Auf den Flügeln des Adlers
ich von der Geschichte zwischen dir und Penelope erfahren habe, war ich wütend und verletzt, aber Penny hat mir erklärt, dass du nicht mehr der gleiche Michael Duffy seist wie der, den ich geliebt habe. So hatten wir beide das Glück, uns in unseren eigenen Michael Duffy zu verlieben.«
Michael lachte liebevoll über ihren naiven Versuch, die Situation zu erklären. Sie blickte ihn verwirrt und etwas beleidigt an, was er sehr anziehend fand. »Was ist daran so lustig?«, fragte sie steif. »Ich meine es ernst, Michael.«
Er hörte auf zu lachen und musterte sie lächelnd. »Weißt du, als Mann habe ich großes Glück gehabt, euch beide kennen zu lernen. Aber ich bete zu Gott, dass unser Sohn nie erfährt, dass sowohl seine Mutter als auch seine Tante Penelope das Bett mit ihren beiden Michaels geteilt haben. Nachdem er in England erzogen wurde, dürfte er nicht viel Verständnis für die Lüsternheit seiner Mutter und seiner Tante aufbringen.«
Fionas strenger Gesichtsausdruck schmolz dahin. Sie brach in Gelächter aus, als sie sich vorstellte, wie schockiert ihr Sohn sein würde. Doch das Lachen erstarb und sie blickte Michael ernst an. »Du wirst ihn doch finden, nicht wahr?«
In ihre Augen trat ein gehetzter Blick, als sie den einzigen Mann, dem sie wirklich vertraute, um das Leben ihres Sohnes anflehte.
»Ja, das werde ich«, antwortete Michael, der ihre Hände fest in den seinen hielt. »Und wenn ich ihn gefunden habe, bringe ich ihn zu dir nach Hause.«
Fiona versuchte, bei seinen zuversichtlichen, beruhigenden Worten zu lächeln. »Selbst wenn du Patrick zurückbringst – meine Mutter hat ihn gegen mich aufgehetzt«, flüsterte sie. »Sie hat ihm erzählt, ich hätte ihn in ein Pflegehaus geschickt, und wenn Molly ihn nicht gerettet hätte, wäre er dort gestorben.«
Eine Sekunde lang war Michael von dieser Enthüllung so schockiert, dass er sie entsetzt anstarrte. Das konnte Lady Enid nicht getan haben, dachte er. »Dann sage ich ihm die Wahrheit«, meinte er schließlich. »Dass deine Mutter ihn angelogen hat.«
Voller Dankbarkeit, für die sie keine Worte fand, umarmte Fiona Michael inbrünstig. »Mein lieber Michael, ich weiß, warum ich dich so liebe. Du erkennst immer die Wahrheit.«
Keiner der beiden bemerkte, dass Penelope den Raum betreten hatte, bis sie plötzlich vor ihnen stand. Michael sah sie zuerst und löste sich aus Fionas Armen.
»Hallo, Fiona«, grüßte sie höflich. Dann wandte sie sich Michael zu. »Ich hatte erwartet, dich eher zu sehen.«
Fionas Gesichtsausdruck veränderte sich dramatisch. Sie schwankte zwischen Verwirrung und Schuldbewusstsein. Obwohl zwischen ihr und Michael nichts vorgefallen war, wirkte die Situation kompromittierend. Sie zupfte an ihrem Kleid herum und begrüßte Penelope, die einigermaßen kühl darauf antwortete.
»Was soll das heißen, du hast erwartet, mich eher zu sehen?«, fragte Michael. Nachdem Penelope von Fiona kurz umarmt und auf die Wange geküsst worden war, wandte sie ihre Aufmerksamkeit ihm zu.
»Meine Mann weiß von deiner Rückkehr nach Sydney«, erwiderte sie. »Ich fürchte, die Männer, die für Manfred arbeiten, berichten von all ihren Kontakten mit Fremden. Meinem Mann war natürlich sofort klar, dass der große, einäugige Ire, der fließend Deutsch spricht, kein anderer als Michael Duffy sein kann. Du musst vorsichtiger sein, mein Lieber.«
»Verdammt!«, fluchte Michael. »Was weiß er noch?«
Als Penelope sich einen Stuhl nahm, konnte Michael nicht anders, er musste ihre Schönheit bewundern. Das Alter hatte ihre Sinnlichkeit nicht beeinträchtigt, dachte er. Sie war sexuell nicht weniger anziehend als vor einem Jahrzehnt, als sie ihre seidenen Laken mit ihm geteilt hatte.
»Mein Mann fürchtet offenbar, dass dieser grässliche Mister Brown dich geschickt hat, damit du seine Mission sabotierst« antwortete sie offen. »Du weißt, dass er geschworen hat, dich umzubringen, wenn du ihn an der Erfüllung seines Auftrags hinderst.«
»Und der lautet, Neuguinea für den Kaiser zu besetzen?« fragte Michael rundheraus. Sie lächelte geheimnisvoll, bevor sie antwortete. »Ich erzähle nie weiter, was man mir im Bett anvertraut, Michael. Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst und weißt es zu schätzen.«
Fiona blickte von Michael zu Penelope.
»Du kannst Manfred versichern, dass weder ich noch Mister Brown die Absicht haben, seine Mission zu sabotieren«, sagte Michael ruhig.
»Ich würde dir vielleicht glauben, Michael«,
Weitere Kostenlose Bücher