Auf den Flügeln der Sehnsucht
Überlegungen gewesen, die ihn offensichtlich zu diesem Schritt bewogen hatten.
"Dann werde ich sie rasch in einen Blecheimer stellen, damit sie nicht verwelken." Eilig lief sie davon, weil sie seine Nähe kaum mehr ertragen konnte. Jede Faser ihres Herzens drängte sich ihm entgegen, nur ihr Verstand widersprach heftig.
Frank lachte. "Daran hab ich nicht gedacht, dass ich dir die passende Vase gleich mitliefern muss", gestand er ein wenig kleinlaut.
"So etwas ist auf der Alm auch gar nicht wichtig. Die Sennerin bekommt normalerweise keinen Blumenstrauß." Liebevoll sortierte die junge Frau ihre Blumen in einen passenden Eimer und stellte diesen gleich neben der Tür auf. "Hier sehen sie besonders schön aus und stechen auch gleich ins Auge. Da kann ich sie sogar vom Bett aus sehen." Man merkte ganz deutlich, wie sehr sie sich über das Geschenk freute.
"Ich... will dich ja nicht drängen, Lenchen, aber... Dein Vater..." Er biss sich auf die Lippen. Eben hatte er ihr seine Liebe gestehen, sie um ihr Jawort bitten wollen. Und nun hatte er aus lauter Feigheit wieder Martin Baumann vors Loch geschoben. Er merkte auch sofort an ihrem kühlen Gesichtsausdruck, dass er einen Fehler gemacht hatte.
"Bitte, Leni, denk jetzt nicht falsch darüber. Es ist nicht so, wie es für dich aussehen muss." Warum nur konnte er das Wort Liebe nicht zu ihr sagen so wie er es empfand? Zugegeben, sie war die Bäuerin und er nur ihr Verwalter. Dennoch verbot dieser Zustand nicht jedes Gefühl, das man füreinander haben konnte.
"Wir sprachen schon über dieses Thema, Frank", antwortete Lena, und alle Freude war aus ihrem Herzen verschwunden. Was war nur los mit ihr, was hatte sie an sich, dass kein Mann sie lieben konnte? Lediglich die Liebe zum Hof sollte es sein, die sie mit einem Mann verbinden konnte.
Das jedoch war Lena zu wenig. Dann würde sie lieber ihr ganzes Leben allein verbringen, als nur des Hofes wegen geheiratet zu werden, weil es vernünftig war. Sie war eine junge Frau mit Träumen, Sehnsüchten und Hoffnungen. Und kein Mann dieser Welt hatte das Recht, das alles in ihr zu zerstören.
"Draußen stehen die Kannen. Es wird Zeit, dass du zurückfährst. Am besten holst du die Milch in Zukunft wieder abends. Wenn du vormittags kommst geht zu viel Zeit verloren, die du anders nützen könntest." Jetzt war sie wieder die Bäuerin, die nur das Wohl ihrer Wirtschaft im Sinn hatte.
Enttäuscht wandte sich Frank ab. Warum nur war Lena so eine herzenskalte Person, fragte er sich. Doch insgeheim musste er sich eingestehen, dass das ein Irrtum seinerseits war. Er hatte alles verdorben, als er ihren Vater erwähnte. Dabei hatte Lena ihn einen Moment lang richtig verliebt angesehen, und er hatte sich sch on am Ziel seiner Träume geglaubt.
Eilig lud er die Kannen auf und versprach, am Abend noch einmal zu kommen und dann in Zukunft immer nur abends, so wie sie es wünschte. Dann stieg er ein und wollte gerade starten, als er ein Auto langsam heranfahren saß. "Wer kommt da denn?" fragte er verwundert. "Ein Tourist?"
Lena schien innerlich zu erstarren. Ihr hübsches Gesicht wurde zuerst totenblass und dann überzog es eine zarte Röte. "Er ist aus Pfronten und verbringt seinen Urlaub hier", erklärte sie mit zitternder Stimme. "Ich dachte, er sei bereits abgereist."
Verwundert beobachtete Frank ihre Reaktion. Offensichtlich kannte sie ihn besser als sie ihm eben eingestanden hatte. Alles an ihr hatte sich verändert, sie war ein fremdes Madl geworden, das ihn, Frank, völlig vergessen zu haben schien.
"Er war schon öfter bei dir?" Eifersucht stieg in ihm auf, die ihm fast die Luft zum Atmen abschnürte.
"Nur ein einziges Mal", antwortete Lena, ohne ihn anzusehen. Geflissen verschwieg sie auch die traurige Geschichte des Fremden. Die ging nur sie selbst etwas an. "Bis heut Abend, Frank." Sie wollte sich von ihm entfernen.
"Einen Moment noch, Lena", rief er ihr nach. "Was ist jetzt mit unserer Heirat. Ich weiß, es klingt wenig romantisch, aber..."
"Lass mich noch eine Weile darüber nachdenken, Frank. Über Geschäfte muss ich immer nachdenken", fügte sie distanziert hinzu und war dabei doch mit ihren Gedanken ganz weit weg. "Man bindet sich nicht so rasch, nur damit der Hof versorgt ist." Ohne ihn zu beachten ging sie weiter.
"Lena, ich... ich hab dich doch lieb", sagte Frank enttäuscht und so leise, dass nur er es hören konnte. Ohne
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