Auf den Flügeln des Adlers
endlich erkannt, dass sie dem mächtigen britischen Empire nichts entgegenzusetzen hatten. Er hatte seine Aufgabe erledigt.
Warum hatte er dann das Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen war? Schrecklich nicht nur für die geschlagenen Kalkadoon, sondern auch für ihn selbst. Hausten Geister auf diesem Berg wie auf dem heiligen Hügel der Darambal? War er für immer verflucht, so wie es sein Vater angeblich gewesen war? Mit abergläubischem Schauder wandte Gordon der Anhöhe den Rücken zu und ging Sergeant Rossi entgegen, der mit der zweiten Gruppe heranritt.
Am späten Nachmittag kehrten die Polizisten unter größter Vorsicht an den Ort des Kampfes zurück, um die gefallenen Kalkadoon zu zählen und die Verwundeten zu erschießen. Terituba, der wieder zu Bewusstsein gekommen war, stellte sich tot, als die Polizisten auf ihrem Weg nach oben über ihn stiegen. Aus dem Augenwinkel versuchte er zu erkennen, wo Wallarie gestürzt war, aber der war verschwunden. Vorsichtig drehte Terituba den Kopf, um die Felsen um sich herum zu überblicken.
Wohin er auch sah, überall feuerte der Feind die entsetzlichen Waffen ab, die seinen Männern auf dem Hügel das Leben geraubt hatten. Wenn er jetzt floh, war das sein sicherer Tod. Also legte er den Kopf zurück und wartete geduldig.
Während die Sonne hinter dem Hügel versank und die Sterne über den fernen Ebenen aufgingen, kroch Terituba vom Schlachtfeld weg. Er wanderte durch die Nacht, bis er an einen Fluss kam. Dort kniete er nieder und stillte seinen Durst. Sein Kopf dröhnte, und aus der Wunde, die die Kugel in sein Fleisch geschlagen hatte, sickerte immer noch Blut.
Er legte sich in den Sand des Flussufers und fiel in einen tiefen Schlaf. In seinem Traum erinnerte er sich an das Totenlied, das der Darambal vor der Schlacht gesungen hatte. Abrupt wachte er auf. Sein scharfes Ohr vernahm das Schnappen und Knurren wilder Hunde, die auf den Hängen ein Festmahl feierten. Der Stolz der Kalkadoon-Krieger war nur noch Nahrung für die Aasfresser. Terituba schlief wieder ein.
Bei Sonnenaufgang weckte der pfeifende Flügelschlag eines Schwarms wilder Enten den Krieger. Er fühlte sich frisch gestärkt, aber er wusste, dass sich auch der Feind erholt haben würde. Der Anführer der Weißen hatte sich als genauso unbarmherzig erwiesen, wie Wallarie gesagt hatte. Terituba war klar, dass der Mann die Berge nicht verlassen würde, bis er nicht den letzten Kalkadoon-Krieger aufgespürt hatte. Er musste nach den Überlebenden seines Volkes suchen, aber zuerst musste er seine Frauen und seine Söhne finden.
Er watete in die Untiefen des Flusses hinaus, wo das kalte Wasser in sein nacktes Fleisch biss, als er die mit Blut befestigten Federn ab wusch, doch er spürte es nicht. Mit den Totemzeichen seines Kriegervolkes verschwand für alle Zeiten ein Brauch seines stolzen, mutigen Stammes. Denn als Kriegervolk hatten die Kalkadoon aufgehört zu existieren.
In den Schluchten und entlang der Wasserläufe feuerten die Polizisten in die verlassenen Gunyahs, die Hütten der Kalkadoon. Aufsteigender Rauch brachte die Kunde von der Zerstörung zu den Überlebenden, die sich in den Schutz der Berge geflüchtet hatten und von dort verzweifelt zusahen. Die Frauen jammerten, und die Kinder weinten vor Kummer und Verwirrung. Sie konnten nicht begreifen, was am Vortag geschehen war. Seit der Traumzeit hatte es keine Katastrophe dieser Größenordnung gegeben! Hätten die Kriegshäuptlinge nicht auf den Rat des Darambal gehört, nicht die gesamte Kraft des Stammes gegen die Weißen einzusetzen, dann hätte keiner von ihnen überlebt. So hatten sich zumindest die Frauen und Kinder und eine Hand voll Krieger retten können.
Gordon James suchte die Hänge persönlich ab, bevor er sich seinen Männern anschloss, die ihre Pferde bestiegen, um Überlebende aufzuspüren. Langsam ging er zwischen den Leichen umher, die überall auf dem Hang verstreut lagen. Er suchte einen bestimmten Mann. Aber der Darambal war nicht unter den Toten. Der alte Krieger war nirgends zu entdecken.
»Was suchen Sie, Inspektor?«, fragte Commanche Jack, der bereits auf seinem Pferd saß.
Gordon starrte auf die rote Ebene hinaus, die sich östlich der Berge erstreckte. Am Himmel darüber segelte majestätisch und voller Anmut ein großer Adler, die riesigen Schwingen weit ausgebreitet.
»Ich glaube, ich habe es gefunden«, erwiderte er, ohne den Adler aus den Augen zu lassen. Commanche Jack spie einen langen
Weitere Kostenlose Bücher