Auf den Flügeln des Adlers
Bericht beunruhigt mich, weil die beiden das Land gut kennen, was in der Zukunft für uns beträchtliche Probleme aufwerfen könnte. Dieser verdammte Wallarie war schon auf der Bildfläche, als ich noch ein junger Offizier war. Schon damals wurde er wegen Mordes gesucht. Wenn ich mich recht erinnere, war er mit Trooper Duffys Vater unterwegs. Wie war doch noch sein Name …?«
»Tom Duffy, Sir«, entgegnete Gordon. »Mein Vater hat damals geholfen, ihn in Burkesland aufzuspüren.«
»Ja, jetzt erinnere ich mich.« Sergeant Ferguson brachte zwei Becher mit dampfendem, gesüßtem Schwarztee, und Gales setzte sich wieder.
»Danke, Jack.« Damit war der Kasernenunteroffizier entlassen. »Schlechtes Blut setzt sich immer durch«, seufzte der Polizeichef, während er an seinem Tee nippte.
Gordon enthielt sich jeden Kommentars. »Was wollen Sie tun, Sir?«
Gales sah Gordon prüfend an. »Er war einer von Ihren Männern, Inspektor James. Was glauben Sie – was hat er vor, und wo können wir ihn finden?«
Mit dem Tee in der Hand ging Gordon zu der Wandkarte und fuhr mit dem Finger über die beiden Punkte, die sein Vorgesetzter bezeichnet hatte. Er verlängerte die Linie, bis sein Finger auf einem Punkt mitten in der Kolonie Queensland ruhte. »Das ist ihr Ziel, Sir.«
Mit zusammengekniffenen Augen entzifferte der Polizeichef die feine Schrift des Kupferstichs. »Glen View«, las er laut.
»Dort werden Sie die beiden finden«, bestätigte Gordon.
»Wie können Sie da so sicher sein, junger Mann?«, wollte Gales wissen. »Jeder beliebige Ort in der Kolonie könnte ihr Ziel sein. Wallarie und Tom Duffy waren damals auch überall und nirgends.«
»Ich weiß es, weil ich über einige Kenntnisse bezüglich des Nerambura-Stamms verfüge, Sir …«
Gales schnitt ihm das Wort ab. »Nie gehört.«
»Wahrscheinlich weil der Stamm zur Zeit meines Vaters sehr gründlich bekämpft wurde«, seufzte Gordon. »Er wurde praktisch ausgelöscht. Wallarie ist der letzte reinrassige Überlebende. Soweit ich weiß, fließt sonst nur noch in den Adern von Tom Duffys Kindern Nerambura-Blut. Aus der Richtung, die sie genommen haben, schließe ich, dass Wallarie Peter Duffy zu ihren heiligen Gründen bringen will, um eine Initiationszeremonie durchzuführen.«
»Könnte natürlich sein«, meinte Gales, während er auf die Karte hinter Gordon starrte. »Schwarze sind in diesen Dingen etwas komisch. Nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist, war Ihr Trooper Duffy mehr schwarz als weiß.«
»Scheint so«, antwortete Gordon mit ausdrucksloser Stimme. Für einen Augenblick dachte er an Sarah. Auch sie gehörte zu den letzten Abkömmlingen der Nerambura, und wenn sie jemals Kinder haben sollten, würden diese das Blut eines Stammes in sich tragen, an dessen Auslöschung sein Vater beteiligt gewesen war. Ein unheimlicher Gedanke, der unbehagliche Erinnerungen wachrief.
»… stellen Sie eine Patrouille zusammen, die nach Süden, nach Glen View, reitet …«
»Tut mir Leid, Sir. Ich habe nicht gehört, was Sie gesagt haben«, entschuldigte sich Gordon.
»Haben Sie sich von dem Schlag auf den Kopf denn ganz erholt?«, fragte Gales besorgt, da ihm das blasse, schweißüberströmte Gesicht des Inspektors aufgefallen war. »Sie sehen aus, als hätten Sie Fieber.«
»Mir geht es gut, Sir.«
»Um so besser! Ich will nämlich, dass Sie sofort eine Patrouille zusammenstellen und nach Süden reiten, um herauszufinden, ob sich die beiden tatsächlich auf Glen View aufhalten, wie Sie vermuten.«
»Ja, Sir. Ich kümmere mich sofort darum.«
Gordon rechtfertigte seine Entscheidung vor sich selbst mit dem Gedanken, dass es besser war, wenn er Peter und Wallarie fand, als wenn es Fremde taten, die vielleicht sofort schossen. Am Nachmittag besuchte er seine Mutter, bevor er in die Kaserne zurückkehrte, um mit einer siebenköpfigen Streife aufzubrechen.
Emma James hatte schweigend zugehört, während ihr Sohn ihr seine Mission erklärte. Erst als er wieder fort war, dachte sie über die merkwürdigen Parallelen nach: Wie Gordons Vater einst Tom Duffy gehetzt hatte, so jagte Gordon nun dessen Sohn Peter. Ein verhängnisvolles Rad des Schicksals bestimmte ihr Leben, sodass sich die Ereignisse beständig wiederholten. Die Fäden verwoben sich zu einer neuen Tragödie: Wieder würde eine bewaffnete Patrouille der Eingeborenenpolizei in das Land des Clans der Nerambura vom Stamme der Darambal reiten.
Das Schreiben, in dem er seinen Dienst quittierte, hatte
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