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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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schlief.
    Jep.
    Sehen Sie?
    Umso schlimmer, dass es Zoe war.
    Wir standen da, starrten einander an, nicht ganz sicher, was wir als Nächstes sagen sollten, als Abbey hereinkam, strahlend, mit vier Zigarren in der Hand.
    »Ach«, sagte Sarah. »Und du musst wohl die russische Prostituierte sein.«

vierzehn
    Oder: › › Southeast City Window ‹ ‹
    Ich finde, es hat auch sein Gutes, nicht Bescheid zu wissen. Es gibt so manches, was ich nicht weiß. Und so manches, was ich weiß, aber lieber gar nicht wissen würde. Aber etwas nicht zu wissen – und nicht zu wissen, dass man es nicht weiß –, ist etwas völlig anderes. Es befreit den Geist. Es bedeutet, dass man projizieren kann.
    Genau das hatte ich natürlich mit dem Mädchen getan. Dieses Projizieren. Einen Sinn zu finden, wo vielleicht gar keiner war, entbehrte jeder Grundlage. Der ultrakurze Anflug eines Lächelns an einem dunklen Abend auf der Charlotte Street. Doch war das besser als die Realität. Denn das hier – mit Sarah in steinernem Schweigen draußen vor dem Café zu sitzen, während sie mit einem Löffel herumspielte und ich darauf wartete, dass unser Kaffee kam –, das war die Realität.
    Die Jungs hatten ebenso geschwiegen, als Sarah in den Laden kam. Sie hatten Belanglosigkeiten ausgetauscht, Dev hatte sie umarmt, aber alle wussten, dass es sich nicht um einen spontanen Besuch handelte. Es war eher ein unspontaner Besuch.
    »Also …«, sagte sie, doch schon war Pamela da, stellte unsere schwappenden Tassen neben einen Silbertopf, in dem sich tausend Zuckerpäckchen gegenseitig erdrückten.
    »Meinst du, wir könnten noch etwas Zucker bekommen?«, sagte ich, ohne die Miene zu verziehen, und Sarah lächelte.
    »Ja«, sagte Pamela. »Kein Freund heute?«
    Dev wäre begeistert. Seine langfristige Strategie zeigte Wirkung!
    »Devs neuster Schwarm?«, sagte Sarah, als Pamela sie nicht mehr hören konnte.
    »Pamela.«
    »Er mag Mädchen in Uniform.«
    »Ist eine Schürze eine Uniform?«
    Drinnen im Café schrie Pamelas Boss sie an. Wir stutzten eine Mikrosekunde und fuhren dann verblüfft fort.
    »Weißt du noch, wie er damals hinter diesem anderen Mädchen her war?«
    »Da wirst du etwas spezifischer sein müssen«, sagte ich und zog die Augenbrauen hoch. » Erheblich spezifischer.«
    Wahrscheinlich war es einfacher, über Dev zu reden als über uns, aber schließlich war es einfacher, über alles andere zu reden, einschließlich des Aufstiegs der Nationalsozialisten oder Swingball.
    »Du weißt, wen ich meine«, sagte sie und zeigte mit dem Löffel auf mich. »Die eine, von der er meinte, sie wäre die Richtige.«
    Ach. Okay, das war was völlig anderes. Es hatte immer nur die eine Richtige gegeben. Sie hatten sich bei einer Indie Night im Garage am Highbury Corner kennengelernt. Dev hatte ihr den Hof gemacht, sich nach ihr verzehrt, sie vermisst, wenn sie nicht da war, ihre Sachen aus der Reinigung geholt, ihre Sachen zur Reinigung gebracht, hatte gelernt, ihr Lieblingsessen zu kochen, falls sie jemals zufällig vorbeischauen sollte, was sie niemals tat, und dann stellte sich heraus, dass sie nach drei Wochen noch nicht mal seinen Nachnamen wusste. Er war am Boden zerstört. Ich glaube, deshalb hat er sich Visitenkarten drucken lassen.
    Sarah lächelte, als ihr etwas einfiel.
    »Ich werde nie vergessen, wie er am Abend danach sagte …«
    »Ja. Das war beeindruckend. ›Man kann über die Liebe sagen, was man will, nur nicht, dass sie gut ist.‹«
    »Und wir haben den ganzen Abend damit verbracht, ihm Beispiele für Leute aufzuzählen, die ihm widerspre chen würden. Opern wurden im Namen der Liebe geschrieben, Gemälde gemalt, Berge erklommen, Länder erobert …«
    »Das Gesamtwerk von Phil Collins, Elvis Costello und Billy Joel, winzig kleine Insekten, die aus Liebe lateinische Namen bekamen, der ganze Sinn und Zweck von Schnulzensendern …«
    Ein leises Lachen und eine einträchtige Pause von der Sorte, die Sarah am liebsten mochte. Allerdings gehörten diese Pausen nicht mehr uns. Sie waren nur noch dazu da, ausgefüllt zu werden.
    »Und wie geht’s Gary?«, sagte ich, um mich dem Thema anzunähern.
    »Gary geht es super.«
    »Das ist super.«
    »Er ist super.«
    »Super.«
    »Er sucht gerade ein neues Auto.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Der Golf macht langsam Ärger, und ich kann seinen Lexus nicht fahren, und …«
    »Kleinbus. Ihr werdet bald einen Kleinbus brauchen.«
    Ich deutete auf ihren Bauch. Sie biss auf ihre Unterlippe

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