du deinen Job aufgeben und sonst was machen willst. Nie hast du vom Heiraten gesprochen oder von Kindern oder …«
    »Das ist so ein Klischee! So sind wir nicht – solche Menschen gibt es nur im Fernsehen! Du spielst hier die Vernünftige und machst mich zum Kindskopf! Wir sind hier nicht in irgendeiner Vorabendserie!!«
    Ärgerlicherweise stützte ich damit ihr Argument.
    »Das Leben besteht nicht aus Plattitüden«, sagte sie, wobei sie sich zurücklehnte, und das hätte mich normalerweise laut auflachen lassen, aber es war einfach zu wichtig.
    »Ich will ja nur sagen, dass es aus deinem Mund wie etwas klingt, das es nicht war. Und Gary hat doch bestimmt gleich beim ersten Date vom Heiraten und Kinderkriegen angefangen, oder? Tolle Taktik. Im Hilton oder Wagamama oder sonst wo. Ganz ohne Mondscheinspaziergang, oder? Keine Geschichte, auf die man zurückblicken kann.«
    »Das Letzte, was eine Beziehung braucht, ist eine Geschichte. Eine Geschichte ist nur eine Geschichte. Wen interessiert es, wie sich Leute kennengelernt haben? Im Grunde niemanden.«
    » Mich interessiert es.«
    »Dann eben im Grunde nur dich. Wir waren vier Jahre zusammen, als wir uns getrennt haben, Jase. Ich war dreißig. Meine Prioritäten haben sich geändert. Deine nicht.«
    Ich dachte darüber nach. Was waren meine Prioritäten? Ich zermarterte mir das Hirn. Ich musste doch welche haben. Aber mir fiel nichts ein, außer dass ich Brot und einen halben Liter Milch besorgen musste und die Badewanne um die Fliesen herum mal wieder abgedichtet werden könnte.
    »Und als ich dann gesehen habe, dass du mich … gelöscht hattest …«, sagte Sarah.
    Sie machte mit den Fingern kleine Gänsefüßchen. Ich runzelte die Stirn.
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist so kindisch. Ich bin kindisch. Wir sind keine Teenager, wir werden hier nicht über MySpace oder Face book oder dergleichen streiten. Es steht dir frei zu löschen, wen du löschen möchtest …«
    Abbey. Bestimmt hatte Abbey es getan. Erst hatte sie mir die Wahl

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