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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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zwischen den Felsen auf der Kuppe die Gestalten der Krieger sah. Er konnte es sich nicht leisten, von den Kalkadoon geschlagen zu werden. Nach Cloncurry zurückzukehren kam nicht in Frage.
    Die Grenzer und Polizisten, die sich um ihm sammelten, boten einen traurigen Anblick. Doch als sich Gordon an sie wandte, war seine Stimme voller Zuversicht. Er war die geborene Führungspersönlichkeit und besaß die Gabe, Verzagten neuen Mut einzuflößen.
    Die Männer lauschten, als Gordon seinen neuen Plan erklärte: Die Streitmacht würde sich aufteilen und den Berg aus zwei Richtungen attackieren. Die Hauptmacht sollte über den Hang angreifen, an dem sie vorhin gescheitert waren, während auf der gegenüberliegenden Seite ein Ablenkungsmanöver erfolgte. Es war ein einfacher Plan, und das gefiel den Leuten.
    Die Expedition wurde in zwei Gruppen aufgeteilt – eine sollte Gordon befehligen, die andere Sergeant Rossi. Gordon würde den Frontalangriff auf den Berg leiten. Trotz seiner schweren Verletzung bestand Commanche Jack darauf, Gordon zu begleiten. Der Amerikaner ließ sich von einem Grenzer den Arm schienen und tauschte sein Gewehr gegen einen Revolver.
    Sergeant Rossi und seine Truppe ritten los, um auf der anderen Seite des Hügels in Stellung zu gehen, während Gordon mit seinen Leuten im spärlichen Schatten des Buschs wartete. Nach einer Stunde hörten sie Gewehrfeuer: Sergeant Rossis Angriff hatte begonnen.
    »Also, Jungs«, sagte Gordon ruhig. »Es geht los.« Die verbliebenen einsatzfähigen Polizisten und Grenzer erhoben sich und griffen zu ihren Waffen. In aufgelöster Ordnung rückten sie, aus allen Gewehren feuernd, unter einem Hagel von Steinen, Speeren und Bumerangs gegen den nur schwach verteidigten Gipfel vor.
    Wieder kamen sie nur langsam voran. Sie schossen aus der Deckung der Felsen heraus, luden nach und huschten zum nächsten Gesteinsbrocken. Aber auf der Kuppe hatte ein radikaler Wandel stattgefunden. Die Verteidiger waren nicht mehr so gut organisiert und liefen verwirrt durcheinander, während sie versuchten, beide Seiten gleichzeitig zu verteidigen. Dabei wurden sie unweigerlich zum leichten Ziel für die Gewehre der Angreifer. Ein Kalkadoon-Krieger nach dem anderen sank, von Kugeln durchbohrt, zu Boden.
    Gordon feuerte aus seinem Revolver, bis er leer war, während rechts und links von ihm seine Männer unaufhaltsam vorrückten. Als er die Waffe erneut hob, um nach einem Ziel zu suchen, herrschte auf dem Schlachtfeld Totenstille.
    »Nachladen. Zurück zu den Pferden«, befahl Gordon in der unheimlichen Stille, die sich über den Berg gesenkt hatte. »Wir müssen nach den Verwundeten sehen.«
    Die Männer lösten ihre Formation auf und trotteten schweigend zu den Büschen zurück, bei denen sie die Verwundeten zurückgelassen hatten.
    »Verdammte Kalks!«, schimpfte Commanche Jack im Gehen. Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Die wissen einfach nicht, wann sie aufgeben müssen!«
    Als sich die müden Männer in den Schatten der Bäume fallen ließen, hätte sich Gordon am liebsten in einem kühlen, dunklen Loch verkrochen. Er wollte allein sein, um über die Tragweite der Ereignisse nachzudenken, aber ihm war klar, dass er auf den Beinen bleiben und die nächste Phase der Operation überwachen musste. Seine Mission war noch nicht beendet und würde es erst sein, wenn die Kalkadoon ein für alle Mal geschlagen waren, sodass sie nie wieder über die Siedler im Cloncurry-Distrikt herfallen konnten.
    »So was hab ich noch nicht geseh’n«, sagte Commanche Jack neben ihm. »Jetzt habe ich so viele Jahre gegen die Indianer gekämpft, aber das hier ist das Tapferste, was mir je untergekommen ist.«
    Gordon antwortete nicht auf die Bemerkung des Amerikaners, sondern nickte nur. Wo war die Hauptstreitmacht der Kalkadoon? Es hatten doch alle Anzeichen darauf hingedeutet, dass eine Entscheidungsschlacht unvermeidlich war! Doch nur eine Hand voll mutiger Krieger hatte sich seiner überlegenen Streitmacht entgegengestellt. Warum?
    Als er zum Berg hinaufblickte, dämmerte Gordon die Antwort. Sie hatten ihr Leben gegeben, um Frauen, Kindern und den übrigen Kriegern die Flucht zu ermöglichen. Beschämt durch den selbstmörderischen Mut der Eingeborenen, die bis zum Letzten Widerstand geleistet hatten, senkte er den Kopf. Sie hatten ihn um den Sieg gebracht, und die Geschichte ihres heroischen Widerstands würde seinen Erfolg überstrahlen. Und doch – es war vorbei, dachte er. Die Kalkadoon hatten

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