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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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auf ihn zu schleudern. Dieser verfehlte ihn zwar, aber er zuckte zusammen und feuerte wild in die Gegend, sodass der Schuss daneben ging. Wallarie erinnerte sich später nur daran, dass ihn etwas seitlich am Kopf getroffen hatte, das war alles.
    »Holt Inspektor James!«, brüllte Commanche Jack aus der Deckung eines Felsens heraus. »Er liegt verletzt am Boden!«
    Der Polizist, der den Schuss auf Wallarie abgegeben hatte, rannte vor. Drei weitere verschwitzte und verängstigte Beamte kamen ihm zu Hilfe. Sie packten ihren Kommandeur grob an Armen und Beinen und schleiften ihn unter dem beständigen Steinhagel ohne viel Federlesens den Hang hinunter.
    Die Verteidiger auf den Höhen über den sich zurückziehenden Angreifern brachen in Triumphgeschrei aus. Aber der Blutzoll, den sie von ihren Angreifern gefordert hatten, hatte sie selbst einen entsetzlichen Preis gekostet. Die felsigen Hänge waren mit toten und verwundeten Kriegern übersät.
    Der Himmel war ein roter Nebel, in dem schwarze Punkte tanzten, und sein Kopf dröhnte wie eine Basstrommel, auf der ein Wahnsinniger herumhämmerte. Stöhnend rollte sich Gordon James auf die Seite, um sich zu übergeben. Durch die Bewegung wurde der Schmerz in seinem Kopf noch unerträglicher. Ein Polizist half ihm, sich aufzusetzen, und hielt ihm eine Feldflasche mit Wasser an den Mund. Gordon schluckte das Wasser hinunter, aber sein Magen rebellierte, und das Dröhnen der Trommel ging in dem unheimlichen, fernen Singsang von Aborigines unter. »Was ist los?«, stöhnte Gordon, während er versuchte, durch den Nebel vor seinen Augen die grimmig dreinblickenden Männer um sich herum zu erkennen.
    »Corroboree«, antwortete Commanche Jack mit gepresster Stimme, der die Enttäuschung deutlich anzumerken war. »Die Kalks feiern ihren Sieg.«
    Gordon berührte seine Stirn und stellte fest, dass er einen dicken Verband um den Kopf trug. Vage erinnerte er sich, dass ihn etwas getroffen hatte. Er meinte, Wallarie allein auf dem Berg gesehen zu haben, als ihn das nebelhafte Ding außer Gefecht setzte. Als er Commanche Jack genauer ansah, stellte er fest, dass dessen Arm oberhalb des Ellbogens in einem merkwürdigen Winkel abstand. In den verhangenen Augen des abgebrühten Indianerkämpfers stand der nackte Schmerz.
    »Bin einem Felsbrocken in die Quere gekommen«, erklärte Jack, »’ne Menge Leute sind von Steinen und Speeren getroffen worden. Wir haben viele Verwundete, aber bis jetzt hat noch keiner ins Gras gebissen.«
    »Und die Pferde?«, fragte Gordon, der allmählich wieder klar denken konnte. »Haben wir unsere Pferde wieder?«
    »Die Jungs haben sie zusammengetrieben«, erwiderte Jack, der seinen gebrochenen Arm mit dem gesunden stützte. »Unsere Leute wollen nach Hause, und zwar so schnell wie möglich. Die Kalks haben uns eine schöne Abreibung verpasst.«
    Mühsam kam der junge Polizeioffizier auf die Beine und versuchte schwankend, das Ausmaß der Niederlage abzuschätzen. Grenzer und Polizisten mit gebrochenen Knochen und Fleischwunden lehnten mit dem Rücken an der stachligen Rinde der Steppenbäume. Der eine oder andere war durch einen Speer verletzt worden. Sie wirkten still und bedrückt. Die Aura der Niederlage lag über der Expedition wie ein schwerer, erstickender Mantel. Durch die heiße stehende Luft drang das Geräusch krachender und scheppernder Steine: Die Kalkadoon feierten oben am Hang ihren Sieg.
    Die erschöpften, demoralisierten Männer folgten Gordon mit den Blicken, als er umherging, um das Ausmaß seiner unrühmlichen Niederlage gegen solch eine erbärmlich kleine Anzahl entschlossener Männer abzuschätzen. »Zeit, nach Hause zu gehen, Inspektor«, sagte einer der Grenzer, der sich den gebrochenen Finger hielt. »Um diese Schwarzen zu schlagen, brauchen wir mehr Leute.«
    Gordon antwortete nicht darauf, sondern ging zu Sergeant Rossi, der einen Mann mit einer Speerwunde behandelte. Der Verletzte stöhnte vor Schmerz, als der Sergeant so vorsichtig wie möglich versuchte, ihm die mit Widerhaken versehene Spitze aus der Schulter zu drehen. Aber die Haken ließen sich nicht herausziehen, und es war offensichtlich, dass sie nur von einem Arzt herausgeschnitten werden konnten.
    »Sergeant Rossi! Alle einsatzfähigen Männer sollen sich in fünf Minuten versammeln.«
    Sergeant Rossi salutierte und überließ den Verwundeten sich selbst. Lustlos schleppten sich die einsatzfähigen Männer zu Gordon, der zum Gipfel hinaufstarrte, wo er in der Ferne

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